Privatisierung von Knästen für den Profit
Alex ist wieder zurück im Knast. Ihre Exfreundin Piper sagt zu ihr: „Es ist nicht deine Schuld.“ Die beiden Frauen küssen sich und geben sich gegenseitig Halt. „Es ist das System“, sagt Piper, „du bist gefangen im System.“
Von Nadja Habibi, Hamburg
In der Netflix-Serie “Orange is the New Black” wird man mit der Privatisierung von Gefängnissen konfrontiert. Der Gefängnisdirektor Joe Caputo sieht keinen anderen Weg, um das Gefängnis zu retten. Das ist ein Prozess, den wir in den letzten dreißig Jahren Neoliberalismus verstärkt beobachten können. In der vierten Staffel der Serie werden durch den Aufkauf des Gefängnisses des Unternehmens MCC hundert neue Insassinnen in das ohnehin beengte Gefängnis verlegt. Die Verhältnisse werden härter, es fehlt an Toilettenpapier und Tampons, hinzu kommen lange Wartezeiten vor Toiletten und der Essensausgabe. Währenddessen handelt der Gefängnisbetreiber mit der Unterwäschefirma Whispers einen Deal aus, von dem beide Partner profitieren. Die Insassinnen müssen ihre Arbeitskraft für einen Stundenlohn von zehn Cent verkaufen, indem sie Unterwäsche nähen. Weiterhin wird der Arbeitsablauf der Küche „optimiert“: Es werden keine Speisen mehr selbst zubereitet, sondern die Küchencrew wird darauf reduziert, Säcke mit Essensbrei aufzuwärmen. Die Frauen werden sinnvoller Arbeit beraubt und bekommen ungesundes Essen vorgesetzt. Sie erhalten keinerlei Rehabilitationsprogramm. Eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft ist nicht profitabel. Dabei benötigen viele Frauen in US-amerikanischen Gefängnissen eine Therapie, ein stabiles Umfeld und ein Leben über dem Existenzminimum. So belegt eine Studie von Shelley Bannister, dass mindestens ein Drittel aller inhaftieren Frauen während ihrer Kindheit von Männern innerhalb oder außerhalb der Familie missbraucht wurden. 85 Prozent der Frauen hatten bis zu ihrer Inhaftierung ein Jahreseinkommen von weniger als 10.000 US-Dollar. Das Ziel von privatisierten Gefängnissen ist Profit. Dabei wird immer bei den Schwächsten gekürzt.