Jetzt flächendeckend Solidarität organisieren
Am 20. März fand der Equal Pay Day statt. 22 Prozent Lohnunterschied wurden festgestellt. Das bedeutet, dass Frauen circa drei Monate länger arbeiten, um auf das gleiche Gehalt wie männliche Beschäftigte zu kommen. Höchste Zeit, Berufe wie den Erziehungsdienst als gesellschaftlich relevante Arbeit anzuerkennen und auch dementsprechend zu bezahlen!
von Lukas Schütz und Anne Engelhardt, Kassel
Viele KollegInnen im Erziehungsdienst sind gezwungen, Teilzeit zu arbeiten und zum Teil nebenher zu jobben. Die geforderten neuen Eingruppierungsregelungen, was eine Lohnsteigung von etwa zehn Prozent zur Folge hätte, sind längst überfällig.
Auch die Rahmenbedingungen, wie der niedrige Betreuungsschlüssel und der geringe Gesundheitsschutz, gehören zu den Problemen. Beim Warnstreik am 19. März in Kassel erzählte ein Kollege, dass es unter diesen Bedingungen undenkbar sei, mit 60 oder mehr Jahren noch Kinder fördern zu können.
Soziale Dienste einbeziehen
Beim Streik 2009 und auch aktuell geht es nicht nur um den Arbeitskampf der ErzieherInnen. Auch KollegInnen aus den Sozialen Diensten sind Teil der Tarifrunde. Das findet bisher jedoch in den Medien und auch teilweise in den Gewerkschaften zu wenig Beachtung. Dabei wird die Arbeit des Sozialen Dienstes im Schatten einer krankmachenden kapitalistischen Gesellschaft geleistet. Unsere Solidarität muss daher nicht nur den ErzieherInnen, sondern auch allen KollegInnen im Sozialen Dienst, wie der Behindertenhilfe und der sozialen Arbeit, gelten.
Solidarität organisieren!
Jetzt gilt es, Solidarität zu organisieren, unter Eltern, KollegInnen und Azubis. In Kassel will der Studierendenrat der Fachschule für Sozialpädagogik gemeinsam mit KollegInnen aus dem Sozial- und Erziehungsdienst und anderen UnterstützerInnen ein Solikomitee aufbauen, um den Streik zu unterstützen. Solche Entwicklungen sollten auch in anderen Städten Schule machen. Denn die KollegInnen werden sicher einen langen Atem und viel Unterstützung brauchen.
Die Auseinandersetzung im Sozial- und Erziehungsdienst macht im übrigen nicht nur deutlich, dass wir eine andere Bewertung dieser Arbeit benötigen, sondern auch eine andere Gesellschaft, in der die Pflege und Förderung von Menschen mehr wert ist als der Handel mit Finanzprodukten. Eine Gesellschaft, in der Kinder nicht verwahrt, sondern umfassend gefördert werden, Menschen mit Behinderung nicht ausgegrenzt werden, und es keine Unterschiede nach sozialer Herkunft mehr gibt.
Termin: Gute Arbeit hat ihren Preis! LINKE-Ratschlag der Sozial- und Erziehungsdienste, 18. April, 10.30 – 17 Uhr, Kassel