Bundespräsident Wulff steht derzeit mächtig unter Druck. Verschiedene Affären setzen dem Staatsoberhaupt zu.
von Torsten Sting, Rostock
Der Privatmann und damalige Ministerpräsident von Niedersachsen wollte seiner neuen Familie ein Häuschen gönnen. Dumm nur, dass er durch seine Scheidung ziemlich abgebrannt war. Aber wozu gibt es schließlich gute Freunde? Richtig, um einem klammen Spitzenpolitiker in der Not beizustehen. Dieser Helfer, ist der Unternehmer Egon Geerkens. Der Geschäftsmann und Wulff, kennen sich seit jener Zeit, als das heutige Staatsoberhaupt noch ein kleines CDU Licht in Osnabrück war. Die 500.000 Euro für die wulffsche Familie daher Ehrensache. Nachdem dies durch Veröffentlichungen in den letzten Tagen ruchbar wurde, wird nun in den Parteien und Medien eifrig recherchiert, diskutiert, moralisiert.
Pikant an der Sache ist, dass im Februar des Jahres 2010, nachdem Wulff und Geerkens den Deal bereist abgewickelt hatten, der Ministerpräsident sich vor dem Landtag verantworten musste. Hintergrund: Dieser hatte bei einem Flug in den Urlaub mit der Fluggesellschaft Air Berlin, von seinem Kumpel Joachim Hunold, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, ein kostenloses Upgrade von der Economy zur Business Class bekommen. Ist ja auch Standesgemäß. Preisfrage: Wohin wurde Family Wulff befördert. Der Leser ahnt es, ja ins Luxusdomizil der Geerkens in Florida. ..
Aber zurück zur Sache. Wulff wurde für dieses Verhalten gerügt, da er gegen Landesgesetze verstoßen hatte. In diesem Zusammenhang wurde er auch dazu befragt, ob er geschäftliche Beziehungen zu Geerkens pflege. Dies verneinte der Schlauberger. Dies werfen ihm nun Teile der Politik und Medien vor. Zudem gibt es widersprüchliche Angaben darüber ob der Kredit von Geerkens selber oder von seiner Frau gekommen ist. Aber dies ist bei dem ganzen Sachverhalt die unwichtigste Frage.
Wulff und die Reichen
Da sich die Medien, speziell der „Spiegel“ und „Bild“ auf den obersten Repräsentanten der Bundesrepublik eingeschossen haben, versucht Wulff aus der Defensive zu kommen. Wohl wissend, dass neue Enthüllungen nur eine Frage der Zeit sind, veröffentlichte er eine Liste, wo er in den vergangenen Jahren, seinen Urlaub verbrachte. Im Regelfall war sein Aufenthalt eine Luxusvilla von einem millionenschweren Freund. Sei es bei den Geerkens oder u.a. beim Gründer des Finanzkonzerns AWD, der durch dubiose Geschäftspraktiken von sich Reden machte.
Stürzt Wulff?
Die Regierungskoalition stützt noch den Bundespräsidenten. Angesichts Euro und Regierungsdauerkrise ist dies auch logisch. Die Kanzlerin kann keinen neuen Brandherd gebrauchen, zudem gehen Merkel langsam die Kandidaten abhanden. Auffallend zurückhaltend sind SPD und Grüne. Sie geben sich Staatstragend, fordern Aufklärung aber nicht den Rücktritt von Wulff. Sie teilen die Furcht von Heribert Prantl, der in der Süddeutschen Zeitung vom 19.12. die Gefahr einer „Beschädigung des Amtes“ und letztlich eine „Staatskrise“ sieht. Der andere Teil der Herrschenden, sieht Wulffs Glaubwürdigkeit dauerhaft beschädigt. Konkret machte dies der stellvertretende Chefredakteur von „Bild“, Nikolaus Blome. Vor dem Hintergrund einer möglichen tiefen Rezession sagte er in der Talkshow von Günter Jauch sinngemäß, dass sich dann Wulff nicht vor die Menschen stellen und von ihnen soziale Kürzungen abverlangen könne. Ein Rücktritt von Wulff ist daher nicht auszuschließen.
Und die Moral der Geschicht?
Für die Masse der Bevölkerung gibt es nun wahrlich wichtigere Dinge, als sich über den Bundespräsidenten Gedanken zu machen. Die Debatten der Bürgerlichen untereinander gehen zudem an der wichtigsten „Erkenntnis“ dieser Sache vorbei. Es geht nicht darum, wer, wann und unter welchen Umständen einen Kredit gezahlt hat. Wenn diese Story eines zeigt, dann ganz simpel, dass es sich bei Spitzenpolitikern und Bossen um eine im wahrsten Sinne des Wortes, „Parallelgesellschaft“ handelt. Reiche und Supereiche unter sich, eine Hand wäscht die andere…Ein Grund mehr sich zum Ende des Jahres einen guten Vorsatz für 2012 vorzunehmen: Diesen Herrschaften in die Suppe zu spucken, Teil des Widerstandes zu sein und ihrem Treiben eines nicht mehr so fernen Tages ein Ende zu bereiten.