Bericht von der "Wir zahlen nicht für eure Krise!"-Demo im Ruhrgebiet
Bereits am Vormittag des 20.3. trafen Busse mit DemonstrantInnen aus Nordrhein-Westfalen und umliegenden Bundesländern in Essen ein.
Weitere TeilnehmerInnen reisten in größeren Gruppen mit dem Zug an.
Der Vorplatz des Essener Hauptbahnhofs, an dem gegen Mittag die Kundgebung beginnen sollte, war bereits gegen 11 Uhr überfüllt.
von Sebastian Fuhr, Essen
Gekommen waren zu einem großen Teil Organisierte und AktivistInnen. Als größte politische Gruppe waren die Mitglieder der Partei DIE LINKE. auszumachen.
Ein Meer von roten Fahnen schmückte den Platz an dessen Rändern Infotische verschiedener linker Gruppen aufgebaut wurden. Verschiedene Banner von der Partei DIE LINKE., von Linksjugend ["solid], DKP, verschiedenen Erwerbsloseninitiativen, gewerkschaftlichen Gruppen und MigrantInnenorganisationen ergaben ein buntes Bild.
Gegen 12.30 Uhr begann die Kundgebung. Bereits bei den ersten Reden war spürbar, was für eine kämpferische Stimmung unter den TeilnehmerInnen herrschte. Deutlich wurde die politische Message, dass die Profiteure für die Krise zahlen sollen und dass eine radikale Abkehr von den herrschenden Verhältnissen nötig ist. Immer wieder waren Reden von Sprechchören und langem Klatschen unterbrochen.
Um 13.30 Uhr setzte sich die Demonstration in Gang. Wie in Essen üblich, war dem Protestzug nicht erlaubt worden durch die Innenstadt zu ziehen, so dass ein großer Bogen um den Stadtkern gezogen wurde, entlang an Konzernfilialen, Arbeitsamt und Einkaufszentren.
Eigene Blöcke hatten sich formiert. Weit vorne lief DIE LINKE.NRW, gefolgt von DIDF, dem Jugendblock und anderen Gruppierungen. Der wohl zahlenmäßig größte Zug der Demonstration war der Jugendblock, an dem auch viele AktivistInnen aus der Bildungsstreikbewegung teilnahmen. In diesem Block war auch die SAV gemeinsam mit Mitgliedern von Linksjugend ["solid] vertreten. Auf einem Banner von Linksjugend ["solid] Essen wurde für die Kampagne für Arbeit, Bildung, Ausbildung und Übernahme geworben.
Mit Slogans wie "Widerstand – jetzt sofort! Griechenland an jedem Ort!" oder "Brecht die Macht der Banken und Konzerne!" prägte die SAV die Stimmung unter Vielen.
Bei der abschließenden Kundgebung konnte ein Genosse eine Solidaritätserklärung eines Vorstandsmitglieds des griechischen Parteienbündnis der radikalen Linken, Syriza, verlesen.
Die Abschlusskundgebung war jedoch schon bald überschattet von Attacken einzelner Neonazis und vor allem durch die anschließende Polizeigewalt gegen die DemonstrantInnen. Eine Polizistin in Zivil griff die DIE LINKE.-Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen hart an. Etliche DemonstrantInnen wurden festgenommen, ein Infostand der KPD von der Polizei eingekesselt. So wurden von der Polizei gezielt Bilder provoziert, die die Demonstration diskreditieren sollten.
Trotz dieser Übergriffe und gemessen daran, dass die Gewerkschaften größtenteils darauf verzichteten sich an der Mobilisierung zu beteiligen, kann die Demonstration als voller Erfolg gezählt werden. Die Veranstalter zählten insgesamt 6.500 TeilnehmerInnen.
Die "Wir zahlen nicht für eure Krise!"-Demonstration in Essen sowie die zeitgleiche Kundgebung in Stuttgart sollten als Auftakt für weitere Proteste gesehen werden.
Um Forderungen durchzusetzen und zu verhindern, dass die Krisenlast auf unseren Schultern abgeladen wird, ist weitergehender Widerstand notwendig. Die bundesweite Demonstrationen am 12. Juni, aber auch die anstehenden Bildungsstreiks bilden dafür weitere Ansatzpunkte.
Fotos auf: http://sav-ruhr.blogspot.com/