Wir dokumentieren hier die Erklärung von Alexandra Arnsburg zu ihrem Eintritt in die Partei DIE LINKE. Alexandra ist Mitglied im ver.di-Landesbezirksvorstand Berlin-Brandenburg und der SAV.
Gegen Prekarisierung und Stellenabbau, für Rekommunalisierung privatisierter Betriebe, für eine starke Partei der Arbeitnehmer oder warum ich in DIE LINKE eintrete
Im August dieses Jahres bin ich der Partei DIE LINKE beigetreten. Ich bin aktive Vertrauensfrau bei der Telekom und setze mich seit Jahren für die Interessen meiner Kolleginnen und Kollegen ein. Ich arbeite in einem Betrieb, in dem in den letzten 20 Jahren über hunderttausend Stellen abgebaut wurden, ständig umstrukturiert und ausgegliedert wurde und wir Verschlechterungen unserer Arbeitsbedingungen hinnehmen mussten – alles um die Profite der Telekom zu erhöhen und die Aktionäre zu bedienen. Die Privatisierung der Betriebe der ehemaligen Deutschen Bundespost haben fast nur Nachteile für die Beschäftigten und die Nutzer gebracht. Ich habe mich schon in der Vergangenheit für die Forderung nach Re-Vergesellschaftung eingesetzt.
Der Einsatz gegen die Prekarisierung unserer Arbeits- und Lebensbedingungen werde ich nun gemeinsam mit Genossinnen und Genossen der LINKEN führen. Mich überzeugen die Forderungen der LINKEN nach einem Mindestlohn, die geplante Kampagne gegen Prekarisierung und die Forderungen nach Rekommunalisierung der Betriebe der öffentlichen Daseinsvorge. Dazu gehört die Telekommunikation genauso wie die Wasserbetriebe, die S-Bahn (deren Betrieb in Berlin gerade teilprivatisiert werden soll) und die Privatbanken.
Die Arbeitgeber versuchen, uns getrennt zur Schlachtbank zu führen. Wir werden uns nur gemeinsam wehren können, mit starken Gewerkschaften im Rücken und politischen Alternativen zur Politik im Interesse der Arbeitgeber. Seit langer Zeit existiert in den Führungen vieler Einzelgewerkschaften eine enge Bindung zur SPD. Diese Allianz sollte angesichts der Agenda 2010 und Hartz IV der Geschichte angehören. Gewerkschaften sollten parteiunabhängig, aber nicht politisch neutral sein. Mit anderen Genossinnen und Genossen der LINKE möchte ich mich auch innerhalb der Gewerkschaften für eine kämpferische Ausrichtung und ein Programm einsetzen, das politische Antworten auf die Krise beinhaltet. Mit den Forderungen für Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Für ein Investitionsprogramm in Schulen, Universitäten, Umwelt und Verkehr. Für ein Ende der Erpressung durch Hartz IV und der Demütigung in den Jobcentern können Gewerkschaften einen anderen Ton setzen und die Gegenwehr gegen den Generalangriff auf die Tagesordnung setzen.
Angesichts des sozialen Massakers in Griechenland ist internationale Solidarität der erwerbslosen und arbeitenden Menschen das Gebot der Stunde. Wenn wir es nicht schaffen, der drohenden Spaltung nach Nationalitäten von oben die praktische Solidarität von unten entgegen zu setzen und eine politische Alternative zur EU der Banken und Konzerne zu entwickeln, werden in Griechenland ebenso wie in Deutschland die Rechtspopulisten und Nazis profitieren können. Ich habe angesichts der Erfahrungen mit der rot-roten Regierungsbeteiligung in Berlin (2001 bis 2011) lange gezögert, ob ich mich der LINKE anschließe. Zwischen 2005 und 2007 war ich WASG aktiv, weil ich an einer Alternative zur Kürzungspolitik des Rot-Roten Senats mitarbeiten wollte. Ich glaube nicht daran, dass in der Koalition mit der SPD, eine Partei die Kapitalinteressen vertritt, die Interessen von meinen Kollegen bei der Telekom und meiner Kinder in der Schule durchgesetzt werden können. Ich wünsche mir eine starke LINKE, die Koalitionen mit all jenen schmiedet, deren Rechte mit Füßen getreten werden und die sich eine Alternative zu diesem menschenunwürdigen Kapitalismus wünschen. Für die Positionen für die ich im Rahmen meiner Mitarbeit in der WASG gestanden habe, setze ich mich nun innerhalb der LINKEN ein.
Ich bin in Ostdeutschland aufgewachsen und will nicht zurück zu den Verhältnissen der DDR. Ich will im Tausch jedoch auch keinen gezähmten Kapitalismus. Ich möchte für eine Gesellschaft eintreten, in der weder die Diktatur der Märkte, noch die der Politbürokratien gilt, sondern in der die Mehrheit der Menschen darüber entscheidet, wie die Wirtschaft so zu organisieren ist, dass Leben, Arbeit und Wohnen nicht mehr Stress, Psychodruck und Zukunftsangst bedeuten, sondern die Ressourcen im Interesse aller eingesetzt werden.
Alexandra Arnsburg
Zur Kenntlichmachung: Mitglied im Verdi-Landesbezirksvorstand Berlin-Brandenburg, im Landesbezirksfachbereichsvorstand im FB 9 Berlin-Brandenburg und in der Betriebsgruppe Telekom Deutschland Berlin