Beschäftige legen Uni lahm

Bericht von den Warnstreiks in Stuttgart am 11. April 2005
 
11.4.05. Semesterbeginn. Doch an der Uni-Stuttgart ist für viele Studierenden der Zugang zu den Hörsäälen geschlossen. Der Hausmeister, selbst nicht mal Gewerkschaftsmitglied, schließt einfach die Türen nicht auf. Er beteiligt sich damit am Warnstreik der Länderbeschäftigten. Vor einem der Hauptgebäude versammeln sich ungefähr 50 Unibeschäftigte. Arbeiter, Verwaltungsangestellte, Wissenschaftler.
Zu wenig meinen viele. Aber in der Diskussion wird schnell klar, dass die Kollegen nicht verantwortlich sind für die schlechte Beteiligung. Die BeamtInnen werden nicht aufgerufen. Die für sie per Gesetz verhängte Arbeitszeitverlängerung und die Kürzungen bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld hat die Belegschaften gespalten. Es gibt Skepsis und mangelndes Vertrauen in ver.di, dass die Angriffe auf die Länderbeschäftigten wirklich abwehrt werden. Ein Kollege fragt, warum nicht in allen Landeseinrichtungen in Stuttgart heute gestreikt wird. Die ver.di-Sekretärin meint in anderen Ämtern wären noch weniger organisiert. Aber was ist mit dem statistischen Landesamt? Da soll es heute angeblich im Betrieb auch eine Aktion geben. Die Streikenden ist klar, dass man gemeinsam kämpfen muss.
An der Uni heißt das auch gemeinsam mit den Studierenden. Um einen verschlossenen Hörsaal haben sich 50 Studierende versammelt. Der Dozent erklärt, dass die Veranstaltung ausfällt. Der Vorschlag den Studierenden selbst zu erklären, warum heute gestreikt wird, wird aufgegriffen. Die Studierenden reagieren mit Verständnis. Viele Vorlesungen und Seminare mussten ausfallen weil Räume verschlossen und Mikrophone ausgeschaltet wurden. Viele DozentInnen und ProfessorInnen zeigten sich solidarisch. Eine Französichdozentin begann ihr Seminar mit der Erklärung sie hätte gerne gestreikt aber sei aus Rücksicht auf die Erstsemester anwesend. Dafür wolle sie jetzt aber erklären warum der Streik stattfinde und die Wiedereinführung der 38,5 Stunde notwendig sei. Dabei stellte sich allerdings herraus, dass fast keiner der Anwesenden wußte warum gestreikt wird.
Leider hat es an diesem Morgen für die Erstsemester, die den ersten Uni-Tag hatten und die anderen Studierenden von ver.di kein Flugblatt gegeben. In Anbetracht von Studiengebühren und dem enormen Druck auf die Studenten ist eine gemeinsame Kampffront möglich.
Eines hat der Warnstreik an der Uni Stuttgart aber vor allem gezeigt. Mit 50 Streikenden kann man den Uni-Betrieb lahmlegen. Wenn es darauf ankommt, hat der Hausmeister mehr Macht als der Professor. Länderbeschäftigte an der Uni und sonstwo sollten sich nicht länger einreden lassen, sie hätten keine Kampfkraft.
Auch am Staatstheater Stuttgart streikten die Beschäftigten. Abends wurde zwar gespielt, jedoch nur ein Stück mit weniger Aufwand. Nach den Warnstreiks muss jetzt die Urabstimmung kommen und bundesweit ein Streik bei den Ländern vorbereitet werden.

von Ursel Beck, Stuttgart