Die SAV unterstützte Jugend gegen Krieg bei den Schülerstreiks und Protesten
von Angela Münch, Köln
Entgegen der Darstellungen in Zeitungen und Fernsehen steckte hinter dem Streik von bundesweit über 200.000 SchülerInnen mehr als spontane SMS- oder Handyanrufe: jede Menge Arbeit und politische Diskussionen!
widerstand international! und die SAV konnten mit dem Anstoß zur Bildung von „Jugend gegen Krieg“-Gruppen in vielen Städten und der bundesweiten Vernetzung eine wichtige Hilfe leisten, die Proteste und Streiks zu ermöglichen. Entscheidend war, dass in diesen Gruppen hunderte von neuen AktivistInnen die Dinge selbst in die Hand nahmen und diese riesigen Proteste möglich machten.
Am Tag X verließen über 200.000 SchülerInnen ihre Klassenzimmer (siehe Berichte Seite 3). Die SchülerInnen wählten bewusst die Aktionsform des Streiks. Sie setzten so ein Zeichen für alle Beschäftigten, es ihnen gleich zu tun. An den DGB wurde in Reden die Forderung gestellt, ebenfalls Streiks zu organisieren, um den Krieg tatsächlich stoppen zu können.
Organisieren!
In der Presse und auch in linken Stellungnahmen wird der Mythos heraufbeschworen, die Streiks seien per Handys und SMS zustande gekommen. Die Mobilisierung für den Tag X zum Schülerstreik war teilweise auch Mund-zu-Mund-Propaganda. Die Stimmung war auch so massiv gegen den Kriegsausbruch, dass dem Streikaufruf Massen von SchülerInnen gefolgt sind. Diese Möglichkeit wurde von den OrganisatorInnen schon früh erkannt. Doch die modernen technischen Mittel lassen nicht darüber hinweg täuschen, dass der Streik schon viele Wochen vorher von „Jugend gegen den Krieg“ vorbereitet wurde. Um so einen Erfolg für die Anti-Krieg-Bewegung feiern zu können, sind nach wie vor Organisation und die Schaffung von Strukturen notwendig, in denen sich die AktivistInnen selbst demokratisch organisieren, diskutieren und über gemeinsame Aktionen die Voraussetzungen für noch größere Aktionen schaffen.
Die Gruppen von „Jugend gegen Krieg“ gründeten sich schon im vergangen Jahr in einigen Städten und trafen sich wöchentlich. Sie diskutierten die aktuellen Ereignisse und organisierten in ihren Städten Demonstrationen, Blockaden und andere vielfältige Aktionen. Hier einigten sich die SchülerInnen, am Tag X einen Schülerstreik zu organisieren. In ihren eigenen Schulen gründeten sie Anti-Kriegs-Komitees. In Berlin waren schließlich bei der Vorbereitung des Streiks über 30 Schulen vertreten. In Stuttgart waren es sogar über 50 Schulen, die sich an der Mobilisierung beteiligten, weit über die Stadtgrenzen hinaus. 25 Gruppen an Schulen gründeten sich in Kassel; in Köln, Saarbrücken und Hamburg waren auch viele StudentInnen an der Mobilisierung dabei.
Handys und SMS vereinfachen heute oft die Kommunikation und vieles geht schneller. Doch der bundesweite Schülerstreik wäre lange nicht so riesig geworden, ohne das Engagement und die Organisation vieler SchülerInnen im ganzen Bundesgebiet.
Wenn der Spiegel oder die Tagesschau davon berichten, dass alle sich morgens per SMS verständigten, dann können die jungen OrganisatorInnen nur darüber lächeln und sich denken, dass diese Journalisten wohl noch nie eine Demonstration organisiert haben.