Bosse der Druckindustrie wollen Löhne senken und Arbeitszeiten verlängern.
Der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) und regionale Unternehmerverbände haben zum 30. September 2018 den Manteltarifvertrag der Druckbetriebe im gesamten Bundesgebiet gekündigt. Dies ist der größte Angriff auf die Errungenschaften in dem Bereich in den letzten Jahrzehnten.
von René Arnsburg, Berlin
Nachdem die Chefetagen in der Druckindustrie immer wieder mit Forderungen nach einer Flexibilisierung der Arbeit und Erhöhung der Arbeitszeit gescheitert sind, gehen sie jetzt in die Offensive.
Mehr Arbeit – weniger Lohn
In der Erklärung des bvdm zu ihren Forderungen steht, dass sie ein modernes Tarifwerk und den Manteltarif “entrümpeln” wollen. Darunter verstehen sie: bis zu fünf Stunden mehr Arbeitszeit ohne Lohnausgleich, reduzierte Maschinenbesetzung, kein Facharbeiterschutz, Kürzung der Zuschläge für Wochenend- und Nachtarbeit, Abschaffung der Antrittsgebühr für Sonn- und Feiertagsarbeit, Kürzungen der Jahresleistungen und des Urlaubsgeldes. Im Klartext heißt das: bis zu 15 Prozent mehr Arbeit bei dreißig Prozent weniger Lohn. Die universelle Drohung ist, den Flächentarif zu verlassen. Tatsächlich gab es in der Vergangenheit immer mehr Haustarife, die aber an den Flächentarif geknüpft sind. Die Antwort darauf kann nur sein, den Flächentarif als allgemeinverbindlich zu erklären, wie es ver.di tut, und das in die Streikforderungen aufzunehmen.
Einbeziehung aller Betriebe
Die Bundestarifkommission von ver.di hat im Juni beschlossen, den Tarifvertrag für die Entgelte zum 30. September 2018 zu kündigen und eine Forderung von fünf Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten aufzustellen. Während bei der Entgeltrunde mehr Betriebe streikfähig sind, birgt eine gleichzeitige Auseinandersetzung um den Mantel und das Entgelt die Gefahr, dass es Kompensationsabsprachen gibt. Um den Manteltarif ohne Abstriche zu erhalten und die Forderungen voll durchzusetzen, muss es eine Vollmobilisierung zum Arbeitskampf unter Einbeziehung aller Betriebe geben. Der Angriff auf die Errungenschaften in der Druckindustrie ist historisch – ebenso muss die Antwort der Beschäftigten darauf aussehen.
René Arnsburg ist Mitglied des ver.di-Landesfachguppenvorstands Verlage, Druck, Papier Berlin-Brandenburg*
* Angabe der Funktion dient nur zur Kenntlichmachung der Person