Am 1. September ist es wieder so weit: Nazis aus dem gesamten Bundesgebiet schlagen in Dortmund auf, um ihre rassistische Hetze zu verbreiten. Das bereits achte Mal in Folge rufen die sogenannten „Autonomen Nationalisten“ dazu auf, mit ihnen gegen „imperialistische Kriegstreiberei und Aggressionskriege“ zu demonstrieren und geben vor, sie seien gegen Kapitalismus und Krieg.
von Sebastian, Dortmund
In den letzten Jahren konnten die Rechten weit über 1.000 Anhänger hinter ihrem Banner versammeln. Erst kürzlich ist ihr Aufmarschgebiet bekannt geworden: Dortmund-Hörde, ein Stadtteil, in dem gerade eine neue Moschee errichtet wird. Das Bündnis Dortmund stellt sich quer , in dem auch Mitglieder der Partei DIE LINKE und Linksjugend [’solid] aktiv sind, mobilisiert zu Gegenprotesten und Blockadeaktionen.
Die Zustände in Dortmund sind weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Seit Jahren versuchen Nazistrukturen wie der „Nationale Widerstand Dortmund“ hier eine Hochburg aufzubauen. Im Alltag setzen sie auf Einschüchterung und Gewalt gegen MigrantInnen, Linke und Andersdenkende. Von Seiten der Stadt wurde das Problem jahrelang verharmlost.
Traurige Höhepunkte des Vorgehens der Nazis: Der „Nationalsozialistische Untergrund“ (NSU) erschoss mit Unterstützung von rechten Dortmunder Strukturen den türkischen Kiosk-Besitzer Mehmet Kubaşık. Vier weitere Tote seit dem Jahr 2000 gehen auf das Konto der Dortmunder Nazi-Szene.
Seit Jahren gibt es aber auch wachsenden Widerstand gegen die Rechten. So ist es 2011 gelungen, die Wegstrecke der Faschisten an zwei Stellen zu blockieren. Die massiven Gegenproteste haben dazu geführt, dass die Teilnehmerzahl der Naziaufmärsche in den letzten Jahren stetig abgenommen hat. Während im Jahr 2009 noch bis zu 1.200 Neonazis zum „Nationalen Antikriegstag“ kamen, wurden 2011 „nur“ 700 TeilnehmerInnen gezählt. Ihnen gegenüber standen über 10.000 GegendemonstrantInnen.
Der öffentliche Druck hat bewirkt, dass die „Autonomen Nationalisten“ am 1. September nicht mehr im Stadtzentrum, also am Hauptbahnhof und der migrantisch geprägten Nordstadt aufmarschieren können. In den letzten Jahren wurden dort größere Gebiete weiträumig abgesperrt – wirksamer antifaschistischer Protest sollte so unmöglich gemacht werden.
Doch auch, dass die Nazis mit Hörde eine weniger prominente Route bekommen haben, löst das Problem nicht, denn jeder gelungene Aufmarsch stärkt die Szene.
Entlang des Aufmarschgebiets befinden sich neben dem Rohbau der Moschee am Grimmelsiepen auch der ehemalige Hörder Gestapo-Keller, in dem RegimegegnerInnen der NS-Diktatur gefoltert und getötet wurden. Das Bündnis Dortmund stellt sich quer ruft zu Widerstand gegen den Aufmarsch auf.
Die antifaschistische Mobilisierung läuft auf Hochtouren: so wurden bereits ca. 25.000 Flyer und 15.000 Aufkleber unter die Leute gebracht. Alleine die Linksjugend [’solid] hat in zwei Wochen über 5.000 Flugblätter auf Dortmunder Straßen verteilt.
Noch immer ist ausreichend Mobilisierungsmaterial vorrätig, neue Poster und weitere Flugblätter werden in diesen Tagen produziert. Wer Material zugeschickt bekommen möchte, kann eine E-Mail an mobi@dortmundquergestellt.de schicken. In vielen Orten werden öffentliche Mobilisierungsveranstaltungen angeboten.
Um ein eigenes Zeichen gegen Krieg und Faschismus zu setzen, wird es am 31.8. eine Vorabenddemo von Dortmund stellt sich quer geben. Treffpunkt ist um 19 Uhr am Dortmunder Hauptbahnhof.