René Arnsburg über Scheinrevolutionen und die Krise des Kapitalismus
Aktuell erscheinen viele Veröffentlichungen zum Thema Industrie 4.0, Digitalisierung und einer angeblichen industriellen Revolution. Doch beschäftigen sich diese wenig mit den aktuellen Entwicklungen des Kapitalismus, sondern erinnern eher an Science-Fiction. Dabei stellte Karl Marx schon fest: Das Konkrete ist konkret. Der Autor hat sich dies zum Vorsatz genommen.
Von Jens Jaschik, SAV Dortmund
René Arnsburg, Mitglied des SAV-Bundesvorstandes, hat für verschiedene Start-Ups in der Werbe und Spieleindustrie gearbeitet. Seit 2016 arbeitet er für den Manifest Verlag. Zur Vorbereitung des Buches beschäftige sich Arnsburg mit zahlreichen Studien und Veröffentlichungen. Mit „Maschinen ohne Menschen“ stellt er die aktuelle Debatte vom Kopf auf die Füße, denn im Gegensatz zu anderen Autoren stellt sich Arnsburg der Frage was wirklich möglich ist. Um das Buch zu verstehen muss man kein Ökonom sein. Anhand von vielen Beispielen und mit einer einfachen Sprache, erklärt Arnsburg, was es mit der Industrie 4.0 und der digitalen Revolution wirklich auf sich hat.
Schein oder Sein?
Industrie 4.0 ist aktuell in aller Munde. Bei Google ergibt der Begriff 21.700.000 Treffer, während Sozialismus nur auf 2.610.000 Treffer kommt. Immer wieder erscheinen neue Bücher und Artikel von GewerkschafterInnen aber auch zahlreichen Lobby-Gruppen. Die meisten berufen sich aber immer wieder auf die selben Umfragen und Studien. Wenig geht es darum, was aktuell passiert oder möglich ist.
Statt von einer noch nicht existenten Zukunft zu schwadronieren, geht Arnsburg vom aktuellen Stand der Produktivkräfte aus. Dabei wird schnell deutlich: Neue Technologien, von denen die Prediger der Industrie 4.0 schwärmen, machen nur einen winzig kleinen Teil der Weltwirtschaft aus. Ein Investieren in neue Technologien bietet dem Kapital keine gesteigerte Produktivität, stattdessen flüchtet es für kurzfristige Gewinne in die Spekulation. Die krisenhafte Tendenz des Kapitalismus blockiert die technologische Weiterentwicklung. Aus Angst vor Verlusten trauen sich die Kapitalisten nicht in Forschung zu investieren. Der Autor erklärt ausführlich an Hand der marxistischen Wirtschaftstheorie wie die kapitalistische Weltwirtschaft aktuell aussieht und in welche Richtung sie sich entwickelt.
Industrie 4.0 ist nicht das Ende des Kapitalismus und auch keine neue industrielle Revolution, wie es gern dargestellt wird. Trotzdem werden im Zuge der weltweiten Krise des Kapitalismus die Angriffe der Herrschenden zunehmen. Während an der „industriellen Revolution“ nicht viel dran ist, bildet sie trotzdem die ideologischen Basis für neoliberale Angriffe auf Arbeitsrechte. Auch Gewerkschaften sollen sich anpassen und in den Chor der Flexibilisierung einstimmen. Arnsburg macht deutlich, dass Digitalisierung und Automatisierung nicht zu einer arbeitsfreien Welt führen, sondern zur Entlassung tausender Beschäftigter – wenn es keinen Widerstand gibt!
Klassenkampf von unten
Ausführlich stellt der Autor in den letzten Kapiteln dar, welche Schritte notwendig sind, um sich der kapitalistischen Offensive entgegenzustellen. Statt Co-Management brauchen wir kämpferische Gewerkschaften, die sich nicht dem Programm der Bosse anpassen. Die Technologisierung bietet neue Möglichkeiten der Vernetzung und Aktionen. Gemeinsam müssen Beschäftigte verschiedener Bereich für höhere Löhne, Arbeitszeitverkürzung und der Schaffung von neuen Jobs kämpfen. Der Kapitalismus führt zu immer neuen Angriffen. Wir müssen mit der kapitalistischen Logik von Profit und Konkurrenz brechen.
Der aktuelle Entwicklungsstand der Produktivkräfte zeigt auf, was schon lange möglich ist: Sozialismus. Der Kapitalismus ist nur ein Hindernis für die weitere Entwicklung der Menschheit. Wir brauchen eine Gesellschaft in der die Mehrheit der Menschen über Politik und Wirtschaft entscheiden. „Maschinen ohne Menschen“ schafft die theoretische Klarheit, die wir für diesen Kampf brauchen.