„Wir müssen Maß halten, wenn wir den Standort halten wollen“ – so der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall Rainer Dulger zur anstehenden Tarifrunde in der Metallindustrie. Der Mann macht Witze. „Maß halten“ – so, wie die oberen zehn Prozent, die laut OECD Bericht in Deutschland sechzig Prozent des Vermögens besitzen? Wohl kaum. „Maß halten“ sollen wieder diejenigen, die die Gewinne erwirtschaften. Damit muss Schluss sein!
von Angelika Teweleit, Berlin
Insgesamt stehen im Frühjahr Millionen Beschäftigte in Tarifauseinandersetzungen, davon allein 3,8 Millionen in der Metallindustrie sowie 2,4 Millionen im öffentlichen Dienst. Dazu kommen Bankbeschäftigte, DruckerInnen, Telekombeschäftigte, BauarbeiterInnen und viele mehr.
Umverteilung umkehren
Der Anteil der Löhne und Gehälter am Volkseinkommen ist in den letzten fünfzehn Jahren von 72 auf 68 Prozent gesunken. Einhundert Milliarden Euro mehr bekämen alle Beschäftigten, wäre die Lohnquote noch auf dem Niveau des Jahres 2000! Und das alles bei gestiegener Arbeitshetze. Auch darauf müssen die Gewerkschaften Antworten geben. Dass das möglich ist, hat die GDL gezeigt, die 2015 Arbeitszeitverkürzung, Überstundenabbau und mehr Einstellungen erkämpfen konnte. Oder auch die Beschäftigten an der Berliner Charité, die für mehr Personal streikten.
Tarifkämpfe koordinieren
Von IG Metall bis ver.di – die Strategie der Gewerkschaftsführungen ist wie immer: Verhandlungen, ein paar Warnstreikrunden, am Ende ein Kompromiss, mit dem vor allem die Arbeitgeberseite gut leben kann.
Das einzige, was diese Routine zerstören könnte, ist eine Blockadehaltung der Arbeitgeber, wie sie sich zumindest im öffentlichen Dienst letztes Jahr angedeutet hat. Das und die Diskussionen über eine weitere Einschränkung des Streikrechts sind Anzeichen dafür, dass die Gewerkschaften sich auf harte Zeiten vorbereiten müssen: Gerade deshalb ist der Aufbau von breiter Solidarität untereinander und in der arbeitenden Bevölkerung das Gebot der Stunde.
Alle Möglichkeiten sollten genutzt werden, KollegInnen gemeinsam auf die Straße zu bringen. Um einen solche Strategie und Politik einzufordern, sollten KollegInnen sich in den Gewerkschaften von unten vernetzen.