Für höhere Löhne – Für mehr Personal – Gegen Rassismus
Am 1. Mai 1890 nahmen sich ArbeiterInnen der ganzen Welt zum ersten Mal die Freiheit, den Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse zu begehen.
von Dorit Hollasky, ver.di-Krankenhaus-Personal-rätin* aus Dresden
Auch 127 Jahre später gibt es jede Menge Anlass für Protest: Jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland erhält trotz eines qualifizierten Berufsabschlusses einen Lohn von unter zehn Euro pro Stunde. 1,5 Millionen Menschen in Deutschland arbeiten als moderne Tagelöhner auf Abruf, sie wissen am Monatsanfang nicht, was sie am Ende verdient haben werden.
In allen Bereichen verdichtet sich die Arbeit. Stress und Druck werden immer stärker. Die Unsicherheit nimmt rasant zu durch befristete Arbeitsverträge, fehlende Tarifverträge, Minijobs. Viele Renten reichen nicht mehr, um ohne Sozialleistungen auszukommen.
Der Unmut über diese Zustände ist riesig. Wie können wir es schaffen, diese Wut und die Resignation der Menschen in neue Hoffnung, Mut und vor allem Aktion zu verwandeln?
Die Vereinbarung der IG Metall zur Ausweitung der Leiharbeit ist der falsche Weg. Wir brauchen offensive Gewerkschaften, in denen wir für echte Verbesserungen kämpfen. Zum Aufbau solcher kämpferischen Gewerkschaften ist ein Kurswechsel notwendig. Aktive und kämpferische Beschäftigte brauchen Vernetzung. Es geht nicht nur um höhere Löhne, sondern auch um mehr Personal, Verkürzung der Arbeitszeit, mehr Schutz für die Beschäftigten und höhere Renten.
Ein konsequenter Kampf für bessere Arbeitsbedingungen für alle ist auch die beste antirassistische Maßnahme. Weil Solidarität verhindert, dass sich das Teile- und Herrsche-Prinzip durchsetzen kann. Parteien wie der AfD können wir dadurch die Grundlage entziehen. Geld für diese Forderungen ist reichlich vorhanden. In Deutschland besitzt ein Prozent der Bevölkerung 33 Prozent des Gesamtvermögens, die ärmere Hälfte nur 2,5 Prozent. Der Etat für die Bundeswehr wird aufgestockt, aber Bildungseinrichtungen und Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen gehen leer aus.
Statt der Sozialpartnerschaft zu huldigen und jene Politiker zu hofieren, die Hartz IV, Rentenreformen, Auslandseinsätze und Privatisierung von Krankenhäusern mitgetragen haben, sollten die Gewerkschaften sich an denen orientieren, für die sie gegründet wurden – diejenigen, die nichts anderes zu verkaufen haben als ihre Arbeitskraft. Es gilt, sich solidarisch zu organisieren und gemeinsam, mutig und klar zu kämpfen.