In den letzten Wochen häufen sich die Meldungen von Arbeitsplatzabbau in Deutschland. Schlägt die Rezession nun auch in Deutschland zu?
Ganz Europa ist in der Krise. Ganz Europa? Nur das hartnäckige Deutschland hält dem Ansturm des wirtschaftlichen Niedergangs stand … So ähnlich erzählen uns bislang Medien, Politiker und Konzernlenker die Geschichte vom Aufschwung hierzulande.
von Torsten Sting, Rostock
Doch nicht nur die Statistik, sondern auch zunehmend schlechte Nachrichten aus verschiedenen Unternehmen zeigen, dass die deutsche Wirtschaft vom Virus der Rezession befallen wird. Hier ein kleiner Überblick.
Schlecker
Die Drogeriekette ist am Ende und hat Insolvenz angemeldet. Wie es mit den 47.000 Arbeitsplätzen, davon 30.000 in Deutschland weitergeht, ist derzeit ungewiss. Natürlich sollen in der Krise, die KollegInnen wieder die Zeche zahlen indem, Geschäfte geschlossen, Jobs vernichtet und die Löhne gesenkt werden sollen.
NSN
Nokia Siemens Networks (NSN) will weltweit 17.000 Stellen abbauen, fast 3.000 davon in Deutschland. Die Zentrale in München soll geschlossen werden. Die Tochtergesellschaft der beiden namengebenden Multis ist seit Jahren in der Krise. Mit dem Kahlschlag soll die „Wende“ im Sinne der Kapitalisten geschafft und wieder Profite gescheffelt werden.
IBM
Noch nicht offiziell sind die Pläne vom US- Konzern IBM, 8.000 der deutschen Stellen zu streichen. Laut Medienberichten gibt es Überlegungen, dies mit einer radikalen Veränderung der Arbeitsplatzstrukturen zu verbinden. Statt fest angestellten Ingenieuren, sollen diese nur noch projektgebunden für IBM arbeiten.
Manroland
Einer der größten Hersteller von Druckmaschinen ist insolvent und wird zerschlagen. Bereits in den vergangenen Jahren gab es eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Von den verbliebenen 4.700 Arbeitsplätzen bleibt nach derzeitigem Stand etwa die Hälfte erhalten.
Opel
Eine geradezu unendliche Geschichte. Alle (paar) Jahre wieder droht die Mutter General Motors mit drastischem Jobabbau und Lohnkürzungen. Die ArbeitnehmerInnen haben schon massive Einbußen hinnehmen müssen. Geholfen hat es wenig, Opel schreibt wieder rote Zahlen. Nun gibt es die Gefahr, dass auch Werke in Deutschland, z.B. in Bochum, auf der Kippe stehen.
Ursachen
Die Gründe für den Arbeitsplatzabbau sind im Detail durchaus unterschiedlich. Generell deuten sie jedoch darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Situation auch hierzulande eintrübt. Opel ist ein Paradebeispiel dafür, dass sich die Krise in Europa früher oder später, auch bei deutschen Firmen, niederschlagen wird. Die Autobauer aus Rüsselsheim, leiden unter der Vorgabe von GM, dass sie ihre Produkte nur auf den schrumpfenden europäischen Märkten verkaufen dürfen.
Widerstand
Es hat in den vergangenen Wochen Protestaktionen gegeben. Doch leider, wie fast immer, voneinander losgelöst. Notwendig ist stattdessen Standort und branchenübergreifender Widerstand. IG Metall und ver.di könnten dies mit der bevorstehenden Tarifrunde in der Metallindustrie und im öffentlichen Dienst verbinden.
Mehr denn je muss zudem die Eigentumsfrage aufgeworfen werden. Dabei kann DIE LINKE eine zentrale Rolle spielen. Die Bundestagsfraktion sollte Anträge im Bundestag stellen und die Verstaatlichung unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung derjenigen Firmen fordern, die geschlossen werden sollen oder Massenentlassungen planen.
Solche Forderungen würden eine gemeinsame Kampfperspektive eröffnen und könnten auch die Gewerkschaftsführungen unter Druck setzen, für die Rettung aller Arbeitsplätze zu kämpfen. Zudem sollte dies in einen europäischen Zusammenhang gerückt und deutlich gemacht werden, dass die Arbeiterbewegung in Deutschland an der Seite der KollegInnen in Griechenland, Portugal usw. steht.