Ethnische Gewalt flammt wieder auf

Wachsende Wut ?ber die UNO- / NATO-Herrschaft im verarmten Kosovo / Kosova
 
Mitte März kochten ethnische Spannungen im Kosova/Kosovo wieder hoch und führten zu den schwersten Ausschreitungen seit 1999, als UNO und NATO die Herrschaft übernahmen.
Nach Angaben der UNO-Mission im Kosova / Kosovo, UNMIK, sind innerhalb von drei Tagen 28 Menschen gestorben und mehr als 600 verletzt worden, während 3.226 Serben und andere Nicht-AlbanerInnen ? meistens Roma ? fliehen mussten. In der serbischen Hauptstadt Belgrad fanden große und wütende Proteste als Antwort auf die Ereignisse im Kosova / Kosovo statt. Jugendliche brannten die einzige Moschee der Stadt nieder.
Die Krise im Kosova / Kosovo konnte für den US-Imperialismus, die UNO oder die EU zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen. Der Balkan war bis dahin ihr ?Modell? für den Irak oder Afghanistan für die Befriedung einer Region. Aber die Unruhen zeigten deutlich die Unfähigkeit des Imperialismus, für Frieden, Stabilität und wirtschaftliches Wachstum zu sorgen.
Unfähig, die Lage unter Kontrolle zu bringen, verlegte die NATO 1.000 zusätzliche Soldaten in die Region, mit dem Ziel weitere 2.000 zu entsenden. Dies bedeutet, dass die Besatzungsarmee auf 17.500 anwächst. Trotzdem sahen NATO-/UNO-Truppen zu, beklagen viele SerbInnen, wie ihre Häuser niedergebrannt wurden.
Die direkte Kontrolle der ehemaligen Republik Jugoslawiens endete im Juni 1999 mit dem Rückzug der serbischen Armee nach dem Jugoslawien-Krieg. Seitdem erweist sich der Westen als unfähig, die ethnischen und nationalen Fragen im Kosova / Kosovo zu lösen. Das Land ist seither zwar nicht mehr praktisch, aber dennoch formal Teil Jugoslawiens.
Die Mehrheit der AlbanerInnen will die Unabhängigkeit. Sie wird ihnen jedoch verweigert, da der Westen fürchtet, dass dies Versuche, ein ?Großalbanien? zu gründen, auslösen würde.
Kosova- / Kosovo-albanische Politiker haben in den letzten Monaten ihre Kritik an der UNO verschärft und albanische Jugendliche suchten die Konfrontationen mit den UNO-Truppen.
Da in Serbien Präsidentenwahlen anstehen, hat die nationalistische Rhetorik über das Schicksal des Kosova / Kosovo in der letzten Zeit zugenommen. Der serbische Premierminister Vojislav Kostunica hat sich letztens für die ?Kantonisierung? des Kosova / Kosovo eingesetzt. Damit soll erreicht werden, dass der nördliche Teil des Kosova / Kosovo, der mehrheitlich serbisch ist, an Serbien angegliedert werden kann.
Die verzweifelte Lage im Kosova / Kosovo, wo die Arbeitslosigkeit bei rund 70 Prozent liegt, wird von reaktionären Eiferern auf beiden Seiten ausgenutzt. Serbische Politiker rufen zu einem Krieg zur Rückeroberung des Kosova / Kosovo auf, während albanische Politiker zur ?Rache? für die ethnischen Säuberungen im Jahre 1999 aufrufen.
Serbische Politiker verlangen weiterhin die Rücküberführung des Kosova / Kosovo nach Serbien und wollen dann begrenzte ?Autonomie? zugestehen. Doch die AlbanerInnen werden dies nicht akzeptieren, sie sind für völlige Unabhängigkeit.
Die westlichen Mächte können allenfalls hoffen, für eine begrenzte Zeit den Deckel auf den brodelnden Topf zu halten ? eine langfristige Lösung ist ausgeschlossen. Ihre Truppen werden selbst dazu für lange Zeit im Kosova / Kosovo bleiben müssen. Dies ist eine weitere Belastung für die bereits überstrapazierten Armeen der USA und Großbritanniens. Doch die Unruhen haben gezeigt, dass es selbst mit tausenden Soldaten im Land nicht möglich ist, Auseinandersetzungen zu verhindern.
Die einzige Kraft, die in der Lage ist, einen Ausweg aus der Misere aufzuzeigen ist die Arbeiterklasse. Dafür ist der Aufbau unabhängiger Organisationen der Arbeiterklasse nötig, die die ethnischen und nationalen Grenzen überwinden. Um Pogrome zu verhindern ist die Bildung von Selbstverteidigungskomitees unter demokratischer Kontrolle nötig.
Das Komitee für eine Arbeiterinternationale (englische Abkürzung: CWI) und die ihm angeschlossenen Organisationen treten für das Recht auf nationale Selbstbestimmung im Kosova / Kosovo ein. Wir setzen uns für Minderheitenrechte von SerbInnen in einem unabhängigen Kosova / Kosovo ein. Aber dies kann nur erreicht werden auf der Basis eines Kampfes für Sozialismus, als Teil eines Kampfes für ein sozialistisches Kosova / Kosovo und eines sozialistischen Serbien als Teil einer sozialistischen Föderation in der Region.

von Niall Mulholland, London