Sarrazin und der Euro

Die nächste Million für den nationalistischen SPD-Mann

Thilo Sarrazin arbeitet weiter an der Vermehrung seines Millionenvermögens. Mit seinem neuen Buch „Deutschland braucht den Euro nicht“ hat er es wieder in die Bestseller-Listen geschafft und, zumindest kurzzeitig und mit der Hilfe Günter Jauchs, stand er wieder im Mittelpunkt der medialen Öffentlichkeit.

von Sascha Stanicic

Mit seinem Euro-Buch unterstreicht Sarrazin einmal mehr, was für ein unverbesserlicher Nationalist er ist. Schon sein Buch 2010 erschienenes „Deutschland schafft sich ab“ war im Stile einer „Deutschland, Deutschland über alles“-Kampfschrift geschrieben – Zitat: „Warum sollte uns das Klima in 500 Jahren interessieren, wenn das deutsche Gesellschaftsprogramm auf die Abschaffung der Deutschen hinausläuft?“

Auch in seinem neuen Buch knüpft er an einigen Stellen an seine rassistischen Thesen aus dem Jahr 2010 an – wenn er die wirtschaftlichen Probleme südeuropäischer Länder auf deren Kultur und Mentalität zurückführt. Seine großdeutsche Arroganz wird auch in folgender Aussage aus einem Interview mit der FAZ vom 21. Mai deutlich: „Die Griechen haben schon vor der Schuldenkrise Hilfen der EU erhalten, die mehr als 150 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung entsprechen. Sie hätten noch viel mehr bekommen können, weil das Land so klein ist und sie jeder mag. Wenn sie nur davon ihre Strände gefegt, schöne Imbissbuden gebaut und das Geld nicht veruntreut hätten. Dann hätten wir ihnen doch alles gegeben. Aber den krassen Missbrauch von Mitteln weiter zu unterstützen ist auch nicht gut für Griechenland.“

Das Buch ist aber eher als eine ideologische Vorbereitung von Teilen des Bürgertums zu betrachten, um den drohenden Zusammenbruch des Euro politisch zu verarbeiten bzw. diesen herbeizuführen. Sarrazin steht ja nicht alleine mit seiner Haltung: Hans-Olaf Henkel, die BILD-Zeitung und andere Repräsentanten der deutschen Eliten, kommen in einer nüchternen betriebswirtschaftlichen Abwägung zu dem Schluss, dass der Punkt erreicht ist, wo die Europäische Währungsunion in ihrer bestehenden Form der deutschen Kapitalistenklasse mehr schadet (also: kostet) als nützt (also: einbringt). Zur Zeit ist das im Bürgertum noch eine Minderheitenmeinung, deshalb auch die Gegenreaktionen zu Sarrazin zum Beispiel von Peer Steinbrück. Schließlich kann Sarrazin die Provokation nicht sein lassen. Er sagt nicht nur: jetzt reicht’s mit dem Euro. Er sagt auch, dass der Euro der deutschen Wirtschaft nie etwas gebracht habe. Das Gegenteil ist der Fall: die Eurozone bedeutete für die deutsche Exportwirtschaft stabile und günstige Handelsbedingungen in einen wichtigen Exportraum. Mittels Niedrigzinspolitik wurden an Länder wie Spanien und Griechenland günstige Kredite vergeben, die diese zum Einkauf deutscher Waren nutzen sollten (und dies auch taten). Der Euro diente aber nicht nur dem Außenhandel, sondern er wurde – wie einst Bundesfinanzminister Theo Waigel zugab – auch als Mittel zum Druck auf den Lebensstandard der Arbeiterklasse in Deutschland genutzt. Wie oft haben wir gehört, dass es aufgrund der europäischen Liberalisierung und/oder der Euro-Einführung zu Lohnzurückhaltung, Privatisierung und Deregulierung kommen müsse. Das zeigt außerdem eins: wenn die deutsche Wirtschaft vom Euro profitiert(e), dann heißt das noch lange nicht, dass die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland auch davon profitierte. Denn Deutschland ist, anders als Sarrazin das sieht, eben keine homogene Masse mit einheitlichen Interessen. Deutschland ist eine Klassengesellschaft. Was den einen Deutschen wirtschaftlich nutzt, schadet den anderen. Frei nach Brecht: Wären die einen nicht arm bzw. ihre Löhne nicht zu niedrig, wären die anderen nicht reich!

Sascha Stanicic ist SAV-Bundessprecher und Autor des „Anti-Sarrazin“.