Viertägiger Streik zwingt Regierung und Fabrikanten, die Forderungen der Beschäftigten anzunehmen.
von Khalid Bhatti, TURCP Faisalabad (Kampagne für gewerkschaftliche Rechte in Pakistan)
Vier Tage lang blieben mehr als 250.000 kleine Webereien in Pakistans drittgrößter Stadt Faisalabad geschlossen, dem Zentrum der Textilindustrie des Landes. Aus diesem Grund wird die Stadt auch das Manchester Pakistans genannt.
Ursache für den Stillstand war der gewaltige Streik der WeberInnen. Tausende von ArbeiterInnen marschierten durch die Haupt-Industriegebiete, um ihre Solidarität mit den Streikenden mitzuteilen. Mehr als 50.000 ArbeiterInnen waren in den Streik getreten und Tausende andere entschieden sich, sich ihnen in Solidarität anzuschließen.
Die Provinzregierung griff unverzüglich ein. Sie akzeptierte, dass die vorher gemachte Übereinkunft in vollem Umfang umgesetzt wird, was bis zu diesem Streik noch nicht geschehen war. Nach den Verhandlungen mit der Regierung beendeten die ArbeiterInnen den vier Tage langen Streik und die Massendemonstrationen.
Der Streik hatte begonnen, nachdem Eigentümer von Webereien eine friedliche Demonstration von ArbeiterInnen angegriffen hatten. Diese war organisiert worden, um die Fabrikanten zu drängen, ein vorheriges, von Eigentümern und ArbeiterInnen unterzeichnetes Abkommen umzusetzen. Die ArbeiterInnen organisierten friedliche Protestdemonstrationen in Sadhar, einer industriellen Gegend in der Nähe des Flughafens von Faisalabad. Sie entschieden sich, in Richtung der Fabrik des Hauptvertreters des Verbandes der Weberei-Besitzer und Abgeordneten der PML-Q (Pakistan Muslim League; zentristisch-konservative Partei; Anm. d. Übers.), Aasif Ajmal, zu ziehen. Er weigerte sich den Sprechern der ArbeiterInnen zuzuhören und eröffnete stattdessen das Feuer auf die ArbeiterInnen. Das Ergebnis war, dass neun Kollegen schwer verletzt wurden.
Dieser bösartige Angriff brachte die ArbeiterInnen auf. Sie setzten die Fabrik dieses Abgeordneten der PML-Q MP in Brand. In einem Wutausbruch plünderten ArbeiterInnen daraufhin einige andere Fabriken. Sowie sich diese Nachricht in der Stadt verbreitete, begannen Tausende von ArbeiterInnen damit zu friedlichen Protestdemonstrationen auf die Straße zu strömen.
Die ArbeiterInnen kündigten aus Protest gegen die Brutalität der Arbeitgeber einen unbefristeten Streik an. Das Aktionskomitee der ArbeiterInnen gab den Streik über einen unbefristeten Zeitraum bekannt. Über drei Tage blieb der Streik stark und fest. In der ganzen Stadt zogen Tausende von ArbeiterInnen in Protestdemonstrationen durch die Straßen. Die Streiks und Massenproteste legten die Kommunalverwaltung lahm.
Die ArbeiterInnen forderten die Verhaftung des Fabrikbesitzers, der daran beteiligt war als das Feuer auf die ArbeiterInnen eröffnet wurde, und die vollständige Übernahme des Abkommens. Die Kraft der Protestdemonstrationen und des beständigen Streiks nötigten die Behörden dazu, den Beschuldigten zu verhaften und ihn einzusperren. Sie wurden ebenfalls dazu genötigt anzukündigen, dass das Abkommen vollends umgesetzt wird.
Die Beschäftigten der Webereien fordern soziale Sicherung in der Industrie und Lohnerhöhungen. Bei der Umsetzung des Abkommens benutzen die Fabrikbesitzer eine Verzögerungstaktik. Diese Beschäftigten arbeiten zu unmenschlichen Bedingungen und leiden an erdrückender Armut. Sie müssen ihr ganzes Leben lang arbeiten bis sie sterben, weil für sie keine Rentenansprüche und andere Unterstützungsmechanismen vorhanden sind. Die Durchschnittslöhne liegen bei umgerechnet 32 bis 44 Euro im Monat.
Diesen ArbeiterInnen wurde auch ihr Recht auf gewerkschaftliche Organisation am Arbeitsplatz verwehrt. In den letzten Jahren haben sie damit begonnen, sich unter dem Banner von Aktionskomitees in den verschiedenen Industrieregionen selbst zu organisieren.
Nahezu eine Million ArbeiterInnen in mehr als 250.000 Webereien in der Stadt beschäftigt. Dieser Streik hat einen tiefen Eindruck auf die KollegInnen in den unterschiedlichen Industriezweigen und den benachbarten Distrikten Faisalabads gemacht.
Dieser Streik hat die Wut und das Potenzial gezeigt, das in der Arbeiterklasse besteht. Beschäftgite der Webereien haben schon seit Jahren für ihre Rechte gekämpft, doch in den vergangenen drei Jahren wurden die Kämpfe intensiviert. Das liegt daran, dass die ArbeiterInnen besser organisiert und selbstbewusster geworden sind, um die Fabrikbesitzer und Autoritäten herauszufordern.
Die Trade Union Rights Campaign of Pakistan (TURCP) griff aktiv bei dem Streik und den Massenprotesten ein. Die TURCP stellte eigene Flugblätter her und verteilte Tausende davon an die streikenden ArbeiterInnen. TURCP-Mitglieder nahmen aktiv an der Organisation des Streiks und der Demonstrationen teil. Als Folge daraus und wegen weiterer Interventionen baut die TURCP auf und steigert ihr Ansehen und ihre Autorität als kämpfende Arbeiterorganisation in dieser größten Industriestadt Pakistans.