Telekom vor Tarifauseinandersetzung
Am 10. Dezember beschloss die Große Tarifkommission des ver.di- Fachbereichs 9 die Forderungen für die rund 105.000 Beschäftigten bei der Telekom (T-Servicegesellschaften, Telekom Deutschland GmbH und Deutsche Telekom AG).
von Alexandra Arnsburg, Mitglied des ver.di-Landesbezirksvorstands Berlin-Brandenburg*
ver.di fordert eine lineare, tabellenwirksame Entgelterhöhung von 6,5 Prozent, als Mindestbetrag aber 170 Euro zur stärkeren Anhebung der unteren Einkommen und 70 beziehungsweise 90 Euro für Azubis bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die ursrpüngliche Empfehlung wurde im Anschluss an Diskussionen nach oben korrigiert.
Besonders positiv ist der Festgeldanteil für die unteren Einkommen, denn er würde einen beginnenden Ausgleich für die Beschäftigten einer geringeren Einkommensgruppe bedeuten, besonders für die, die aufgrund abgesenkter Einstiegsgehälter weniger Lohn für die gleiche Arbeit bekommen.
Niemand von uns kann sich Reallohnverlust leisten. Deshalb müssen die vollen 6,5 Prozent durchgesetzt werden. Insbesondere die KollegInnen aus den Servicegesellschaften sind auf eine ordentliche Lohnerhöhung angewiesen, da der letzte Teil der Ausgleichszulage wegfällt.
Lohnraub, Arbeitshetze und Standortschließungen
In der Vergangenheit haben wir gesehen, dass Verzicht keine Arbeitsplätze rettet. Im Gegenteil: Der Arbeitgeber geht immer dreister mit uns um und drängt viele durch ständige Umstrukturierungen und drohende Standortschließungen und -verlagerungen aus dem Konzern.
Der Arbeitsdruck hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Fast zwei Drittel der Beschäftigten sind der Meinung, dass sie die Arbeit nicht bis zur Rente durchhalten und 79 Prozent erwarten weitere Verschlechterungen. Die ständigen Umstrukturierungen und die permanenten Änderungen sorgen für große Unsicherheit und zusätzlichen Druck.
Überschattet wird die Tarifrunde von drohenden weiteren Standortschließungen. Bei zahlreichen Protesten im ganzen Bundesgebiet haben wir gezeigt, dass wir uns wehren können und zwangen den Arbeitgeber bereits wieder an den Verhandlungstisch.
Konzernweit kämpfen
Es gibt aber insgesamt ein starkes Gefühl, dass die Beschäftigten ihrerseits den Druck auf den Arbeitgeber nur erhöhen können, wenn sie wirklich alle auf die Straße gehen. Das heißt, die Spaltung in verschiedene Betriebe muss dadurch überwunden werden, dass konzernweit gestreikt wird. Die älteren KollegInnen wissen noch, was möglich ist, wenn die Belegschaft sich gemeinsam wehrt. Mit dieser Tarifrunde gibt es wieder die Chance, gemeinsam zu streiken.
Zur Durchsetzung der berechtigten Forderungen muss die Kampfkraft voll genutzt werden, bis hin zum Vollstreik. Streikversammlungen sollten dazu dienen, über die nächsten Schritte zu diskutieren und abzustimmen. Es muss dann auch öffentliche Aktionen geben, um die Unterstützung der Bevölkerung zu mobilisieren.
*Funktionsangabe dient nur zur Kenntlichmachung der Person
Vorschläge für den Arbeitskampf
Volle Durchsetzung der Forderungen! Keinerlei Kompensationsgeschäfte!
Kampfkraft nutzen: Urabstimmung, Mobilisierung bis hin zum Vollstreik
Volle Einbeziehung der KollegInnen in den Arbeitskampf durch Streikversammlungen: demokratische Diskussionen und Abstimmungen
Kein Abschluss und kein Streikabbruch ohne vorherige Urabstimmung