Die Socialist Party (Sozialistische Partei, CWI in England und Wales) ist schockiert und zutiefst betrübt, vom Tod von Bob Crow zu hören, dem Generalsekretär der Rail Maritime and Transport union (RMT, Gewerkschaft für Bahn, Seewesen und Transport). Die Reaktion auf seinen Tod bestätigt schon erneut die große Wirkung, die er als Gewerkschaftsführer hatte. Er war zweifellos einer der bekanntesten Gewerkschaftsführer wegen seiner standfesten Herangehensweise, mit der er für seine Mitglieder eintrat.
Ein Nachruf der Socialist Party (Schwesterorganisation der SAV in England und Wales)
Unsere Gedanken sind mit seiner Familie. Wir drücken auch der RMT unsere Solidarität aus.
Bob Crow war ein beständiger Kämpfer für die Arbeiterklasse und ein Vorkämpfer vieler wichtiger Anliegen. Die rechte Presse versuchte, ihn als “Dinosaurier” und einen “Gewerkschaftsbaron” darzustellen – aber ArbeiterInnen sahen ihn als Helden, weil er die Bosse in Angst versetzte und weil die RMT unter seiner Führung als stellvertretender Generalsekretär und dann als Generalsekretär viele Male zeigte, dass die Arbeitgeber besiegt werden können.
Das jüngste Beispiel war der Februarstreik der RMT bei der Londoner U-Bahn. Er war ein Leuchtfeuer für ArbeiterInnen, die unter der Kürzungspolitik der konservativ-liberaldemokratischen Regierung litten und Angst vor einer prekären Zukunft hatten. Jeder Versuch wurde unternommen, die Gewerkschaft zu untergraben und Bob lächerlich zu machen – aber die öffentliche Unterstützung bewies, dass eine entschlossene Herangehensweise an die Verteidigung von Arbeitsplätzen und Arbeiterrechten sehr populär ist.
Die RMT nahm den Kampf gegen den konservativen Londoner Bürgermeister Boris Johnson auf. Selbst die kapitalistische Presse erkannte an, dass die Gewerkschaft einen völlig arroganten und unnachgiebigen Johnson gegen seinen Willen an den Verhandlungstisch zwang. Dieser Kampf muss bis zu einem Sieg für die RMT gegen Schalterschließungen und Arbeitsplatzverluste fortgesetzt werden.
Bobs Herangehensweise an den Aufbau von Widerstand spiegelte sich in der Gründung des National Shop Stewards Network (NSSN) wider, um GewerkschafterInnen ein Gremium zu geben, um für Aktion gegen all die Angriffe zu kämpfen, die von den prokapitalistischen Regierungen auf sie herabregnen. Unter seiner Führung war die RMT eine unermüdliche und (neben Gewerkschaften wie der Staatsangestelltengewerkschaft PCS and der Gefängnisbeamtengewerkschaft POA) einzigartige Verteidigerin von Gewerkschaftsrechten.
Bob Crow führte nicht nur im betrieblichen Kampf, sondern unterstützte auch unermüdlich den Kampf für eine politische Stimme für die Arbeiterklasse. Die führenden Position, die die RMT in der Trade Unionist and Socialist Coalition (TUSC) und in ‚No2EU – Yes to workers‘ rights‘ einnimmt, ist ein sehr wichtiger Schritt in dieser Kampagne.
Mitglieder der Socialist Party haben mit Bob in der RMT, der TUSC und im NSSN und besonders um die Forderung für einen Aufruf des TUC für einen 24-stündigen Generalstreik gegen die Kürzungspolitik zusammengearbeitet. Wegen seiner Rolle bei all diesen Kämpfen und darüber hinaus stellt sein Tod einen riesigen Verlust dar.
Bob Crow verteidigte immer den Sozialismus als die notwedige Alternative zum verfaulten kapitalistischen System. Wir saßen oft mit ihm auf Podien und er sprach bei einer Reihe von Gelegenheiten auf den jährlichen “Sozialismustagen” unserer Socialist Party – auch letzten November – und bekam viele Ovationen für seine beharrliche Haltung.
Bobs Hinscheiden wird ein schwerer Schlag für RMT-Mitglieder sein, unter denen er enormen Respekt und Unterstützung für seine kompromisslose Haltung beim Kampf für ihre Interessen hatte. Wenn sie in den demokratischen Prozess der Wahl einer neuen Führung eintreten, dann hoffen wir, dass sie jemanden wählen, der oder die Bobs Andenken ehren wird, indem er oder sie KämpferIn für die Arbeiterklasse, für Sozialismus und für internationale Solidarität sein wird, wie es Bob war.
Bob Crows Tod wird ein Schock für die Arbeiterklasse insgesamt sein. Es ist fair zu sagen, dass, wenn die Gewerkschaftsführung aus KämpferInnen wie Bob oder Mark Serwotka und der linken sozialistischen Führung in der PCS bestehen würde, dass dann der Kampf zum Stopp der Kürzungen und zum Rausschmiss der Konservativ-Liberaldemokratischen Regierung in einem viel fortgeschritteneren Stadium wäre. Aber bei seinem Hinscheiden erinnert uns Bob Crow auch an die Stärke der britischen Arbeiterklasse, solche KämpferInnen hervorzubringen. Er wird sehr vermisst werden, aber wir werden weiter kämpfen.
Nachruf von John Reid, Vorsitzender der Fachgruppe Transport der Verkehrsgewerkschaft RMT in London und Mitglied der „Socialist Party“:
Es gibt keine Worte, die beschreiben können, wie ich mich fühlte, als ich hörte, was mit Bob passiert ist. Persönlich habe ich einen Freund und Genossen verloren, und die sozialistische sowie die ganze Gewerkschaftsbewegung hat eine großartige Führungspersönlichkeit verloren. Mein aufrichtiges Beileid gilt Bobs Partnerin sowie seinen Kindern und Enkelkindern.
Die Mitglieder der RMT haben ihn geliebt, weil er der Mann war, der unsere Gewerkschaft gemeinsam mit anderen AktivistInnen wieder aufgebaut und zu einer kämpferischen Gewerkschaft gemacht hat, die nie in die Knie gezwungen wurde und bereit war, für unsere Mitglieder zu kämpfen und zu streiken, wann immer dies nötig war. Bob begann seine berufliche Laufbahn als Reinigungskraft und arbeitete sich in den Strukturen der Gewerkschaft hoch.
Er war ein leidenschaftlicher Sozialist, passionierter Fan des Fußballclubs Millwall und arbeitete pausenlos im Sinne seiner Mitglieder. Er war überzeugt, dass eine sozialistische Alternative zur „Labour“-Partei aufgebaut werden müsse und half bei der Gründung der Trade Unionist and Socialist Coalition (TUSC; dt.: „Gewerkschaftliches und sozialistisches Bündnis“). Beim Gewerkschaftstag der RMT 2013 argumentierte er gegen einen Resolutionsantrag, der darauf abzielte, zur TUSC auf Abstand zu gehen, woraufhin dieser Antrag abgelehnt wurde.
Bob war auch unmittelbar an der Gründung des „National Shop Stewards Network“ (dt.: „landesweites Vertrauensleute- und Betriebsräte-Netzwerk“) beteiligt, das einen Versuch darstellt, die linken kämpferischen Traditionen der Gewerkschaftsbewegung wieder aufzubauen.
Unsere Aufgabe besteht darin, das Andenken an unseren verstorbenen Kollegen und Bruder zu ehren, indem wir die Gewerkschafts- und die Arbeiterbewegung wieder aufbauen.
Die Vertreter der herrschenden Klasse haben in ihren Kondolenzschreiben festgestellt, dass die RMT in den 12 Jahren, in denen Bob ihr Vorsitzender war, von etwas über 50.000 auf über 80.000 Mitglieder angewachsen ist. Das habe den Trend der sinkenden Mitgliederzahlen aufgehalten.
Sie sagen, dass die RMT unter seiner Führung in allen Bereichen Arbeitsplätze verteidigt und Lohnerhöhungen oberhalb der Inflationsrate für die Mitglieder errungen hat – von der Reinigungskraft bis zum Lokführer.
Bobs „altmodisches“ Verständnis davon, was Sozialismus und was eine kämpferische Gewerkschaft bedeutet, hat zu viel beachteten Erfolgen geführt. Tausende unserer Mitgliedern erhalten deshalb nun angemessene Löhne und haben angemessene Arbeitsbedingungen.
Die RMT wird weiterhin die Traditionen verteidigen, die auf Bob und andere zurückgehen. Wir werden weiterhin eine Gewerkschaft aufbauen, die sich dem Sozialismus verschrieben hat und der Idee von kämpferischen Gewerkschaften.
Nicht nur von RMT-Mitgliedern treffen Beileidsbekundungen ein, die bereits jetzt zu hunderten sehr bewegende Beileidsschreiben im Internet gepostet und Trauer-Schilder vor den Bahnstationen aufgebaut haben. Auch hunderte andere Menschen aus der Arbeiterklasse in Großbritannien und der Welt trauern um einen wahren Klassenkämpfer.
Ein Beileidsschreiben, das auf einer Fußball-Webseite des Verein Queens Park Rangers gepostet wurde, fasst die Ansichten der „einfachen“ Frauen und Männer aus der Arbeiterklasse zusammen:
„London hat einen Sohn verloren, Bob kümmerte sich um die Mitglieder der RMT, egal, ob du nun einen Bahnsteig zu fegen hast, Waggons reinigen musst oder Lokführer bist – Bob sorgte für sichere Arbeitsbedingungen, angemessene Löhne, die zu besseren Lebensstandards für „einfache“ Frauen und Männer führten. […] Ich persönlich bin der Meinung, dass er gut daran getan hat, wie er sich für seine Mitglieder eingesetzt hat. Warum sollten seine Mitglieder für die Fehler der Bankiers aus der City of London büßen? […] Die Gewerkschaften haben jemanden verloren, der anders war: Bob hat Siege errungen, daran gibt es nichts zu rütteln. Er hat die Bosse der Londoner U-Bahn dazu gebracht, sich an den Tisch zu setzen und über Arbeitsplätze und die Lebensverhältnisse der Menschen zu verhandeln. Ruhe in Frieden.“
Auf Wiedersehen, Bob, mein Freund und Genosse. Hoch lebe die RMT. Alles für den Sozialismus.
Nachruf von Tony Mulhearn, einer der „Liverpool 47“ und Mitglied der „Socialist Party“ in Liverpool:
Der tragische und plötzliche Tod von Bob Crow ist ein großer Verlust für die Gewerkschaftsbewegung und die arbeitenden Menschen insgesamt.
Bei verschiedenen Anlässen hatte ich die Ehre, mit Bob zusammen auf derselben Bühne zu stehen.
Zu Lebzeiten wurde er von den konservativen Medien verteufelt. Jetzt, da er tot ist, wird in aller Ausführlichkeit über seine Vorzüge als Kämpfer geschrieben, der für die Mitglieder seiner Gewerkschaft alles tat.
Er hat gezeigt, dass der Rückgang der Mitgliedschaft bei den Gewerkschaften durch eine unnachgiebige Führung ins Gegenteil umgekehrt werden kann. Tausende neuer Mitglieder fühlten sich von einer Gewerkschaft angesprochen, die in ihrem Namen kämpfte.
Bob stand für couragierten und unerbittlichen Widerstand gegen die Kürzungspolitik der konservativ-liberaldemokratischen Regierung. Er hat anerkannt, dass die „Labour Party“ eine Politik übernommen hat, die sich kaum mehr von den Con-Dems unterscheidet und nicht mehr die Interessen der Arbeiterklasse vertritt („to condemn“ = dt.: „verachten“; Ein Wortspiel, mit dem die Haltung gegenüber der konservativ/liberal-demokratischen Regierungskoalition zum Ausdruck gebracht wird; Anm. d. Übers.). Was er nicht verstanden hat, war, warum nur so wenige Stadträte der „Labour“-Partei gegen die Kürzungen der Con-Dems gestimmt haben.
Bob trat für den Aufbau einer neuen Massenpartei der Arbeiterklasse ein, von der er annahm, dass sie unbedingt existieren müsse, wenn die abhängig Beschäftigten eine echte und eigene politische Vertretung haben wollen. Aus diesem Grund setzte er sich stark für die Gründung des Wahlbündnisses „Trade Unionist and Socialist Coalition“ (TUSC) ein.
Bob wird uns sehr fehlen und nur schwer zu ersetzen sein. Das gilt vor allem in einer Zeit, in der Führungspersönlichkeiten aus der Arbeiterklasse, wie er einer war, mit einer derartigen Überzeugung die Seltenheit sind. Unsere herzliches Beileid gilt Bobs Familie, die einen schweren Verlust zu verkraften hat.