Aktionen in über 40 Städten
Am 17. November gab es zum Bildungsstreik 2011 bundesweit Proteste. Jedoch blieb die Teilnahme in zahlreichen Städten deutlich unter den Erwartungen. In Dortmund beteiligten sich Auszubildende der Post-Tochter First Mail an der Demonstration.
von Michael Koschitzki
In zahlreichen Städten haben SchülerInnen und Studierende den Bildungsstreiktermin aufgegriffen und zu Aktionen mobilisiert. Dies geschah teilweise sehr kurzfristig. Die Teilnahme war bundesweit sehr unterschiedlich, aber insgesamt unter den Erwartungen und weit unter vergangenen Bildungsstreik-Aktionstagen. In manchen Städten, wie Kassel nahmen 30 Studierende an den Aktionen teil. In Hamburg waren es nur 70. In zahlreichen Städten, wo kurzfristig zu Demonstrationen mobilisiert wurde, gingen einige Hundert auf die Straße. In Rostock demonstrierten beispielsweise 300 SchülerInnen, Studierende und sogar einzelne Auszubildende. In Köln, München und Dortmund nahmen jeweils rund 1500 Jugendliche teil. In Berlin gingen über 3000 Jugendliche auf die Straße.
Für bessere Bildung
An den Demonstrationen waren vor allem SchülerInnen beteiligt. Die Belastung durch das Turbo-Abitur war ein wichtiges Thema der Demonstrationen, aber auch kleinere Klassen und Geld für Bildung statt für Banken wurde gefordert. Die Beteiligung von den Studierenden war geringer als erwartet. In NRW und Baden-Württemberg war mit der Abschaffung der Studiengebühren, beziehungsweise der Ankündigung davon, ein Thema vom Tisch, das tausende Studierende in der Vergangenheit mobilisierte. Die Überfüllung der Universitäten durch die Doppelten Abiturjahrgänge und Abschaffung der Wehrpflicht hatte schon zu Beginn des Semesters einzelne Aktionen hervorgerufen. In Dortmund besetzten 50 Studierende aus Protest das Rektorat. Insgesamt wurde der Bildungsstreik aber nicht als Angebot wahrgenommen dagegen massenhaft zu protestieren.
Dortmund
In Dortmund hatte ein Bündnis aus verschiedenen Organisationen, Bezirksschülervertretung und Studierendenvertretung zum Bildungsstreik ausgerufen. Sie hatten nach der Sommerpause das Treffen für SchülerInnen und Studierende geöffnet, sie organisiert und versucht an Schulen Aktionskomitees aufzubauen. Sie konnten auch an dem Schülerstreik gegen Atomkraft im Juli diesen Jahres anknüpfen. Großen Jubel gab es, als die Auszubildenden von First Mail geschlossen auf dem Platz der Auftaktkundgebung aufliefen. Sie hatten vorher im nahegelegenen Ver.di-Haus eine Betriebsversammlung abgehalten und sie für die Demonstration unterbrochen. Insgesamt konnte sich der Protest in Dortmund vom bundesweiten Trend abheben, obwohl die mangelnde bundesweite Dynamik ein Hindernis für die Mobilisierung darstellte.
Bildungsproteste
Der Bildungsstreik 2011 macht ein Fragezeichen hinter die Bildungsstreik-Proteste. Die Probleme der Bewegung von mangelnden demokratischen Strukturen und Selbstorganisation, wenig konkreten Forderungen und einer fehlenden Strategie sind ein Hindernis für die Proteste. Zu einem von einem kleinen Kreis von AktivistInnen gesetzten Termin zu versuchen, Massen von Studierenden, SchülerInnen und Auszubildende auf die Straße zu bringen, hat Grenzen. Denn gleichzeitig ist der Druck an den Universitäten stark gestiegen und es bedarf mehr als nur eines Aufrufs, um Studierende zu mobilisieren.
Wenn die Proteste ein Ende des Bildungsstreiks in der jetzigen Form bedeuten sollten, ist das noch kein Ende von Streiks von Jugendlichen oder von Bewegungen an Schulen, Unis und Betrieben. Die Unterfinanzierung der Bildungseinrichtungen, überfüllte Hörsäle und Klassen und sich verdüsternde Zukunftsaussichten lassen die Wut und Protestbereitschaft unter Jugendlichen steigen. Die Lehren aus den Bildungsstreikprotesten müssen gezogen und sich auf nächste Jugendbewegungen, Streiks und Besetzungen von SchülerInnen, Studierenden und jungen Beschäftigten vorbereitet werden. Ausführlicher Bericht vom Bildungsstreik Dortmund Fotos aus Dortmund