„Die göttliche Ordnung“ – eine Filmbesprechung
Wir schreiben das Jahr 1971. Ganz Europa hat das Frauenwahlrecht? Nein. Das eidgenössische Patriarchat leistet dem Fortschritt erbitterten Widerstand. Aber auch in der Schweiz begehren Frauen auf.
von Torsten Sting, Rostock
In einem kleinen Dorf lebt Nora und möchte nachdem die Kinder aus dem Gröbsten raus sind, wieder arbeiten. Doch so einfach ist das nicht, sie braucht die Zustimmung ihres Gatten. So sieht es das Gesetz vor. Nach einer konfrontativen Diskussion lehnt dieser ihr Ansinnen ab und verbietet es ihr. Dies ist der Ausgangspunkt für ihre Politisierung kurz vor der Volksabstimmung über die Einführung des Frauenwahlrechts. Sie diskutiert mit Aktivistinnen und entschließt sich aktiv zu werden. Nora reist Freundinnen mit und bietet eine Informationsveranstaltung im Dorf an. Diese endet im Desaster, weil viele Männer stören, rückständige Frauen das Anliegen untergraben und andere schweigen. Nach anfänglicher Niedergeschlagenheit steigert es jedoch die Entschlossenheit der Beteiligten. Sie fahren zur Demo nach Zürich und zetteln einen Frauenstreik im Dorf an. Der Film beschreibt sehr gut alle Facetten der Bewegung. Das Gefühl endlich aufbegehren zu müssen, Selbstzweifel, Solidarität, Widerstand von vielen Männern, das Aufbrechen uralter Traditionen und Rollenbilder, sexuelle Selbstbestimmung usw. Es ist ein sehenswerter und bewegender Film der Mut macht, auch heute gegen Sexismus und jede Form von Unterdrückung zu kämpfen.