Geländebesetzungen und Barrikaden im Nordosten Griechenlands
Im Osten der griechischen Halbinsel Chalkidiki wehrt sich die Bevölkerung gegen ein Bergbauprojekt, das ein großes Waldgebiet, die Trinkwasserversorgung einer ganzen Region und die Gesundheit bedroht.
von Wolfram Klein, aktiv im Koordinationsteam für das „Dritte Europäische Forum gegen unnütze Großprojekte“
Die wirtschaftliche Depression in Ländern wie Griechenland führt dazu, dass dort der Bevölkerung zunehmend „Dritte Welt“-Verhältnisse aufgezwungen werden. Das gilt auch für die Methoden von Bergbaukonzernen.
Goldbergbau bedroht durch den üblichen Einsatz von Natriumzyanid zur Trennung des Goldes von anderen Stoffen die Gesundheit der Bevölkerung. Als am 30. Januar 2000 der Damm des Auffangbeckens der Golderz-Aufbereitungsanlage in Baia Mare in Rumänien brach, kam es zur größten Umweltkatastrophe in Osteuropa nach Tschernobyl: Mindestens 100.000 Kubikmeter Natriumzyanidlauge flossen in die Donau, über 1.400 Tonnen Fische starben.
Der Abbau in Chalkidiki würde den Skouries-Wald zerstören, ein noch unberührtes Waldgebiet mit teils hunderte Jahre alten Eichen und Buchen und großer Artenvielfalt. Über 300 Hektar Wald sollen gefällt werden. Auch die größten Frischwasserreserven auf der Halbinsel Chalkidiki am Berg Kakavos wären gefährdet und damit die Trinkwasserversorgung einer ganzen Region.
Die Bevölkerung wehrt sich entschlossen – mit Demonstrationen vor Ort und in Thessaloniki, Geländebesetzungen und der Zerstörung von Baugeräten. Die Polizei geht mit aller Brutalität gegen sie vor. So wurden die Demonstrationen der Frauen aus den umliegenden Dörfern mit Tränengas angegriffen, diese wurden sogar an den Haaren aus ihren Autos gezerrt, 60-jährige Frauen wurden getreten und geschlagen, als sie vor dem Tränengas flohen. Im April stürmte die Polizei um drei Uhr Nachts die Wohnungen von zwei Aktivisten und verschleppte sie nach Thessaloniki. Daraufhin fackelte die Bevölkerung die (in weiser Voraussicht geräumte) örtliche Polizeistation ab, errichtete Barrikaden und übernahm die Kontrolle vor Ort.