Weltweit protestieren am heutigen Freitag Menschen in Solidarität mit den sozialen und gewerkschaftlichen Kämpfen in Brasilien. Auch wir hier in Berlin.
von Tim Brandes, Berlin
Während die FIFA 5.4 Milliarden US-Dollar mit der WM einnimmt und die brasilianische Regierung monströse Stadien baut, fehlt es den Menschen in Sao Paulo und anderen Städten an bezahlbaren Wohnraum, Bildung, Infrastruktur und ausreichenden Löhnen.
Geschätzt elf Milliarden Dollar wird die Weltmeisterschaft kosten, davon allein vier für den Bau der zwölf neuen Stadien,welche danach kaum gebraucht werden. Ein großer Teil des Geldes stammt direkt aus den öffentlichen Kassen.
Seit März gab es mehr als 300 Veranstaltungen und mehr als 150 Streiks in zehn Ballungszentren z.B bei der Feuerwehr, der Militärpolizei und der Metroarbeiter. Die Regierung reagiert mit Repression und greift Streikende an. Ebenfalls gibt es Berichte von getöteten Straßenkindern. Für die WM wurden Hunderttausende Menschen umgesiedelt, Mieten stiegen exorbitant, während gleichzeitig sieben Millionen Wohnungen fehlen. Die Folge ist Obdachlosigkeit.
Wir sind nicht gegen Fußball, sondern wenden uns gegen die Kommerzialisierung der Weltmeisterschaft. Wir protestieren gegen die gewaltsame Niederschlagung von Protesten, Vertreibung von Tausenden oder die Verschwendung von dringend gebrauchten Milliarden. Nein zur WM des Horrors. Für eine Weltmeisterschaft der Menschen, nicht des Profits.
Heute haben wir vor der brasilianischen Botschaft in Berlin-Mitte protestiert und u.a. gefordert:
– die sofortige Wiedereinstellung der entlassenen Kollegen der Metro in Sao Paulo
– bezahlbaren Wohnraum für die Tausenden Obdachlosen
– für ein sofortiges Ende der brutalen Gewalt und Repression gegen Streikende und Protestierende
In einem Gespräch mit dem leitenden Sekretär der Botschaft übergab Lucy Redler einen Protestbrief „Kein Opfer für die WM – Solidarität mit den Protesten in Brasilien“.
Der Brief ist hier zu finden:
Protestbrief Berlin, 13.06.2013
Kein Opfer für die WM – Solidarität mit den Protesten in Brasilien!
Weltweit protestieren am heutigen Freitag Menschen in Solidarität mit den sozialen und gewerkschaftlichen Kämpfen in Brasilien. Auch wir hier in Berlin.
Während die FIFA vier Milliarden Euro mit der WM einnimmt und die brasilianische Regierung monströse Stadien baut, fehlt es den Menschen in Sao Paulo und anderen Städten an bezahlbarem Wohnraum, Bildung, Infrastruktur und auskömmlichen Löhnen. Allein das Stadium in Itaquera kostet 400 Millionen Euro. 4000 Familien, die im „Movimento dos Trabalhadores Sem Teto“ (MTST) organisiert sind, haben sich zu Recht an den dortigen Besetzungen gegen ihre Verdrängung beteiligt.
Mit der Besetzung dieses Grundstücks, das seit Jahren von den Eigentümern als Brachland ungenutzt gelassen wird, kämpfen die Familien in einem Land, in dem sieben Millionen Wohnungen fehlen, für ihr legitimes Recht auf eine Wohnung. Die meisten der Familien haben in äußerst prekären Verhältnissen gelebt, sind Opfer exorbitanter Mietsteigerungen und der Ausbeutung von Grund und Boden. Dieses Phänomen hat sich mit den Bauprojekten, die im Zusammenhang mit der WM stehen, enorm ausgeweitet. Hunderttausende wurden für die WM umgesiedelt.
Die WM steht für viele in Brasilien längst nicht mehr für die Freude am Fußballspiel sondern für Mietsteigerung, Verdrängung und Entlassung! Viele Menschen in Brasilien sagen: „Wir brauchen eure WM nicht, wir brauchen Geld für Gesundheit, Wohnen und Bildung!“
Die brasilianische Regierung reagiert mit Repression und greift Streikende und Besetzer an. Es gibt Berichte von etlichen Toten bei Polizeieinsätzen und von ermordeten Straßenkindern.
Jüngst sprach sich die neu berufene Oberste Richterin am Militärgerichtshof, Maria Elizabeth Teixeira Rocha, für den Einsatz der Armee im Landesinneren aus. Ihr zu Folge gehe es um den „Schutz der öffentlichen Sicherheit“. Wir denken: Es geht um den Schutz der Interessen der Regierung, der FIFA und der Profiteure der WM!
Wir erklären uns solidarisch mit den Bewegungen der Obdachlosen in Itaquera, mit den streikenden Flughafenbeschäftigten in Rio, den entlassenen Metroarbeitern in Sao Paulo und allen Opfern dieser Horror-WM. Wir fordern die sofortige Wiedereinstellung der 60 entlassenen Kollegen der Metro! Wir fordern bezahlbaren Wohnraum für die Tausenden Obdachlosen!
Für ein sofortiges Ende der brutalen Gewalt und Repression gegen Protestierende.
Für eine Weltmeisterschaft der Menschen, nicht des Profits!
Mit freundlichen Grüßen
Lucy Redler Sozialistische Alternative (SAV)