Regierung will nur jüngere Lehrer verbeamten.
Die Nerven liegen blank in Sachsens Lehrerzimmern, zumindest, wenn es um die aktuellen Pläne der CDU-SPD-Landesregierung geht. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) trat im März mit einem Maßnahmenkatalog an die Öffentlichkeit. Sein »Handlungsprogramm für nachhaltige Sicherung der Bildungsqualität in Sachsen« soll offiziell den Lehrermangel im Freistaat bekämpfen. Im Kern soll es um eine bessere Bezahlung gehen. Hierzu sollen Lehrkräfte verbeamtet werden.
Von Steve Hollasky
Piwarz Vorhaben lässt jedoch schon jetzt einen Riss durch die Kollegien gehen. Denn die Verbeamtung soll lediglich Pädagogen angeboten werden, die das 42. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Das sind insgesamt gerade einmal 6.000 Lehrkräfte. Die restlichen 27.000 Beschäftigten haben diese Altersgrenze bereits überschritten.
Diese reagieren seit längerem mit Protesten. So versammelten sich etwa anlässlich einer Rede des Kultusministers am 23. April in Dresden rund 400 Lehrkräfte zu einem „Smartmob“. Wenige Tage zuvor hatten Beschäftigte des Gymnasiums Heidenau mit einer „stummen Stunde“ auf die Pläne des Ministers reagiert. Während einer Unterrichtsstunde schwiegen die Pädagogen.
Auch am gestrigen Donnerstag protestierten Lehrkräfte in Dresden. Ausgehend vom Gymnasium Dresden-Plauen hatten sie eine sogenannte aktive Mittagspause organisiert. »Wir sind besorgt über die Vorhaben der Landesregierung«, stellte Dirk Jentsch, einer der Organisatoren, klar. „Die Landesregierung hat Jahre verschlafen und hat nun Pläne vorgelegt, die zu Lasten der Gleichbehandlung von Kolleginnen und Kollegen verschiedener Altersstufen gehen, das lehnen wir ab“, so die Organisatoren. Bemerkenswert war, dass die Aktion gerade von Kollegen getragen wurde, die unter der veranschlagten Altersgrenze liegen und somit von der Neuregelung profitieren würden.
Bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält sich die Freude über die Pläne ebenfalls in Grenzen. Zwar erklärte die Landesvorsitzende Uschi Kruse am Donnerstag, dass das Handlungsprogramm auch Maßnahmen enthalte, für die die GEW lange gekämpft habe. Wie etwa die Anhebung der Bezahlung von Grundschullehrern oder die verbesserte Ausstattung der Schulen mit Psychologen. Allerdings halte nun auch die Zweiklassengesellschaft im Lehrerzimmer Einzug, so Kruse.
Der Druck aus den Schulen, den Absichten der Landesregierung breite und zentral organisierte Proteste entgegenzusetzen, ist jedenfalls stark. Das spürte man am Donnerstag auch im Gymnasium Dresden-Plauen. In einer vom gesamten Kollegium verabschiedeten Erklärung forderten die Lehrkräfte „die Durchführung einer gemeinsamen Kampagne mit dem Ziel, dass die Staatsregierung gezwungen wird, alle Kollegen unabhängig von Schulart, Alter und Studienabschluss gleich zu behandeln“.