– weder in der Nordstadt, an der Weserspitze noch anderswo!
Am 17. September demonstrierten über 1500 Menschen gegen Nazis und rechtsradikale Gruppen in Kassel. Aufgerufen hatte das „Bündnis gegen Rechts“, bestehend aus Gewerkschaften, politischen Organisationen, dem AStA und dem StadtschülerRat.
von Frank Redelberger und Simon Aulepp
In den letzten Monaten waren immer wieder Mitglieder der Kasseler Nazigruppe „Sturm 18“ in der Öffentlichkeit aufgetreten, hatten Linke und MigrantInnen eingeschüchtert und bedroht. Im Kommunalwahlkampf hatte die Gruppe einen Infostand der LINKEN angegriffen. An einer Kasseler Freiwilligen Feuerwehr musste erst vor wenigen Monaten ein Wehrführer aufgrund des öffentlichen Drucks seinen Hut nehmen. Er hatte nachweislich Kontakte zur nordhessischen Neonaziszene. Die „Freie Kameradschaft“ Kassel verklebt seit etwa einem halben Jahr Sticker mit rassistischen und demokratiefeindlichen Sprüchen mehreren Kasseler Schulen. Mit der Demo wurde deutlich, dass Nazis in Kassel nicht akzeptiert und deutlich in der Minderheit sind. Dies zeigte sich v. a. an der für Kasseler Verhältnisse großen Anzahl, aber auch an der bunten Mischung an DemonstrantInnen.
Auf der Demo gab es Redebeiträge verschiedener Gruppen, neben anderen sprach der Stadtverordnete der Kasseler Linken Simon Aulepp. Er betonte die Notwendigkeit die Nazis von unseren Plätzen zu vertreiben, prangerte aber auch die rassistische Spaltungspolitik der herrschenden Politiker an, die den Nazis den Boden bereite. „Auch heute müssen wir auf den Zusammenhang zwischen rassistischer Spaltung und faschistischem Gedankengut aufmerksam machen! Nur auf Basis des kapitalistischen Systems, in dem Konkurrenzdruck, Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit regieren, können sich Nazis als vermeintliche Alternative darstellen.“, so Aulepp.
Nazis runter von den Plätzen
Zeitgleich zur Antifademo hatten sich etwa 20 Nazis auf dem zentralen Friedrichsplatz zu einem Saufgelage versammelt. Es handelte sich um Mitglieder des „Sturm18“, darunter der vorbestrafte Neonazi Bernd Tödter. Allerdings ging die Demo nicht am Friedrichsplatz vorbei, weshalb die Nazis dort nahezu unbehelligt Alkohol trinken und rumpöbeln konnten.
Nach Abschluss der Demonstration fanden sich daher unter Beteiligung der SAV und anderen Gruppen etwa 50 Teilnehmer zusammen um konkret gegen die Nazipropaganda vorzugehen. Auf der Grundlage eines gemeinsamen Aktionskonsenses – die Nazis durch unsere lautstarke Präsenz unter Einbeziehung der größtmöglichen Öffentlichkeit vertreiben – stellten wir uns den Nazis entgegen. Am Friedrichsplatz gelang es uns durch Aufklärung über die Nazis schnell, die Sympathie vieler PassantInnen zu gewinnen, so dass sich etwa weitere 150 KasselerInnen unserem Protest anschlossen. Dies zeigt das weit reichende antifaschistische Bewusstsein unter der Kasseler Bevölkerung.
Nachdem die Polizei angerückt war, kam es von Seiten der Nazigruppe zu Provokationen, eine Flasche wurde in unsere Richtung geworfen. Der Polizei wurde aufgrund der großen Solidarität auch schnell klar, dass die Nazis auf dem Friedrichsplatz allgemein unerwünscht waren und erteilten ihnen einen Platzverweis. Da sie dem nicht nachkamen, wurden sie letztendlich für die Nacht in Gewahrsam genommen. Den Abschluss unseres Protests bildete der Sprechchor „Friedrichsplatz – unser Platz!“
Auf dem kommenden Treffen des „Bündnis gegen Rechts“ am 26.9. werden wir diskutieren, wie wir an der erfolgreichen Aktion am Samstag anknüpfen können und wie der Kampf gegen Nazis weitergeht. Dazu sind eine weitergehende Vernetzung (Aufbau einer Telefonkette etc.) und längerfristiger Protest gegen das öffentliche Treiben der Nazis notwendig. Kein Fußbreit den Faschisten!