Am Freitag, den 12. April 2013 veranstalteten die SchülerInnen der Bremerhavener Lehranstalten für Soziales und Hauswirtschaft (LSH) eine Demonstration unter der dem Motto „Wir wollen mehr am Meer! – Bremerhavens Schulen fordern mehr Geld“. An dieser Demonstration beteiligten sich ca. 3000 SchülerInnen und LehrerInnen aller Bremerhavener Schulen.
von Silja Rehmke und Lukas Zöbelein, Mitglieder von Linksjugend [´solid] Basisgruppe Bremerhaven und SAV
Aus Anlass der prekären Situation an den Bremerhavener Schulen war diese Demo längst überfällig. Das Lehrmaterial ist veraltet, die Schulgebäude verfallen und das Wichtigste: Es gibt viel zu wenig LehrerInnen und dadurch immer mehr Ausfall von Unterrichtseinheiten. Deshalb fordert die LehrerInnen-Gewerkschaft GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) die Neueinstellung von 170 LehrerInnen um den Bildungssektor in Bremerhaven überhaupt am Laufen halten zu können. Zu dieser Forderung hat sich der Senat Ende des letzten Jahres folgendermaßen verhalten: Ab 2014 sollen 40 LehrerInnen neu eingestellt werden. Dies bedeutet aber faktisch eine Kürzung von 20 LehrerInnen-Stellen, da allein in diesem Sommer 60 LehrerInnen in Pension gehen. Der Stadt-SchülerInnen-Ring (SSR) hat diese Forderung übernommen.
Wir sind der Meinung, dass für die Durchführung der Schulreform, die auch die Inklusion beinhaltet, 200 neue LehrerInnen benötigt werden. Außerdem fordern wir eine rückwirkende Anpassung der Bildungsausgaben an die Inflationsrate, da seit dem Jahr 1995 die Pro-Kopf-Ausgaben pro SchülerIn kaum gestiegen sind. Eine nachträgliche Anpassung ab dem Jahr 1996 und ein Vorgriff auf das Jahr 2014 würde dann 45% mehr Geld für den Bremerhavener Bildungssektor bedeuten.
Innerhalb von zwei Wochen wurde die Demonstration von den SchülerInnen der LSH selbständig organisiert und an den anderen Schulen dafür mobilisiert. Trotz geringer Verankerung des Thematik an den Schulen und einem geringen Organisationsgrad der SchülerInnen an den Schulen gelang es innerhalb kürzester Zeit ca. 3000 SchülerInnen auf die Straße zu bringen. Das ist klar als Erfolg zu werten!
Wir von der Linksjugend [’solid] arbeiten seit mehreren Wochen mit dem SSR zusammen und haben über diese Zusammenarbeit von der Entstehung dieser neuen SchülerInnenbewegung erfahren. Für die Demo wurde über mehrere Wochen geworben. An der Mobilisierung haben wir uns aktiv beteiligt. Dazu haben wir Infomaterial erstellt und auch schon im Vorfeld der Demo verteilt. Wir konnten die Erfahrung machen, dass unser Material von den SchülerInnen positiv und mit Interesse angenommen wurde.
Die Offenheit, unseren politischen Ideen gegenüber, zeigt, dass ein Potential für die Entwicklung eines politischen Bewusstseins vorhanden ist. Die Entwicklung von politischem Bewusstsein ist besonders in dieser Zeit tiefer politischer und sozialer Krise für den Erfolg der Bewegung dringend notwendig, um die Forderungen der Schülerinnen durchzusetzen.
Wir sind der Meinung, dass der Druck auf den Senat sowohl durch weitere Aktionen als auch durch die Verknüpfung der Bewegung mit politischen Forderungen aufrechterhalten werden muss. Ein erster Schritt dahin, ist der Versuch des SSR über ein Aktionsbündnis die Selbstorganisation der SchülerInnen voranzutreiben und weitere Aktionen zu planen. Am 02. Mai ist zudem eine weitere Demo geplant, die der SSR, die LehrerInnen-Gewerkschaft GEW und die Schulleitungen vorbereiten.
Wir sehen es als unsere Aufgabe diese Bewegung weiterhin zu unterstützen und zu politisieren und einen Teil dazu beizutragen, dass mehr Geld für die Bildung bereit gestellt wird.