Die Menschheit hat die Erde radikal verändert
Die Menschheit hat die Erde radikal verändert, indem sie die Natur ihrem Überlebens- und Fortschrittskampf immer weiter anpasste. Das Tempo der Veränderung erhöhte sich seit der Entwicklung der Landwirtschaft und der Klassengesellschaft deutlich und erreichte schon mit der industriellen Revolution eine halsbrecherische Geschwindigkeit, bevor nach dem Zweiten Weltkrieg die wissenschaftlichen und technologischen Fortschritte exponentiell zunahmen. Darum mehren sich die Stimmen, die sagen, dass wir in einer neuen geologischen Epoche angekommen sind: eine menschenabhängige Ära, das Anthropozän.
Von Jess Spear
Die Menschheit betrat die Bühne der Geschichte vor ungefähr einer Million Jahren, und die moderne Industriegesellschaft, wie wir sie heute kennen, wurde erst vor einigen Jahrzehnten aufgebaut – ein Wimpernschlag angesichts der 4,5 Milliarden Jahren langen Geschichte der Erde. Aber auf jeder neuen Stufe unserer Entwicklung haben wir Menschen die Natur verändert, dadurch auch unsere eigene Evolution beeinflusst, und die biologische und soziale Weiterentwicklung ermöglicht. Vom einfachen Landbau über Abbau und Verbrennung fossiler Rohstoffe bis hin zur Entwicklung von Atombomben: unsere Interaktion und Wechselwirkung mit der Natur begann lokal und ist heutzutage global. Die Menschheit hat ohne jeden Zweifel ihre Spuren auf dem Planeten hinterlassen.
Wir können nachvollziehen, wie die Erde mit ihren Kontinenten einst ausgesehen hat, welche die Kontinentaldrift alle 300 bis 500 Millionen Jahre neu kombinierte, und wir wissen, welche Tiere es zu Lande und zu Wasser gab und welche Pflanzen die Oberfläche bedeckten, indem wir ihre chemischen oder physikalischen Spuren entziffern. Und dabei haben wir gelernt, dass unser Planet nie statisch ist. Auf diesem Planeten – also der Erde mit ihren dauerhaft verbundenen Kreisläufen des Energieaustausches zwischen Gestein, Wasser und der Atmosphäre – gab es immer Unruhe, Massensterben und Klimawandel. Die Erdgeschichte ist voll von radikalem Wandel.
Trotzdem schlagen WissenschaftlerInnen jetzt Alarm angesichts der erwiesenen Veränderungsrate, die heute so viel schneller als vor der Existenz der Menschheit ist. KlimaforscherInnen beziehen sich auf den schnellen Anstieg der Treibhausgase, BiologInnen auf die steigende Anzahl aussterbender Arten, OzeanologInnen auf den steigenden Säuregrad der Ozeane, und BodenforscherInnen auf die Auszehrung von Nährstoffen und die Verschlechterung von Anbauflächen, um zu erklären, dass die menschlich-produktive Aktivität das Ökosystem Erde überfordert. Die Anstiegsrate des Kohlenstoffdioxids (CO2) ist anders als alles, was für die letzten mindestens 800.000 Jahren der Erdgeschichte nachgewiesen wurde.
Willkommen im Anthropozän
Die Beeinflussung unseres Planeten durch menschliche Aktivitäten ist so umfassend, dass mehr und mehr WissenschaftlerInnen, die die Geschichte des Biosystems Erde untersuchen, intensiv darüber debattieren, ob wir in eine neue geologische Epoche eingetreten sind: das Anthropozän (anthropo = menschlich, zän = neu); vielleicht sind wir seit Jahrhunderten in dieser Epoche und haben es nur bisher nicht bemerkt.
Der Vorschlag, von einer neuen Epoche zu reden, ist keine bloße Namensgebung auf der geologischen Zeitskala der Erde, der die 4,5 Milliarden Jahre von der Entstehung des Sonnensystems bis zur Jetztzeit umfasst. Denn diese Skala selbst ist viel mehr als eine Auflistung von Daten und Namen, nämlich auch ein Werkzeug für die Messung und das Verständnis von Veränderungen, die unser Planet seit seiner Geburt durchmacht. Die Perioden und Epochen, in die die Zeitskala eingeteilt ist, markieren bedeutende Veränderungen, die jeweils den ganzen Planeten betreffen. Das Anthropozän als neue Epoche anzuerkennen bedeutet, eine Einschätzung abzugeben, ob der menschliche Einfluss abrupt, messbar global, und unbestreitbar anders ist als in der vorherigen Epoche, dem Holozän. Anders gefragt: Haben menschliche Aktivitäten das Ökosystem Erde so sehr beeinflusst, dass dies sich in Gestein, Wasser und der Atmosphäre widerspiegelt und zukünftige WissenschaftlerInnen es dementsprechend feststellen werden?
Es gibt unterschiedliche Vorschläge darüber, wann das Anthropozän auf der geologischen Zeitskala beginnen sollte. Die derzeit diskutierten drei Daten – entweder vor 8.000 Jahren oder zur Zeit der industriellen Revolution oder 1945 – markieren Punkte auf dem Entwicklungspfad der Zivilisation, während denen die Menschheit zur Befriedigung grundlegender Bedürfnisse neue Methoden zur Veränderung der Natur entdeckte und anwendete.
Einige argumentieren mit der systematischen Abholzung von Wäldern und dem Reisanbau, die beide vor circa 8.000 Jahren begonnen und die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre veränderten. Andere argumentieren, dass das Anthropozän erst wirklich mit dem Beginn der industriellen Revolution einsetzte, als die verallgemeinerte Nutzung fossiler Brennstoffe begann, die Erdkreisläufe aus dem Gleichgewicht zu bringen und die Effekte hervorzurufen, die wir heute und in der Zukunft erleben. Und das dritte vorgeschlagene Datum bezieht sich auf den Beginn der Atombombenversuche 1945 („Trinity Test“), setzt aber nicht bei den Effekten der Tests selbst an sondern beim global spür- und messbaren „Fingerabdruck“, den Atombomben hinterlassen.
Aber im Gegensatz zu vorherigen Änderungen der geologischen Zeitskala hätten die aktuellen Vorschläge politische und soziale Konsequenzen. Dass die Vorschläge aus der Wissenschaft zur Benennung der neuen Epoche auf die vom Menschen gemachten Veränderungen abstellen, haben viele UmweltaktivistInnen zurecht als Beweis genommen, dass wir unseren Planeten in der Tat radikal verändern.
Die Antworten der Linken waren bisher eine Mischung aus Verwirrung und Verschmelzung der wissenschaftlichen Debatte mit der vorhersehbaren politischen Antwort. Manche AntikapitalistInnen kritisieren den Namen der neuen Epoche, weil der Fokus auf die Menschheit ihnen zufolge mit sich bringt, dass alle Menschen verantwortlich sind, und so die wirkliche Ursache der schnellen Veränderungen verschleiert – nämlich den Kapitalismus. Andere wiederum, darunter insbesondere Anhänger der „deep green ecology“ (was so viel wie „Tiefenökologie“ übersetzt heißt), benutzen die Benennung als Beweis dafür, dass die Menschheit weitgehend soziopathisch ist – wie können wir es wagen, eine Epoche nach der Menschheit zu benennen! – und dass in Wirklichkeit nicht die Menschen das Problem sind, sondern die Zivilisation.
Beide Argumentationen beruhen auf einem Miss- oder Unverständnis der Entwicklung der Menschheit und ihrer Zivilisation in der vergangenen Million Jahre. Eine historisch-materialistische Analyse der menschlichen Geschichte und Vorgeschichte ist hingegen der Schlüssel, der die Tür zu einer nachhaltigen Zukunft der Menschheit entriegeln kann.
Konstanter Wandel
„Die Geschichte kann von zwei Seiten aus betrachtet [und damit] in die Geschichte der Natur und die Geschichte der Menschen aufgeteilt werden. Beide Seiten sind indes nicht zu trennen; solange Menschen existieren, bedingen sich Geschichte der Natur und Geschichte der Menschen gegenseitig“, schrieben Karl Marx und Friedrich Engels 1846 in „Die deutsche Ideologie“. Dahingegen glauben viele UmweltaktivistInnen, dass wir uns nicht in der Natur bewegen können, ohne sie zu beschädigen, weil wir als Menschen getrennt von ihr sind.
Aber unsere „Trennung von der Natur“ ist ein jüngeres Phänomen, ein Produkt des Kapitalismus, der die Lohnarbeit mit der gesellschaftlichen Produktion für private Profite verband und so die Menschen von der Erde trennte, auf der sie vorher in Subsistenzwirtschaft arbeiteten. Für die überwältigende Zeit der Menschheitsgeschichte waren wir aufs Innigste mit der Erde verbunden, lernten dazu und häuften Wissen über ihre saisonalen Veränderungen an und nahmen sie als natürlichen Teil unserer Existenz wahr – auch wenn uns das Verständnis über viele in ihr ablaufenden Prozesse fehlte. Noch Marx erklärte: „Der Mensch lebt von der Natur, heißt: die Natur ist sein Leib, mit dem er in beständigem Prozess bleiben muss, um nicht zu sterben.“ Dementsprechend ist die Vorstellung, dass wir von der Natur getrennt sind, eine neue Entwicklung, die Hand in Hand mit dem Kapitalismus ging.
Die Vorstellung, dass die moderne Industriegesellschaft das Problem sei und dass die Lösung in einer Rückkehr zur Subsistenz-Lebensweise liege, ist sowohl zu einfach als auch ahistorisch gedacht. Sie nimmt die moderne Zivilisation aus der Menschheitsgeschichte heraus und misst ihren Einfluss an der angeblich besseren Situation vor ihrem Einsetzen – aber dies gilt nur für die Erde, denn wir Menschen starben damals (also in prähistorischer Zeit) an unzähligen Krankheiten, die heute behandelbar sind oder durch Vorsorgemaßnahmen verhindert werden können.
Darüber hinaus verkennt diese Vorstellung die Tatsache, dass schon in der Vorzeit Menschen die Erde stark verändert haben. Seitdem wir Boote bauen (seit mehr als 10.000 Jahren) und die Meere befahren haben wir teils unwissentlich, teils gezielt andere Spezies von einer Seite der Erde auf die andere gebracht, damit Ökosysteme radikal verändert und so manche Art ausgerottet, während andere in der neuen Umwelt gediehen. Diejenigen WissenschaftlerInnen, welche das früheste Startdatum für das Anthropozän vorschlagen, weisen auf den Beginn der Landwirtschaft am Ende der letzten Eiszeit hin, weil die Menschheit schon dadurch, vor 8.000 Jahren, die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre massiv beeinflusst habe.
Tatsächlich sind wir nicht die erste Spezies, die die Atmosphäre verändert. Um ein extremes Beispiel zu geben: vor ca. 2,7 Milliarden Jahren tauchten Cyanobakterien auf, blau-grüne Algen, die ersten Organismen, die Photosynthese betrieben und als deren Abfallprodukt Sauerstoff produzierten. Bevor sie im Zuge ihrer Entwicklung immer mehr Sauerstoff ausstießen, gab es praktisch nichts davon in der Atmosphäre – ohne diese Bakterien würden wir nicht existieren.
In Wechselwirkung mit der Natur zu leben, ohne sie zu verändern, ist unmöglich. Lebende Organismen müssen Stoffe mit dem Ökosystem austauschen und somit ihre Entwicklung und die von anderen beeinflussen. Wie Richard Levins und Richard Lewontin 1985 in „The Dialectical Biologist“ schrieben, „kodeterminieren die Umwelt und der Organismus einander“. Aber wenn alle Spezies die Natur in gewisser Weise beeinflussen, kommt uns dann die Rolle des ständigen Zerstörers zu, weil die Bevölkerung immer größer wird und immer großflächigere industrielle Aktivität entfaltet?
Sind wir Teil der Natur oder nicht?
Unsere Fähigkeit, den Einfluss und die negativen kurz- und langfristigen Konsequenzen unseres Handels auf den Planeten zu verstehen, und unsere sich daraus ergebenden Entscheidungen, wie wir den Lauf der Geschichte ändern wollen, unterscheidet uns von Cyanobakterien und anderen Organismen. Arbeit ist nicht nur eine Quelle des Reichtums – sondern sie war es auch, die die moderne Menschheit, das bewusste Denken, die bewusste Planung und die Ansammlung von Wissen erschaffen hat.
Das Aufkommen von Werkzeugen und mit ihnen die Weiterentwicklung des menschlichen Geistes, die gesellschaftliche Aktivität des Jagens und die Erschaffung von Sprache führten uns auf den Pfad der Erzeugung von Nahrungsüberschüssen – dem Urgrund der Klassengesellschaft, der Zivilisation und des wissenschaftlichen Verständnisses. Kurz gesagt: die gesamte menschliche Geschichte kann auf die Organisation von Arbeit und Technik und auf die Veränderungen von Kultur, Gesellschaft und Umwelt, die sich daraus ergaben, zurückgeführt werden.
Als der Kapitalismus den Feudalismus ersetzte, begann er den langen Prozess des Einbeziehens immer größerer Teile der Bevölkerung in die Bewegung weg von den Feldern und hinein in die Fabriken und Städte, wodurch sich unsere Vorstellungen über unser Verhältnis zur Natur veränderten. Wir sahen uns nicht länger als Teil, sondern als getrennt von ihr an. Für die Kapitalisten wurde die Natur zu einer kostenlosen Quelle des Reichtums, die bei geschickter Gestaltung durch menschliche Arbeit riesige Profite für sie produzierte. Für die neue Arbeiterklasse, schon entfremdet von der Natur, bedeuteten das Aufreißen der Erde für Rohstoffe, das Schütten giftiger Abfälle in Flüsse und die rußigen Himmel über den menschlichen Siedlungsgebieten einen Angriff auf die Natur und eine Verunstaltung einst schöner Gegenden. Unsere Vorstellung in Bezug auf unser Verhältnis zur Natur änderte sich auf jeder Stufe der menschlichen Entwicklung – sei es anlässlich der landwirtschaftlichen oder der industriellen Revolution.
Auf zu einer sozialistischen Zukunft
„Wir wollen nicht nur eine Verbesserung der heutigen Gesellschaft, sondern wir wollen eine neue erschaffen“ (Friedrich Engels). Die Phase des Kapitalismus, in der er nützlich für die Menschheit war, ist vorbei. Er zerstört die Umwelt, bringt unser Klima durcheinander und liefert über eine Milliarde Menschen einem langsamem Tod durch Hunger und Mangelernährung aus. Ein auf dem Profitmotiv basierendes System kann die ökologische Balance nicht wieder herstellen, weil die Natur für ihn keinen Wert hat. Aber darum alle Errungenschaften der modernen Zivilisation, all die Technologien und Ressourcen, in den Müll zu schmeißen – wie es manche mit Verweis auf die Umweltschäden, die jene mit sich bringen, vorschlagen – würde bedeuten, das Potenzial für die Schaffung einer nachhaltigen Zukunft zu ignorieren.
Als der Kapitalismus über den Feudalismus triumphierte, befreite er die Wissenschaft aus dem Joch der Religion, die viele Entdeckungen zurückhielt, die ihre Herrschaft herausgefordert hätten. Die Weiterentwicklung kapitalistischer Techniken hingegen – vergesellschaftete Produktion, Arbeitsteilung und Maschinen – machten größere wissenschaftliche Fortschritte notwendig. Und obwohl kapitalistische Investitionen in Forschung und Entwicklung sich hauptsächlich auf Profitmaximierung versprechende Ergebnisse konzentrieren, kann auch die herrschende Klasse heutzutage nicht alle Entdeckungen zurückhalten, die letztendlich ihre Autorität untergraben. Ob aus Bananenschalen hergestelltes Plastik oder Solarstraßen: auf Umwelt- und soziale Probleme angewandte Wissenschaft untergräbt die Autorität derjenigen, die sagen, fossile Brennstoffe seien unverzichtbar.
Der Kapitalismus entwickelte auch die Kraft, die die Macht hat, die gesamte Menschheit zu befreien: die Arbeiterklasse. Überall um uns herum sehen wir arbeitende Menschen aufstehen und Veränderungen verlangen, weil der Kapitalismus nicht nur den Übergang zu erneuerbaren Energien zurückhält, sondern es auch ablehnt, in die Gesellschaft zu investieren.
Das Streben nach Profit bringt jedes Großunternehmen und jede kleinere Firma dazu, um Marktanteile zu kämpfen, das Lohnniveau zu drücken, Sonderleistungen zu kürzen, und mit Bankrott zu drohen, um Steuervorteile zu bekommen. Die herrschende globale Elite hat keine Vorstellung davon, wie sie aus der Zwickmühle herauskommen soll, sowohl für Wirtschaftswachstum als auch für die Rückzahlung der Staatsschulden an die Großinvestoren sorgen zu müssen.
Massenbewegungen gegen die Kürzungspolitik haben es von Irland über Spanien bis zur heroischen Arbeiterklasse in Griechenland abgelehnt, sich kampflos in ihr Schicksal zu fügen. Proteste gegen neue Handelsabkommen – Trans-Pacific Partnership (TPP) und Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP) – zeigen, dass arbeitende Menschen verstehen, dass die Großunternehmen nach Wegen suchen, ihre Herrschaft als Teil des Völkerrechts festzuschreiben, und dabei die Bedürfnisse von Mensch und Umwelt ignorieren.
Ein System zu überwinden, das auf unser aller Ausbeutung beruht, das uns von der Natur getrennt hat und das uns in eine völlig unhaltbare und nicht nachhaltige Zukunft führt, beginnt zuallererst mit einer Zurückweisung seiner Ideen. Wenn wir unser Verständnis dessen begrenzen, was die Menschheit ist, ignorieren wir, was sie war, und – am wichtigsten – können nicht verstehen, wie sie vom einen zum anderen kam, dann weisen wir de facto die Erkenntnis zurück, dass wir uns entwickelt haben und dass wir uns vor allem immer noch weiterentwickeln.
Der Zustand des Planeten während des Anthropozäns ist – ob wir das früheste oder das späteste Anfangsdatum wählen – einer des konstanten Wandels. Unsere Entwicklung von Jägern und Sammlern zur modernen Industriegesellschaft brachte ständige Interaktion und Wechselwirkung mit unserer Umwelt mit sich. Sie formte uns. Wir formten sie. Während dieser Prozesse entwickelten wir unsere Vorstellungen über das, was wir sind, über unsere Umwelt, und über unser gegenseitiges Verhältnis weiter. Die Menschheit hat dank des angesammelten Wissens und der Erfahrungen vergangener Generationen über diesen Zeitraum hinweg auch die Fähigkeit entwickelt, endlich nicht mehr nur überleben, sondern auch leben zu können.
Die enormen Ressourcen, Technologien und Reichtümer könnten zusammen mit der menschlichen Erfindungsgabe genutzt werden, um das unnötige Leiden weltweit zu beenden, den Lebensstandard überall zu heben, und eine globale ökologische Balance zu erreichen. Wenn wir dies verstehen und erfassen und entsprechend handeln, können wir die Kontrolle über die aktuell und zukünftig stattfindenden Veränderungen erlangen. Diese Vision hat das Potenzial, die Arbeiterklasse in ihrer historischen Aufgabe zu vereinen, den Kapitalismus zu überwinden. Wir stehen an einem Abgrund, von dem aus wir entweder ins Leere springen können mit der Hoffnung, dass der Kapitalismus eine Chance sieht, uns ein erst noch zu entwickelndes Sicherheitsnetz profitabel zu verkaufen – oder wir können uns die Werkzeuge, Technologien und Ressourcen aneignen und eine Brücke zu einer sozialistischen Zukunft bauen.
Jess Spear ist Meeresbiologin und Klimaforscherin aus Seattle. Sie ist führendes Mitglied von Socialist Alternative. Dies ist eine gekürzte Fassung eines Artikels, der in englischer Sprache erstmals am 9. Dezember 2015 auf der Website von Socialist Alternative in den USA erschien und in dem Buch „Ist die Umwelt noch zu retten?“ (Manifest-Verlag) in Deutsch veröffentlicht wurde.