SAV solidarisch mit von Entlassung bedrohten Beschäftigten der Stadtentsorgung Rostock
Wir dokumentieren hier einen offenen Brief der Rostocker SAV-Bürgerschaftsabgeordneten Christine Lehnert an die von Arbeitsplatzvernichtung bedrohten MitarbeiterInnen der teilbrivatisierten Rostocker Stadtentsorgung:
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir sind empört über die Pläne der RVV und der ALBA AG, vierzig Kolleginnen und Kollegen zu entlassen. Das darf nicht hingenommen werden!
Die Entlassungspläne sind besonders unverschämt, wenn man bedenkt, dass eure Löhne gerade erst um zehn Prozent gesenkt wurden. Was war die Rechtfertigung dafür? Angeblich sollten so eure Arbeitsplätze gesichert werden. Jetzt sieht man, was die Worte der Geschäftsführung wert sind – nämlich nichts.
Es heißt, dass ihr auch noch Überstunden schuftet, und trotzdem sollen Leute entlassen werden! Das zeigt, wie brutal und widersinnig das Ganze ist. Die Begründung der Geschäftsführung für die Entlassungen lautet „Auftragsrückgänge und Umsatzeinbußen". Aber in Rostock ist immer noch genügend Müll vorhanden, die Abholzeiten sind in den vergangenen Jahren schon reduziert worden, was oft zu überfüllten Mülltonnen führt. Aber weil für ALBA nicht mehr genügend Gewinne abgeworfen werden, sollen weitere Arbeitsplätze vernichtet werden.
Das ist nicht hinnehmbar. Es zeigt, dass die Privatisierung nur wenigen Profithaien etwas nützt. Für euch Beschäftigte und für die Bürgerinnen und Bürger in Rostock bedeutet es eine Katastrophe.
Mit immer weniger Personal wird auch die Müllentsorgung immer schlechter. Das muss den Menschen in Rostock deutlich gemacht werden. Mit der Unterstützung der Rostocker Bevölkerung wäre es auch möglich, einen konsequenten Kampf für den Erhalt aller eurer Arbeitsplätze zu führen.
Mit den geplanten Entlassungen machen sich die Verantwortlichen der Stadt mitschuldig am Anwachsen der Arbeitslosigkeit. Mit der Wirtschaftskrise drohen ohnehin in den nächsten Monaten weitere Entlassungen in Betrieben und Werften. Tausende mehr Menschen in Rostock werden so in die Armut entlassen. Wir fordern von der Stadt, dass sie der Arbeitslosigkeit etwas entgegensetzen soll, zum Beispiel durch Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Dadurch könnten neue Arbeitsplätze geschaffen werden, anstatt Stellen abzubauen.
Der Erhalt all eurer Arbeitsplätze wird nicht ohne Arbeitskampfmaßnahmen möglich sein. Das sieht man an anderen Beispielen. Vor kurzem hat das Management eines Autozulieferers auch erst Entlassungen zurückgenommen, nachdem die Kollegen dort einfach spontan die Arbeit niederlegten und tagelang streikten.
Es sollte sofort eine Versammlung geben, in der alle KollegInnen die Möglichkeit haben, zu diskutieren, wie der Kampf für die Arbeitsplätze organisiert werden kann. Alles muss ausgeschöpft werden: betriebliche Protestaktionen, Streik und Protestdemonstrationen vor der Bürgerschaft.
Es ist nötig, öffentlichen Druck auf die Stadt aufzubauen, die Entlassungspläne zu stoppen. Gemeinsamer Widerstand von Beschäftigten und den Einwohnern Rostocks gegen die Politik von Privatisierung und sozialen Kürzugen wird immer notwendiger. Wir sagen: wir müssen alle zusammen auf die Straße gehen! Vielleicht sollte man der Geschäftsführung mal konkret vor Augen führen, wie sich ein stinkender Müllhaufen vor ihrer Haustür macht.
Kolleginnen und Kollegen, wir sind auf eurer Seite! Wir wollen euch nach allen Kräften unterstützen. Wir haben damit begonnen, Unterschriften gegen die geplanten Entlassungen zu sammeln. Es hat sich gezeigt: Lohnverzicht und Zugeständnisse sichern keine Arbeitsplätze. Stillhalten auch nicht. Ein konsequenter Kampf um den Erhalt aller eurer Arbeitsplätze kann und muss geführt werden. Die SAV unterstützt euch. Ruft an, wenn wir euch helfen können.
Mit solidarischen und kämpferischen Grüßen
Christine Lehnert, Mitglied der Bürgerschaft der Hansestadt Rostock