Augenzeugenbericht von #Occupy Wall Street in New York

„We are the 99 percent!"


 

Inspiriert durch die Bewegung der „Empörten“ in Südeuropa und die arabische Revolution fanden am 15. Oktober 2011 internationale Proteste in über 80 Ländern statt: in Nordamerika, Asien und Europa. Die Besetzungen an der New Yorker Wall Street, der „Höhle des Löwen“, gaben dem Aufruf für den 15. Oktober aber eine neue Qualität.

von Linda und Sebastian

In den USA war dieser Tag ein Höhepunkt der Bewegung, die am 17. September mit einer Besetzung des Zuccotti-Parks in Lower Manhattan unweit der Wall Street, dem Finanzzentrum der USA begann. Vor allem gegen die Macht der Banken, gegen Korruption, Sozialabbau und Krieg gingen in verschiedenen Städten wie Washington, Boston und Chicago, Los Angeles, Miami und Philadelphia zehntausende Menschen auf die Straße.

Die mit Abstand größten Proteste fanden aber in New York statt. Ermutigt davon, dass die Polizei am Freitag Morgen den besetzten Zuccotti-Park nicht räumen konnte, gab es dort die größten Demonstrationen seit Beginn der Bewegung. Beginnend mit über 1.000 AktivistInnen, die sich am frühen Morgen im besetzten Zuccotti-Park zusammenfanden, gab es gegen Mittag einen Demonstrationszug mit 2.000 Jugendlichen und GewerkschafterInnen (vor allem aus dem Gesundheits- und Schulwesen) zu einer Versammlung von ca. 1.000 SchülerInnen und Studierenden im Washington Square Park, die beschlossen, sich Occupy Wall Street anzuschließen. Zwischenzeitlich gab es eine versuchte Besetzung einer nahegelegenen Citi-Bank, bei der allerdings 24 AktivistInnen verhaftet wurden.

Bis spät in den Abend kamen dann bis zu 20.000 Menschen an den Times Square um gegen die Profiteure der Krise, die Bänker und Spekulanten zu protestieren. Gegen 21 Uhr wurde der Washington Square Park von 700 AktivistInnen besetzt. Am Rande gab es immer wieder Provokationen und Übergriffe der Polizei, insgesamt wurden über 70 Personen festgenommen.

Die Stimmung in in Manhattan war kämpferisch, auch wenn die Forderungen vieler TeilnehmerInnen weit auseinander gingen. Während einerseits die Rede von Klassenkampf und Revolution war, hielten Andere noch große Illusionen auf “ihren Präsidenten” Barack Obama und forderten ihn z. B. auf, zu untersuchen, welche Parlamentarier Geld von großen Konzernen beziehen. Wie sich bei Redebeiträgen während der Kundgebungen, aber auch in den zahllosen Diskussionen am Infotisch der Socialist Alternative, der US-amerikanischen Schwesterorganisation der SAV, zeigte, verband viele DemonstrantInnen aber das große Selbstbewusstsein und der Stolz, dass „hier endlich mal etwas passiert“ und man „dabei ist, Geschichte zu schreiben“, wie sinngemäß der linke Filmemacher Michael Moore in einem TV-Interview sagte.

Erstaunlich hoch war neben der Frage, wie die Bewegung weiter machen kann, auch das Interesse an sozialistischen Ideen und wie eine andere Gesellschaft aussehen könnte. Viele meinten, dass #Occupy Wall Street nur der Anfang sein könne, die Dinge zu verändern, und dass der Kampf nach diesem erfolgreichen internationlen Aktionstag weitergehen muss und es drängt die Bewegug auf beitere Füße zu stellen.

Weitere Infos:

www.occupywallst.org

www.socialistalternative.org