Die Tarifrunden im Telekom-Konzern für 70.0000 Beschäftigte stehen unter Druck trotz immenser Gewinne.
Von Alexandra Arnsburg, Mitglied im verdi Landesbezirk Berlin-Brandenburg*
Heute sind erneut mehrere tausend KollegInnen im Telekom-Konzern zu Warnstreiks aufgerufen. Schon in den letzten Wochen beteiligten sich täglich tausende an Warnstreiks und Protestdemonstrationen.
ver.di fordert unter anderem eine tabellenwirksame Entgelterhöhung um fünf Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten sowie eine Komponente zur überproportionalen Anhebung der unteren Einkommen. Darüber hinaus will die Gewerkschaft den Vertrag über den Ausschluss betriebsbedingter Beendigungskündigungen verlängern. Die Höhe der Ausbildungsvergütungen und der Vergütungen für duale Studenten soll um 60 Euro angehoben werden.
Es geht nicht nur ums Geld
Seit der Privatisierung der Deutschen Telekom Mitte der 90er Jahre wurden jedes Jahr 10.000 Stellen vernichtet. Durch mehrere Standortkonzepte, zuletzt im Technischen Service, wo 10.000 Beschäftigte von 153 Standorten auf 30 reduziert werden sollen, kamen Beschäftigte massiv unter Druck. Tausende verließen das Unternehmen oder pendeln lange Strecken oder mussten sogar ganz umziehen. Gepaart mit gesteigerten Arbeitsdruck führt das zu einer sehr angespannten Situation. Zudem mussten die KollegInnen in den Servicegesellschaften Lohneinbußen und Arbeitszeitverlängerung nach wochenlangem Arbeitskampf hinnehmen. Schon in den letzten Tarifrunden wuchs bei vielen KollegInnen aber auch das Selbstbewusstsein, sich die Kürzungen angesichts der enormen Gewinne (Steigerung um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 3,3 Mrd Euro in 2015) und der konstant hohen Ausschüttungen an die Aktionäre (Steigerung um 10 Prozent in 2016 auf 0,55 Euro pro Aktie ergibt zusammen 2.534 Mio Euro) zurückzuholen. Inzwischen brauchen Beschäftigte auch einfach mehr Geld, um zu den gestiegenen Lebenserhaltungskosten auch die erhöhten Fahr- und Gesundheitskosten zu tragen.
Streikdemokratie ist nötig
Jedoch die vielen aktiven Vertrauensleute vor Ort haben auch mit Resignation und den Folgen der jahrzehntelangen Co-Managementpolitik von ver.di zu kämpfen. Konzepte zur aktiven Streikbeteiligung wie Streikversammlungen und Vernetzung auch über soziale Netzwerke stehen erst am Anfang. Regionalkonferenzen sollen nach der vierten Verhandlungsrunde durchgeführt werden und müssen für die Diskussion über das weitere Vorgehen genutzt werden und wie eine Verbindung zu den KollegInnen in anderen Bereichen geschaffen werden kann, die sich auch gerade in der Tarifauseinandersetzung befinden wie bei T-Systems und im Öffentlichen Dienst.
Arbeit 4.0
Seit letztem Jahr verkündet der Arbeitgeber, in wenigen Jahren die meiste Arbeit von Robotern, intelligenten internetbasierten Netzen und über Onlineportale für Kunden erledigen zu wollen. Bereits jetzt sind Roboter im Einsatz, die laut dem Hersteller 15 verschiedene Anwendungen bedienen können. Die Forderung nach dem Ausschluss von betriebsbedingten Beendigungskündigungen kann hier helfen, jedoch hat der Telekom-Vorstand mit Auslagerung und Standortkahlschlag diesen in der Vergangenheit immer wieder umgehen können. Hier sollte eine Strategie für den Kampf um Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich, Umschulungsprogramme und eine politische Kampagne für die Rücknahme der Renteneintrittserhöhung und weitere Absenkung des Renteneintrittsalters diskutiert werden.
*Angaben dienen lediglich zur Kenntlichmachung der Person