Wie Tier, Mensch und Umwelt im Kapitalismus leiden
Massentierhaltung, Tiertransporte, Genpflanzenanbau für Futtermittel, Leiharbeit – Mensch, Tier und Umwelt leiden für die Profite der Lebensmittelhersteller. Unsere Antwort: Demokratische Planung und Kontrolle!
von Anne Marleen Schade, Aachen
Rund zehn Prozent der Menschen in Deutschland ernähren sich vegetarisch, über eine Million sogar vegan. Das Leerfischen der Ozeane, das Abholzen des Regenwaldes für den Futtermittelanbau und für Weideflächen, prekäre Arbeit mit Akkordtötung in den Schlachtbetrieben. Es ist die Wut darüber, was die Fleischproduktion mit den Tieren, unserem Planeten und mit anderen Menschen macht, weshalb vielen Leuten der Hunger auf Fleisch, Fisch und andere tierische Lebensmittel vergeht.
Denn Lebensmittelhersteller sind keine selbstlosen Menschen, welche wollen, dass andere etwas zu essen haben. Sie wollen mit ihrem investierten Geld so viel Profit wie möglich machen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Geflügelmast. Während Rind-, Schwein und Lammfleisch immer weniger verkauft wird, boomt das Geschäft mit Hähnchenbrust förmlich.
Masthühner sind die besten Futterverwerter und benötigen für ein Kilo Fleisch nur 1,8 Kilo Futter. Diese Produktivität geht jedoch nicht ohne gezielte Züchtung und durch das frühe Aussortieren und Schreddern männlicher Tiere. Um das Fleisch an den Mann (oder besser: an die Frau) zu bringen, wurde erfolgreich das Image von Hähnchenbrust als „Frauenfleisch“ mit wenig Fett propagiert. Und durch den Konkurrenzdruck lohnt sich die Produktion nur noch in riesigen Betrieben zu riesigen Mengen, was die Situation für die einzelnen Tiere immer weiter verschärft. Dass dabei jährlich 346.000 Tonnen Tiere für den Mülleimer leiden und sterben wird eingeplant und in Kauf genommen.
Jedoch reicht es nicht, die bisherigen Produkte einfach durch andere auszutauschen und stattdessen auf Veggie oder Bio umzusteigen. Zwar haben Proteste dazu geführt, dass 2007 die Legebatterie-Eier aus den Regalen vieler Supermärkte genommen wurden. Das heißt aber nicht, dass sie nicht mehr importiert und verarbeitet werden. Getarnt als Eipulver finden sie ihren Weg in Kekse, Nudeln und Rührei.
Wenn wir wirklich wissen wollen, wie unser Essen hergestellt wird, müssen wir seine Herstellung demokratisieren. Erst wenn nicht mehr der Profit sondern die Gesellschaft entscheidet was, wie viel und auf welche Weise produziert wird, wissen wir wirklich, was auf unseren Tellern landet.
Gutes Essen sollte so gut wie möglich hergestellt werden und für alle verfügbar sein – Nicht nur für jene, die sich Bio leisten können.
Die SAV fordert:
- Gutes Essen aus guter Produktion ist Grundrecht!
- Schluss mit Lebensmittelproduktion für Profit – Überführung der Lebensmittelkonzerne in öffentliches Eigentum unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung durch die arbeitende Bevölkerung
- Kein Töten für die Tonne! Gesellschaftliche Planung der Lebensmittelproduktion nach Bedürfnissen von Mensch, Tier und Umwelt!