Soziale Netzwerke raus aus Unternehmerhänden
Die jüngsten Skandale um Facebook zeigen vor allen eines: Unkommerzielle, demokratisch verwaltete soziale Netzwerke für alle sind dringend benötigt!
von David Redelberger, Kassel
Die britische Cambridge Analytica hat persönliche Daten von über fünfzig Millionen Facebook-NutzerInnen erbeutet und Facebook selbst hat jahrelang darüber hinweggesehen. Diese Daten waren vermutlich nicht wahlentscheidend, aber zumindest hilfreich und wahlbeeinflussend im Sinne von Donald Trumps Wahlkampf für das US-Präsidentenamt. Nun ist Facebook in der Vergangenheit schon öfters mit Datenskandalen aufgefallen und es hat sich leider bei Vielen eine gewisse Gleichgültigkeit dem gegenüber entwickelt. Im aktuellen Skandal sind aber wieder einmal neue Höhen erreicht worden: Nicht nur ist es skandalös, dass diese illegale Weitergabe überhaupt und mit Facebooks Wissen passieren konnte, das Unternehmen ließ die betroffenen NutzerInnen auch noch lange in Unkenntnis darüber, wo ihre Daten gelandet sind.
Reaktion der Regierungen: Hilflos bis naiv
Die bürgerlichen Regierungen reagieren relativ hilflos: Bei der Anhörung im US-Kongress zeigt sich die völlige Unwissenheit mancher PolitikerInnen über die Materie. Die deutsche Regierung hält sich weitgehend bedeckt, nur Justiz- und Verbraucherschutzministerin Barley will Sanktionen, die die neue Datenschutzgrundverordnung hergibt. Frankreich will einen eigenen Messenger entwickeln als Alternative zur Facebook-Tochter Whatsapp. Doch weder von privaten Konzernen noch dem bürgerlichen Staat ist ein überwachungsfreies, nutzerInnenorientiertes soziales Netzwerk zu erwarten.
Wirklich soziale Netzwerke für alle
Das ist auch kein Wunder, denn für die Datenkonzerne sind die Daten der NutzerInnen die Waren, die sie verkaufen. Und diese Datenkonzerne werden in ihren Bereichen immer mächtiger. Im Kapitalismus entstehen mit der Zeit zwangsläufig Monopole und das Internet ist in seiner Monopolisierungsphase angekommen: Amazon zum Einkaufen, Google für die Suche, Facebook für alte Bekannte, Instagram für Bilder… Es wird höchste Zeit, diese Dienste zu Diensten der Allgemeinheit zu machen – eine Vergesellschaftung unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung ist nötig, open-source basiert, unkommerziell und für alle zugänglich. So könnten NutzerInnen gemeinsam mit DatenschützerInnen und anderen ExpertInnen gemeinsam über die Strukturen und die weitere Entwicklung entscheiden – nicht des Verkaufens von Daten für den Profit, sondern im Sinne der Weiterentwicklung und des Nutzens für die gesamte Gesellschaft. Das wären soziale Netzwerke, die ihren Namen verdient hätten.