Solidaritätswelle in den USA mit der LGBTQ-Gemeinschaft
Die arbeitenden Menschen waren entsetzt und schwer geschockt, als Samstagnacht in einem schwulen Latino-Club in Orlando (Florida) 49 Menschen einem Massen-Attentat zum Opfer gefallen sind. Überall in den USA und in anderen Ländern kommen Menschen, manchmal zu tausenden, zu Mahnwachen zusammen.
Von Tom Crean, „Socialist Alternative“ (Schwesterorganisation der SAV in den USA)
Die Menschen aus der LGBTQ-Community betrachten diesen Mordanschlag korrekter Weise als Angriff auf die gesamte Gemeinschaft. Dieser kam zu einer Zeit, da reaktionäre Kräfte unterschiedlicher Couleur die Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transgender- und Queer-Leute in verschiedenen Ländern ins Visier genommen haben. Doch die übergroße Mehrheit der Menschen, die nun auf die Straße gehen, wenden sich auch gegen die Islamophobie. Und eine große Anzahl an Muslima und Moslems steht solidarisch zu den Opfern.
Der Mörder Omar Mateen stand ganz eindeutig unter dem Einfluss des islamischen Fundamentalismus. Wenngleich es offenbar keinen Beweis dafür gibt, dass er direkte Verbindungen zum IS unterhielt, äußerte er in einer Botschaft, dass diese Attacke im Namen dieser Organisation ausgeführt worden sei. Darüber hinaus verdichten sich die Hinweise darauf, dass Mateen den besagten Nachtclub, in dem er den Anschlag verübte, zuvor regelmäßig aufgesucht hat. Ferner soll er psychische Probleme gehabt haben.
„Socialist Alternative“ verurteilt sämtliche Terroranschläge, die von Bagdad und Nordafrika über Paris und Brüssel bis San Bernadino und nun in Orlando im Namen des IS durchgeführt werden. Wir richten uns aber auch in vollem Umfang gegen die militärischen Feldzüge des US-Imperialismus wie z.B. die Kriege im Irak und in Afghanistan. Die Besetzung des Irak hat unmittelbar zum Aufkommen und der Stärkung von Kräften geführt (wozu auch der umfassende und sektiererische Konflikt zwischen SunnitInnen und SchiitInnen zu zählen ist), die Raum geschaffen haben, damit diese menschenverachtenden und reaktionären Kräfte überhaupt Fuß fassen konnten.
Die Wahrheit ist, dass der IS zu Anschlägen in den westlichen Ländern motivieren will, um den Imperialismus noch tiefer in den Morast des syrischen und irakischen Bürgerkriegs zu ziehen. Darüber hinaus wollen sie Angriffe auf moslemische Gemeinden provozieren, die ihnen – wie sie hoffen – dabei helfen, noch mehr Unterstützung und Rekruten bringen werden.
Donald Trump sagt natürlich, das Blutbad von Florida würde aufzeigen, weshalb Muslima und Moslems an der Einreise ins Land gehindert verden müssen. Das ist wesentlicher Bestandteil der feindseligen Fremdenfeindlichkeit, die einen Großteil seines Wahlkampfes einnimmt. Abgesehen davon ist es in hohem Maße heuchlerisch für Trump und die „Republikaner“, wenn sie den Angriff auf einen schwulen Latino-Nachtclub zu ihrem Vorteil ausnutzen wollen. Schließlich sind sie doch die Gegner sowohl der Menschen aus der LGBTQ-Gemeinschaft als auch der Latinos. Trump will an der Südgrenze der USA einen Zaun errichten lassen und die Massabschiebung aller ArbeiterInnen ohne Papiere. Dabei bringt er eine rassistische Verbalattacke auf Latinos nach der anderen. Die „Republican Party“ hat in einem Bundesstaat nach dem anderen bösartige „bathroom bills“ (Gesetze zur Benutzung von Waschräumen; Anm. d. Übers.) eingeführt, die sich gegen Transsexuelle aber auch die gegen die Menschen aus der LGBTQ-Community insgesamt richten.
Präsident Obama hat die Rhetorik von Trump zwar scharf angegriffen. Doch die wesentliche Reaktion von Hillary Clinton, der voraussichtlichen Präsidentschaftskandidatin der „Democratic Party“, bestand darin, verstärkte Bombenangriffe der USA in Syrien und dem Irak einzufordern. Sie hat die Wortwahl der „Republikaner“ aufgegriffen, die einen Krieg gegen den „radikalen Islam“ führen wollen. Darin sehen wir die Rolle der „Demokraten“: Sie haben bereits die Kriege eines Präsidenten Bush unterstützt, unter Obama die Anwendung von Drohnen ausgeweitet sowie historische und zahllose weitere imperialistische Abenteuer initiiert.
Bernie Sanders hat korrekter Weise erklärt: „Es waren nicht die Muslime, die diese schreckliche Tat begangen haben. Ein Mann namens Omar Mateen hat dies getan. Unser Ziel muss es sein, Politikern wie Donald Trump oder irgendjemandem anderen nicht zu erlauben, uns zu spalten“. Es ist ein sehr bedeutender Vorgang und ein mächtiges Signal, dass viele Muslimas und Muslime sich in Solidarität mit den Menschen aus der LGBTQ-Gemeinschaft den Mahnwachen angeschlossen haben. Dasselbe gilt für die OrganisatorInnen dieser Zusammenkünfte, die sich energisch gegen jede Form von Islamophobie aussprechen.
Es wäre gut, wenn es in den anstehenden Tagen und Wochen zu massiven Mobilisierungen kommen würde, über die die Arbeiterbewegung und progressive Organisationen in Solidarität mit den LGBTQ-Communities und den islamischen Gemeinden miteinander vereint werden können. Das wäre die effektivste unmittelbare Antwort das rassistische Gift, das Trump versprüht, aber auch auf Clintons Kriegstreiberei. Es wäre zudem ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum Aufbau der Art von Massenbewegung, die das kranke kapitalistische System angehen und letztlich bezwingen kann. Denn dieses System produziert weiterhin Fanatismus, Krieg und Terrorismus.