Jugend gegen Rassismus bewegt nur wenige SchülerInnen
Am letzten Wochenende tagten in der Berliner Potse circa 70 Menschen mit dem Ziel, eine antirassistische Jugendbewegung ins Leben zu rufen. Die erste bundesweite Aktion soll ein gemeinsamer Schul- und Unistreik im April sein.
von Tom Hoffmann und Tim Brandes, Berlin
Die große Mehrheit der TeilnehmerInnen bestand aus bereits organisierten Personen. Größtenteils waren es aktive Studierende, sowie einige kämpferische Refugees. Auffällig war die geringe Anzahl der unorganisierten SchülerInnen. Von ihnen kamen die meisten von lokalen Streikbündnissen beziehungsweise Schülervertretungen. Anwesende Gruppen waren die Jugendorganisationen Revolution, Waffen der Kritik und RKJ, sowie RIO. Ebenfalls anwesend waren Einzelpersonen von SDAJ, ARAB, der Interventionistischen Linken und Aktive aus Linksjugend [’solid] und SAV.
Die Konferenz begann mit einer allgemeinen Diskussion über die politische Situation in Deutschland und die Lage der Linken. Dem angestiegenen rechten Terror und dem Aufstieg der rechtspopulistischen AfD, sowie den immer tiefgreifenderen Asylrechtsverschärfungen sollte von links etwas entgegengesetzt werden. Desweiteren wurde versucht, Lehren aus der kämpferischen Refugeebewegung vom Oranienplatz zu ziehen. Es wurde betont, dass die Verbindung von Kämpfen organisiert werden muss. Die soziale Frage nach den gemeinsamen Interessen von Deutschen und Nicht-Deutschen muss gestellt werden, um einen gemeinsamen Kampf zu befördern.
Falsche Herangehensweise
Inhaltlich sind das vollkommen richtige Beobachtungen. Es steht außer Frage, dass eine bundesweite antirassistische Bewegung von SchülerInnen und Studierenden einen Beitrag dazu leisten könnte, eine Massenbewegung aufzubauen, die Rassisten real zurückdrängt. Jedoch stellt sich die Frage, ob die Konferenz tatsächlich solch eine notwendige Bewegung hervorbringen beziehungsweise vorantreiben kann. Die Organisatoren begehen Fehler, wenn sie meinen, es reiche aus, ein paar linksradikale Gruppen zusammen zu werfen und den SchülerInnen vor Ort dann ein Konzept vorzulegen, ohne diese in den Prozess mit einzubeziehen. Bewegungen kann man nicht erzwingen oder von oben hervorrufen. Die Konferenz hätte ein Hebel für eine größere Bewegung sein können, wenn die Organisatoren vorher an die Schulen gegangen wären, sich für Unorganisierte geöffnet und einzelne Berichte aus dem Orten zusammengetragen hätte, um so zunächst ein Stimmungsbild einzuholen. Außerdem hätte sich die Notwendigkeit für gemeinsame Kämpfe viel mehr in den Forderungen niederschlagen müssen.
Leider wurde es am Sonntag dann auch noch etwas unübersichtlich. Zwei Stunden Verspätung sorgten für den Ausfall einer Workshop-Schiene. Beim abschließenden Plenum wurde dann beschlossen, eine Bewegung aus Jugendlichen, Geflüchteten und Organisationen der Lohnabhängigen aufzubauen. Der Forderungskatalog musste aufgrund von Zeitmangel im Block abgestimmt werden, was Kritik unter einigen Anwesenden hervorrief. Ebenfalls bemängelten einige, es würde sich um ein halbes Parteiprogramm handeln und so breitere Schichten verfehlen. Dennoch einigte man sich mit dem 27. April auf einen Termin für einen bundesweiten Schulstreik. Alle restlichen Fragen und Diskussionen sollen über Koordinierungsräte geklärt werden. Die Stimmung war gegen Ende eher durchmischt, was sicherlich auch am Zeitmangel und den teils nicht beendeten Diskussionen gelegen hat.
Dort wo sich SchülerInnen organisieren und bewegen, dort wo wirksame Streiks in Vorbereitung sind, werden wir uns daran beteiligen und sie unterstützen. Jugend gegen Rassismus haben wir uns nach diesem Wochenende nicht angeschlossen.