Anschauen. Diskutieren. Handeln.
Am 2. März erschien der Film „Der junge Karl Marx“. Eindrücklich bringt er die Lage der damaligen Linken auf die Leinwand und beschreibt die Geburt des wissenschaftlichen Sozialismus – mit Action und Liebesgeschichte.
von Michael Koschitzki, Berlin
Der Film hätte ebenso gut „Karl & Friedrich“ heißen können, schließlich beschreibt er genauso Friedrich Engels’ Wirken in den 1840er Jahren. Oder er hätte „Die Geburt des Kommunismus“ heißen können, denn er zeigt auch, neben der Liebesgeschichte, die politische Rolle von Jenny Marx und Mary Bruns und wie gerade letztere Marx und Engels mit in den Bund der Gerechten einführte, den sie in Bund der Kommunisten umbenennen werden.
Das Programm von ihnen – ACHTUNG SPOILER – wird „Kommunistisches Manifest“ heißen – mit dessen Ausarbeitung endet der Film. Den Anfang bildet das Verbot der „Neuen Rheinischen Zeitung“. Marx hatte zu diesem Zeitpunkt sich bereits mit den so genannten Junghegelianern angelegt und die ersten philosophischen Grundlagen des späteren Marxismus erarbeitet. Er wetterte gleichzeitig gegen die Grundbesitzer im preußischen Staat und musste deshalb nach Paris fliehen. Zeitgleich verfasst Friedrich Engels sein Werk über die Lage der arbeitenden Klasse in England. Beide treffen sich in der französischen Hauptstadt.
Anleitung zum Handeln
Der Film durchläuft die Auseinandersetzung der jungen SozialistInnen mit dem Anarchismus und anderen Unzulänglichkeiten der frühen Arbeiterbewegung. Er beschreibt das Elend und die Unterdrückung im damaligen Kapitalismus, darin platziert sind Marx und Engels, nicht nur als Denker, sondern Akteure des politischen Handelns. Zeitlos wirkt die Szene als der junge Karl Marx, dem politische Tätigkeit verboten und der pleite ist, um einen Job bei der Post bettelt: „Ich mache alles, egal was“. Zeitlos auch die Konfrontation mit einem Kapitalisten (auch wenn sie heute schwerer anzutreffen sind als damals) und Marx ihm entgegenhält: „Was Sie Profite nennen, nenne ich Ausbeutung.“
Auch deshalb hatte der Film es schwer, Förderung zu erhalten und musste Jahre darum kämpfen. Zehn Jahre wurde für ihn recherchiert und der Regisseur Raoul Peck verwendete so viele Originalzitate aus Schriften und Briefen wie möglich. Er selbst stammt aus Haiti, wo er zwischenzeitlich Kulturminister war und politisierte sich in den 1980ern in Berlin – „einer Stadt der Debatten und der Revolte“, wie er sagt.
Politische Vorführungen
Der Filmverleih kooperiert für den Film mit Akteuren der LINKEN und anderen Initiativen. Dafür wurden FilmpatInnen gefunden, die bei Premieren auch für politische Diskussionen und Einführungen sorgen – so zum Beispiel der linke Kasseler OB-Kandidat Murat Çakir im Wahlkampf. Der Studierendenverband SDS zeigt den Film bundesweit bei Veranstaltungen.
Der Film liefert eine gute Grundlage zur gemeinsamen Diskussion, macht Lust das Kommunistische Manifest zu lesen und sollte Ansporn sein, die gleiche Einstellung wie Mary Burns zu haben, die am Schluss zu Jenny Marx sagt: „Nein, ich will frei sein. Ich will kämpfen!“