Polizei geht gegen Solidaritätsbekundung vor
Am 25. Mai 2017 kam es in der Berufsschule am Berliner Platz in Nürnberg während des Unterrichtes zu einem Abschiebeversuch eines 21-jährigen Schülers aus Afghanistan. Als die Polizeibeamten den Klassenraum des Schülers betraten und ihn mitnehmen wollten, formierte sich in der Schülerschaft ein breiter Widerstand gegen die Abschiebung ihres Freundes und Mitschülers Asef!
Von Klaus Wenzel und Tim Wollenhagen, Nürnberg
Ohne Gegenwehr ließ sich Asef verhaften und vorerst in den Steifenwagen bringen. Währendessen hinderten MitschülerInnen den Polizeiwagen durch eine Sitzblockade daran, Asef nach Afghanistan und somit in den sicheren Tod zu schicken. Anfangs hielten sich die Streifenpolizisten zurück und formierten sich mit der angeforderten Bereitschaftspolizei, Polizeihunden und dem USK (Bayrische Sondereinheit) um die Sitzblockade und die demonstrierenden SchülerInnen.
Die Polizei begann mit der Räumung der ersten Blockade, unter Verwendung von Pfefferspray, Schlagstock und Quartzhandschuhen, während sie Asef aus dem blockierten Auto in ein weiteres, mittlerweile vorgefahrenes Auto zerrten. Sie griffen ihn dabei an den Handschellen und schliffen ihn über den Boden. Ab diesem Zeitpunk eskalierte die Situation endgültig. Die Blockierenden erkannten die Situation, lösten ihre Sitzstreik auf, um sich auch vor das neue vorgefahrene Fahrzeug zu setzen. Dies versuchten die Beamten mit den gleichen Mitteln zu verhindern, wie schon beim Auflösen des Protestes zuvor. Dabei kam es zu drei Festnahmen und mehreren Verletzten. Ein Demonstrant erlitt eine Platzwunde, ein weiterer mehrere Prellungen im Gesicht, eine Schülerinnen wurde von Polizisten auf den Boden geworfen, ehe man einen anwesenden Polizeihund auf sie los lies. Mehrere SchülerInnen beklagten andauerende Reizungen durch Pfefferspray, fast niemand hat diesen Protest ohne Schürfwunden überstanden. Am Bodenliegende wurde mit Schmerzgriffen teilweise in die Augen und andere empfindliche Stellen gedrückt.
Protestdemonstration
Nach gewaltsamen Vorgehen der Polizei schlossen sich die SchülerInnen zu einem Protestmarsch gegen die Abschiebung von Asef zusammen. Der Demozug mit 300 Menschen ging von der Schule bis vor das Nürnberger Einwohnermeldeamt, um dort lautstark zu protestieren, mit dem Ziel die Aussetzung der Abschiebung zu bewirken.
Am Freitag der gleichen Woche fanden sich Schüler und Aktivisten aus verschiedenen Grupen zusammen, um gegen Abschiebung und Polizeigewalt zu demonstrieren. Der Demonstrationszug fasste rund 600 bis 700 Menschen die von der Schule bis zum Nürnberger Rathaus ging. Jegliche Schikanen und Provokationen seitens der Polizei gegen die DemonstrantInnen, wurden nicht angenommen und so verlief die Demonstration gewaltfrei bis zum Ende.
Es ist zu hoffen, dass die Vorkommnisse und die Aktionen bei Schülerschaft in Nürnberg Früchte tragen und eine verstärkte Politisierung der Schüler herbeiruft.
DIE LINKE Nürnberg versucht in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchen den 21jährigen Asef und einen weiteren Mitschüler von ihm, der auch direkt von Abschiebung bedroht ist, in Kirchenasyl zu bringen.
Klaus Wenzel ist Mitglied im Kreisvorstand DIE LINKE Nürnberg/Füth und SAV-Mitglied und Tim Wollenhagen ist LINKE-Mitglied.