Ein Schülernetzwerk verschiedener Schulen aus Dresden und dem Umland wollen am 28. März in der sächsischen Landeshauptstadt gegen Rassismus und PEGIDA demonstrieren.
Gespräch mit Jacob Stahl, Schüler des Landesgymnasiums St. Afra und einer der Mitorganisatoren der Demonstration
Warum eine Schülerdemo gegen PEGIDA in Dresden?
Seit Monaten gibt es in Dresden jeden Montag rassistische Demos. In den letzten Wochen werden sie, nach einer Schwächung Ende Januar, sogar wieder stärker. Rassistisch motivierte Übergriffe haben in ganz Sachsen zugenommen, PEGIDA ist hier am stärksten. Als Schülerinnen und Schüler, die regelmäßig auf die leider schwächer werdenden Gegenproteste gehen sind, haben wir beschlossen etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.
Warum setzt Ihr bei Eurer Mobilisierung gerade auf Schülerinnen und Schüler?
Für Schüler ist Schule der Raum, in dem sie sich politisch äußern und gerade auch mit Erscheinungen wie Rassismus konfrontiert werden. Viele von uns haben ein großes Bedürfnis, sich dazu zu äußern, sowohl in der Schule, als auch auf der Straße. Daher fordern wir mehr politische Diskussionen in Schulen. Denn Schule ist ein politischer Ort, das hat man gerade auch in den letzten Wochen und Monaten gesehen. Debatten und Auseinandersetzungen um Rassismus sind hochpolitisch. Gleichzeitig lehnen vor allem Jugendliche Rassismus ab und wollen das auch zeigen, was läge da näher als eine Demo?
Ihr sagt in Eurem Aufruf, dass sich am Schulsystem etwas ändern muss. Was genau meint Ihr damit?
Wir schreiben in unserem Aufruf, dass wir gemeinsam leben und lernen wollen. Das ist auch so gemeint. Unabhängig von Hautfarbe und Religion oder Herkunftsland wollen wir gemeinsam für Verbesserungen im Bildungswesen eintreten.
Migranten und Geflüchtete werden von Rassisten zu Sündenböckengemacht für Erscheinungen, die sie nicht zu verantworten haben. Sie können beispielsweise nichts für die schlechte Ausstattung von Schulen und die Mängel im Bildungssystem. Uns geht es darum, gemeinsam zu leben und zu lernen und vor allem auch gemeinsam für Verbesserungen einzutreten. Wir wollen Solidarität statt Rassismus, gute Bildung und gute Schulen für uns alle.
Schule ist ein politischer Raum, soll aber immer unpolitisch bleiben. Rassismus ist aber ein politisches Phänomen und das gibt es leider auch an Schulen. Deshalb wollen wir auch im Politikunterricht mehr politische Diskussionen über diese Themen. Rassismus hat gesellschaftliche Ursachen und darüber muss man endlich reden.
Am 13.April will PEGIDA Geert Wilders nach Dresden holen. Die Veranstalter rechnen mit bis zu 30.000 Leuten. Jeden Montag gehen wieder Tausende zu PEGIDA, Tendenz steigend. Was kann da eine einzelne Schülerdemo ausrichten?
Wir versuchen eine ganz bestimmte Gruppe auf die Straße zu holen – Jugendliche. Bei dem einen Versuch soll es aber auf keinen Fall bleiben. Wir wollen auch nach der Demo weitere Aktionen vorbereiten und mobilisieren und Jugendliche und vor allem Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, ihren Unmut über die rassistische Hetze von PEGIDA auf die Straße zu tragen.
Manchmal könnte man in Dresden den Eindruck gewinnen, PEGIDA sei in der Mehrheit. Aber das stimmt nicht. Gerade Jugendliche lehnen Rassismus ab. Was läge da näher als gegen rechte Demos Mobilisierungen im Jugendbereich zu setzen. Das kann der Anfang einer Bewegung sein, die dann auch stärker wird.
Wie kann man euch am besten unterstützen?
Natürlich vor allem, indem man zur Demo kommt und seine Freunde mitbringt und unsere Seite auf Facebook liked und teilt. Wer an seiner Schule was machen will, der sollte mit uns Kontakt aufnehmen. Es geht jetzt vor allem darum zu mobilisieren, mit Mitschülern zu sprechen und an unseren Mobilisierungsaktionen teilzunehmen oder eben eigene zu organisieren. Vor der Demowollen wir beispielsweise Transparente und Schilder malen.
Außerdem geht es darum, dass am 31.03. viele zur Gründung unseres Netzwerks kommen, mit dem wir in den nächsten Wochen und Monaten weitere Aktionen organisieren wollen.
Alle Daten: Demo am 28.03.15, 15.00 Uhr, Bahnhof Neustadt;https://www.facebook.com/bildungstattrassismus