Solidarität mit den Charité-Beschäftigten
„42 Prozent für Merkel heißt 100 Prozent Streik an der Charité“, kommentieren Aktive von ver.di Charité das Bundestagswahlergebnis. Sie wollen damit sagen: Die kommende Regierung wird den Beschäftigten keine gesetzliche Personalbemessung im Krankenhaus schenken und dadurch mehr Personal bereit stellen. Wenn sich was ändern soll, müssen die Kolleginnen und Kollegen selbst kämpfen.
von Lucy Redler, aktiv im Bündnis „Berlinerinnen und Berliner für mehr Personal im Krankenhaus“
Die Zeichen stehen an der Charité wie an anderen Krankenhäusern auf Notruf. Personal fehlt an allen Ecken und Enden, Pflegekräfte leiden unter Arbeitshetze, PatientInnen werden nicht ausreichend versorgt. Pflegekräfte gehen mit schlechtem Gewissen, ihre Arbeit nicht gut genug gemacht zu haben, ins Bett.
Das lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: 50.000 Stellen wurden in den letzten Jahren gestrichen. Es fehlen über 160.000 Pflegekräfte in Deutschland. Leasingkräfte werden eingesetzt.
Tarifkonflikt an Berliner Uniklinikum
Die Aktiven von ver.di Charité haben sich auf den Weg gemacht und fordern einen Tarifvertrag für feste Personalmindestquoten auf den Stationen und in Funktionsbereichen. Noch wird mit dem Arbeitgeber verhandelt. Wenn sich dieser nicht bewegt, soll gestreikt werden. Dadurch soll auch der Druck für eine gesetzliche Regelung für alle KollegInnen erhöht werden.
Vorbildcharakter ver.di Charité
Die Auseinandersetzung an der Charité ist bundesweit beispielhaft. Auf der Website des Bündnisses „Berlinerinnen und Berliner für mehr Personal im Krankenhaus“ haben bereits über 450 Menschen „Gesicht gezeigt“. Zudem haben mehr als 500 Ärzte und Ärztinnen und Medizinstudierende die Solidaritätserklärung „Mehr Personal für gute Gesundheit“ unterzeichnet.
Solidarität gibt es auch von vielen Pflegekräften bundesweit. So meint der Konzernbetriebsrat der SANA Kliniken AG: „Aus eigener leidvoller Erfahrung wissen wir, wovon gesprochen wird.
Ihr habt eine Vorreiterrolle übernommen. Wir setzen auf einen Dominoeffekt für alle Krankenhäuser.“ Der Betriebsrat und die ver.di-Betriebsgruppe am Klinikum Saarbrücken erhoffen sich einen gemeinsamen Kampf: „Alle Beschäftigten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen haben tagtäglich mit dem Personalproblem zu tun. Wenn Euch in dieser Sache ein Erfolg gelingt, kann das wegweisend sein für alle anderen und ihr seid die Helden. Gemeinsam für eine bessere Finanzausstattung der Krankenhäuser verbunden mit einer gesetzlichen Personalquote!“
Solidarität – eine unserer wichtigsten Waffen
Unterstützung kommt auch von anderen GewerkschafterInnen und vielen aus der LINKEN. Am 18. September fand in Berlin eine Solidaritätsveranstaltung „Streiken für mehr Personal statt“, an der unter anderem VertreterInnen der streikenden Lehrkräfte in Berlin, der streikenden Einzelhandelsbeschäftigten, von der „Alternative“-Gruppe bei Daimler Berlin, von der Telekom und von ver.di Charité teilnahmen. Die Schlussfolgerung aus der Veranstaltung: Es geht in allen Bereichen darum, die Arbeitshetze zu senken oder gleiches Geld für gleichwertige Arbeit zu erkämpfen. Dafür wollen sich die KollegInnen ab sofort stärker gegenseitig den Rücken stärken.
Was hier von unten wächst, ist ein Beispiel dafür, was ver.di und andere Gewerkschaften bundesweit an Solidarität mobilisieren könnten. Gemeinsam muss Druck gemacht werden dafür, dass Menschen vor Profite kommen.