Raus zum 8. März, dem Internationalen Frauentag!
Die Krise trifft vor allem die lohnabhängig Beschäftigten. Die „Rettungspakete“ ändern daran überhaupt nichts. Zwei Gruppen sind besonders betroffen: Arbeiter der traditionellen Arbeitsbereiche, zum Beispiel im Automobilbau, und Arbeiter in prekären (unsicheren) Beschäftigungsverhältnissen – die während einer Krise leichter und schneller entlassen werden können, weil ihre Arbeitsverträge so gut wie keine Rechte beinhalten. Während die erste Gruppe vor allem männliche Beschäftigte umfasst, sind Teilzeit- und prekär Arbeitende mehrheitlich Frauen.
von Orna Geenal, Hamburg
Warum arbeiten vor allem Frauen in besonders schlecht bezahlten und unsicheren Arbeitsverhältnissen? Dies liegt zum einen daran, dass vor allem Frauen im Kapitalismus gleichzeitig zu Hause unentgeltlich beschäftigt sind (Kinder, Hausarbeit). Zudem werden Frauen als Zuverdienerinnen gesehen und müssen oft in Bereichen arbeiten, die kaum gewerkschaftlich organisiert sind.
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit?!
Die Einkommen sprechen eine deutliche Sprache. Wie eine Studie der EU-Kommission vom September 2008 besagt, ist die BRD in der EU das Schlusslicht in Sachen Gleichstellung von Frauen am Arbeitsplatz. Hier erhält fast jede zweite Mitarbeiterin (45 Prozent) gegenüber ihren männlichen Kollegen ein niedrigeres Gehalt trotz gleicher Qualifikation. Im Dienstleitungsbereich beträgt dieser Einkommensunterschied zum Beispiel 30 Prozent (Statistisches Bundesamt 2007).
Next Station: Emanzipation?
Die Frauenfrage hängt an den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Der kapitalistische Staat geht vom Mann als „Familienernährer“ aus. Mit dem Aufkommen der Massenarbeitslosigkeit wurde die Frau vor allem „Mutter“ oder „werdende Mutter“. Mit dem Abbau des sogenannten „Sozialstaates“ waren es in besonderem Maß die Frauen (verschleiert im Begriff „die Familie“), die die Kürzungen privat auffangen mussten – indem sie sich unentgeltlich zu Hause um die Alten, Kranken und Kinder kümmerten. Im Zuge der neoliberalen Politik wurde die Frauenfrage zur Familienfrage unter einem pronatalistischen Diskurs (pro mehr Geburten) von CDU-Familienministerin Ursula von der Leyen und anderen.
Die Massenmedien betreiben weiterhin eine organisierte und sexistische Verblödung, indem sie Artikel mit Schlagzeilen wie „Sex stoppt Krise“ veröffentlichen, uns zurufen „Frauen müssten nur ein wenig mutiger sein“ oder eine Chance für Frauen sehen, angesichts „männlicher“ Entlassungen „Familienernährer“ zu werden.
Gemeinsamer Kampf für bessere Arbeitsbedingungen
Frauen sind von der Krise doppelt betroffen. Zuerst als Menschen, die großteils in leichter kündbaren Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind. Zweitens als Menschen, die in dem partriarchalen Gesellschaftsaufbau des Kapitalismus finanziell und teilweise auch rechtlich (Migrantinnen) von ihren „Ehemännern“ und neuerdings auch Lebenspartnern (Hartz-IV-Gesetze) abhängig sind. Prekarisierung, Verarmung und steigende Gewalt gegen Frauen sind die Folgen.
Dies betrifft Frauen weltweit. Schon heute sind 70 Prozent aller in Armut lebenden Menschen der Welt Frauen.
Doch Frauen sind keine Opfer der Krise! Die Geschichte hat gezeigt und wird zeigen, wie Frauen durch Streiks in ihren Arbeitsbereichen große Bewegungen auslösten und auslösen werden – wenn sie gegen „Konjunkturpakete“, eine weitere Verschlechterung der Arbeitsbedingungen oder teure Bildung Sturm laufen.
In der Krise zeigt sich in aller Deutlichkeit, wie Spaltung wirken soll. Die systematische Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen im Kapitalismus – die sich auch in den Beschäftigungsverhältnissen widerspiegelt – bedeutet für alle eine Verschlechterung. „Sichere“ oder Vollzeitarbeitsplätze werden weggekickt, „unsichere“ Arbeit ersetzt diese. Morgen wird für alle gelten: weniger Lohn und Rechte. Wenn wir uns nicht – gemeinsam – wehren. Angefangen damit, dass wir am 8. März in Deutschland und international demonstrieren.