Gegen den „Marsch für das Leben” – für das Recht auf Abtreibung
Am 19.09.2015 wird in Berlin der „Marsch für das Leben – für ein Europa ohne Abtreibung und Euthanasie“ vom „Bundesverband Lebensrecht“ organisiert. Unterstützt werden die fundamentalistischen Abtreibungsgegner unter anderem von Kirchen und auch CDU-BundespolitikerInnen, Volker Kauder, Wolfgang Bosbach und Dorothee Bär, welche 2014 Grußworte an die Veranstalter schickten.
Für die sozialismus.info sprach Mira Müller mit Stefan Nachtwey, Geschäftsführer des Familienplanungszentrums Balance und aktiv im Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, das eine Gegendemonstration organisiert.
Welche Rolle spielt unter anderem die katholische Kirche bei der Verbreitung von reaktionären Ansichten in der Gesellschaft?
Die sogenannten „Lebensschützer“ beziehen sich unter anderem auf den Wertekodex der Katholischen Kirche, sowie auf ein Familienbild, nach der diese lediglich aus Mann, Frau und Kind(ern) besteht, welches von der Kirche und christlichen Parteien verbreitet wird. Die Frau wird als Gebärende gesehen und ihr das Recht über den eigenen Körper in Abrede gestellt.
Was sind die politischen Ziele und Forderungen des Bündnisses?
Die Ziele des Bündnisses sind kurz zusammengefasst:
* eine geschlechter- und kultursensible Sexualaufklärung für alle
* Informationen über und den Zugang zu Verhütung: Verhütungsmittel als Kassenleistung
* die kostenfreie Abgabe der „Pille danach“
* den uneingeschränkten Zugang zum legalen Schwangerschaftsabbruch und die Streichung des Paragrafen 218 aus dem Strafgesetzbuch
* die vollständige Anerkennung aller Formen des Zusammenlebens
* soziale und ökonomische staatliche Unterstützung und die notwendige Infrastruktur für alle, die sich für ein Kind entscheiden, damit sie ihre eigene Lebensplanung aufrecht erhalten können
Was ist für Sie das wichtigste an der Demo?
Unser zentraler Punkt ist das Wahrnehmen von einer Rückentwicklung in Teilen der Gesellschaft. Sprich, dass Infragestellen von Sexualunterricht und Aufklärung in der Schulzeit oder die fehlende Selbstbestimmung der Frau über ihren Körper – auch in der Schwangerschaft. Zusätzlich zeigt zum anderen auch die Verteufelung der Genderdebatte die Angst vor gesellschaftlicher Vielfalt mit all ihren Ausprägungen sowie dem Ausbrechen aus der „alten Ordnung“, die bei den sogenannten „Lebensschützern“ vorhanden scheint.