Er erhob seine Stimme unerschütterlich für Sozialismus
In einer Woche hat die britische Arbeiterbewegung zwei schwere Schläge erlitten mit dem Tod des Gewerkschaftsführers Bob Crow und jetzt von Tony Benn. Bob Crows Tod kam als ein Schock, weil er in einem so jungen Alter auf dem Höhepunkt seiner Machtbefugnisse und seines Einflusses auf die Menschen der Arbeiterklasse starb. Leider hat er die Bildung einer neuen Arbeitermassenpartei nicht mehr erlebt (die TUSC [Trade Unionist und Socialist Coalition, Gewerkschafts- und sozialistische Koalition] ist ein Schritt in diese Richtung), die er leidenschaftlich befürwortete und die schließlich gebildet werden wird.
von Peter Taaffe, Generalsekretär der Socialist Party (CWI in England & Wales)
Tony Benn war kürzlich bei schlechter Gesundheit, aber sein Tod kommt nicht weniger als ein Schlag wegen seiner Verbindung mit dem linken Flügel der Arbeiterbewegung und seiner lebenslangen Arbeit für sie. Er war ein machtvolles Symbol und ein Führer der Labourlinken auf ihrem Höhepunkt in den 1980ern, als sie einen riesigen und manchmal entscheidenden Einfluss auf die Ereignisse innerhalb der Labour Party und auch der Gewerkschaftsbewegung ausübte.
Tony Benns politische Entwicklung widersprach dem Satz der Zyniker, die meinen, dass man nur radikal und links sein kann, wenn man jung ist, aber sich unausweichlich nach rechts entwickelt, wenn man älter wird. Es war ein großes Verdienst von ihm, dass er dieses Stereotyp Lügen strafte, indem er sich von Mitte-rechts nach links entwickelte. Die Galerie der rechten Labour-Abtrünnigen ist lang: Neil Kinnock und Tony Blair sind jüngere Beispiele dieser Art. Kinnock, ein ehemaliger Führer der Labour-Linken, verwandelte sich in den Liebling der Kapitalisten und Labourrechten, indem er sowohl Militant – jetzt die Socialist Party – und dann den Bergarbeitern in den Rücken fiel. Er bekam eine stattliche Belohnung in Gold – mit einem geschätzten Einkommen von ihm und seiner Familie, das jetzt bei 20 Millionen £ steht – und dem Titel eines Barons! Blair is jetzt 100 Millionen £ ‚wert‘!
Tony Benn stand Mitte-rechts in Harold Wilsons Labourregierung von 1964-70, als er Barbara Castles Antigewerkschaftsgesetzgebung ‚Anstelle von Konflikt‘ unterstützte. Diese wurde durch einen Aufstand der Basismitgliedschaft der Labour Party und den kolossalen Druck der Gewerkschaften besiegt. Er bewegte sich nach links unter dem Einfluss der Betriebsbesetzung der WerftarbeiterInnen am Oberen Clyde [Region Glasgow] 1971, deren Fürsprecher er war, und auch von anderen Arbeiterkämpfen damals, wie den Bergarbeiterstreiks von 1972 und 1974.
Verstaatlichung
Damals trat Benn als die führende Gestalt der Labourlinken hervor und unterstützte Verstaatlichung und Arbeiterkontrolle über die Wirtschaft. Er gab den JungsozialistInnen in der Labour Party, die von Militant-UnterstützerInnen geführt wurden, feste Unterstützung. Er arbeitete mit Militant-UnterstützerInnen einschließlich Tony Saunois, Laurence Coates, Hannah Sell, Nick Bradley und anderen im Vorstand der Labour Party zusammen und half, die Partei entscheidend nach links zu schieben. Tony Benn unterstützte die Forderung nach Verstaatlichung der führenden 25 Konzerne, die im Vorstand mit der entscheidenden Stimme des JungsozialistInnen-Vertreters angenommen wurde.
Ein Zeichen für die linke, sozialistische und radikale Stimmung damals war, dass selbst ein damaliger Rechter wie Roy Hattersley für Verstaatlichung „des Nordseegas und -öls, von Bauland und verpachteten Grundstücken“ eintrat. Dies schien eine fast unaufhaltsame Bewegung nach links innerhalb der Arbeiterbewegung anzuzeigen, nicht nur in Britannien, sondern international. Aber im September 1973 wurde die linke Allende-Regierung in Chile durch den blutigen Pinochetputsch gestürzt. Jack Jones, Generalsekretär der Gewerkschaft Transport und General Workers Union (TGWU, jetzt Teil von Unite), bemerkte bei einer Veranstaltung, bei der Tony Benn neben ihm saß, dass er sich eine Lage vorstellen könne, in der eine von Benn geführte Labourregierung an die Macht kommen könne und der selben Art von Verschwörung gegenüber stehen könnte, mit der Allende in Chile konfrontiert war.
Tony Benn spiegelte die gewaltige Radikalisierung wider, die in Britannien stattfand, trieb sie aber auch voran mit seinen Reden und Artikeln für die Annahme eines sozialistischen Programms durch Labour. Diese Vorschläge gingen für Militant nicht weit genug. Es gab in den Vorschlägen von Tony Benn große Elemente von Allendes Programm von begrenzten Verstaatlichungen. Sie waren ein großer Fortschritt gegenüber den veralteten Ideen der Labourrechten, aber weil sie nicht vorschlugen, die grundlegende Machtmittel der Kapitalisten wegzunehmen, das Eigentum an den Monopolen, wären die Kapitalisten in der Lage, den Boden für einen entscheidenden Schlag wie in Chile zu bereiten.
Linker Vormarsch
Aber während der ganzen 1970er war die Linke ständig in der Labour Party und den Gewerkschaften auf dem Vormarsch. Die „Kampagne für Labour-Party-Demokratie“ fuhr wichtige Erfolge ein, bei denen Militant und Tony Benns UnterstützerInnen zusammenarbeiteten. Dies fand statt, obwohl die Labourrechten, ermuntert vom Großkapital, die Niederlage der Linken beim Referendum zum ‚Gemeinsamen Markt‘ (jetzt die Europäische Union) nutzten, um ihn vom Posten des Industrieministers auf den weniger einflussreichen Kabinettsposten des Energieministers zu bugsieren. Die Erfahrungen dieser rechten Labourregierung wiederum bereiteten den Weg für eine noch größere Linksverschiebung innerhalb der Labour Party mach ihrer Niederlage 1979.
Tony Benn widersetzte sich beharrlich den Rechten und warf sein ganzes Gewicht für linke, sozialistische Politik in die Waagschale. Dies gipfelte in seiner Kandidatur für den stellvertretenden Vorsitz der Labour Party 1981, den er nur mit einem Rückstand von 1% verlor wegen dem Verrat früherer Linker wie Kinnock, die für seinen Gegenkandidaten Denis Healey stimmten oder sich enthielten. Dies wiederum führte zur Offensive der Labourrechten durch die ‚Viererbande‘ unter der Führung von Roy Jenkins und David Owen, die sich im Gefolge von der Labour Party abspalteten und die Social Democratic Party bildeten. Ihr Ziel war es, die Anti-Tory- und Labourstimmen bei den Parlamentswahlen 1983 zu spalten, womit sie Erfolg hatten. Dies half, Thatcher an der Macht zu halten und den Weg für eine entschlossene rechte Offensive innerhalb der Labour Party zu bereiten, die von Thatcher und der Presse unterstützt wurde. Ihre Strohmänner waren ehemalige Linke wie Michael Foot und Neil Kinnock.
Militant-Abgeordnete
Dies stoppte jedoch nicht die Wahl von drei Militant-Unterstützern bei den Parlamentswahlen 1983 und 1987, bei denen Tony Benn Wahlkampfunterstützung von höchster Qualität leistete. Es verhinderte auch weder den Sieg der sozialistischen Gemeinderäte in Liverpool zwischen 1983 und 1987 noch den Ausbruch des mächtigen Bergarbeiterstreiks, die Tony Benn mit aller Kraft unterstützte. Doch nach der Niederlage der Bergarbeiter, der Liverpooler Gemeinderäte und der DruckarbeiterInnen in Wapping begann die Kinnock-‚Konterrevolution‘ gegen die demokratischen Rechte von Labour-Party-Mitglieder und sozialistische Politik ernsthaft. Kinnocks Arbeit wurde von John Smith, dann von Blair fortgesetzt und wurde jetzt von Miliband vollendet mit der Beseitigung der organisierten Präsenz der Gewerkschaften innerhalb der Partei, die sie gründeten.
Dies führte unausweichlich zur politischen Isolation der Labourlinken und von Tony Benn, weil es Teil eines weltweiten Prozesses war, dessen Wurzeln im Zusammenbruch des Stalinismus und mit ihm der Planwirtschaft waren. Dies ermöglichte den Kapitalisten, eine wildentschlossene ideologische Kampagne gegen all die Ideen zu führen, auf denen die Arbeiterbewegung aufgebaut war: Sozialismus, Gewerkschaften und Solidarität.
Es ist ein großer Verdienst, dass Tony Benn standhaft an seiner sozialistischen und linken Opposition festhielt und dafür wurde er hoch geachtet. Aber seine Isolation und daher sein Verlust an politischem Einfluss, besonders unter der jungen Generation, wurde dadurch vergrößert, dass er sich an die Labour Party klammerte, die kein politisches Vehikel für arbeitende Menschen mehr war. Dies kommt klar zum Ausdruck in den Bemerkungen, die Tony in seinen jüngsten und letzten Tagebüchern machte, die entwaffnend ehrlich sind. [Siehe ’The Labour of Tony Benn’, Socialism Today 174, December/January 2014.] Er schrieb, dass ein Tory-Kandidat ihm enthüllte, dass Thatcher, als Norman Tebbit sie fragte, was sie als ihren größten Erfolg betrachtete, antwortete: „New Labour“. Er kommentiert in seinem Tagebuch: „Das sagt wirklich alles.“
Kritik an Labour
Aber leider zog er nicht die notwendigen Schlussfolgerungen daraus, dass es daher notwendig war, einen völlig anderen Weg als die von New Labour dargestellte Sackgasse einzuschlagen. Er war aber gelegentlich sehr nahe daran, mit New Labour zu brechen. Als er zum Beispiel von VertreterInnen von Bob Crow angesprochen wurde, bei den Europawahlen 2009 die ‚No2EU‘-Liste zu unterstützen, sympathisierte er anfänglich damit. Aber leider wurde Druck von seiner Familie, besonders von Hilary Benn, auf ihn ausgeübt, die ihn warnte, er könne aus New Labour ausgeschlossen werden, was wiederum einen möglichen Bruch mit seiner Familie bedeuten würde. Dies stellte zweifellos für ihn eine zu hohe Hürde dar in einer verletzlichen Periode gegen Ende seines Lebens.
In seinen Tagebüchern kommentierte er an mehreren Stellen, dass die Labour Party „ermordet“ worden sei. Er räumte ein: „New Labour ist heftiger gewerkschaftsfeindlich, linkenfeindlich geworden als in vielen, vielen Jahren … Wahlkreisgliederungen sind nicht mehr links, weil alle anständigen SozialistInnen gegangen sind. Sie ist also ein blairistischer Rumpf.“ [More Time for Politics, Diaries 2001-2007.] Die Schlussfolgerung daraus wäre sicher, dass die Labour Party jetzt aus einer linken und sozialistischen Perspektive unrettbar verloren ist. Sie kann nicht mehr gerettet werden, um ihre ursprüngliche Aufgabe als politischer Ausdruck der organisierten Arbeiterklasse zu erfüllen. Das kann nur durch eine neue Massenpartei der Arbeiterklasse gemacht werden, die von den Gewerkschaften geführt wird.
Ich sprach letztes Jahr mit Tony Benn, zusammen mit Tony Mulhearn und Len McCluskey, bei einer der Veranstaltungen, auf der er sprach. Sie fand in Liverpool zum Gedenken den 30. Jahrestags des heroischen Kampfes des sozialistischen Gemeinderats und der Arbeiterklasse dieser Stadt in den 1980ern statt. Auf diesem Treffen sah man die große Zuneigung und Verehrung für Tony Benn; er hat ihnen unerschütterliche Unterstützung in ihrer Stunde des Kampfes und der Not gegeben, wie er es für die Kämpfe der arbeitenden Menschen überall gemacht hat. Wir sollten das Beispiel seines Lebens nutzen um erneut unsere unversöhnliche Opposition gegen das kapitalistische System und für eine neue sozialistische Welt zu bekräftigen.