Weltweit gibt es Proteste gegen die Banken und ihre Rolle in der Gesellschaft. Die Menschen gehen aus den unterschiedlichsten Gründen auf die Straßen, sie eint aber, dass sie das Geld bei den Banken und Bänkern in den falschen Händen sehen. In die Zeit fällt auch der Termin vom nächsten Bildungsstreik am 17. November. Wie passt das beides denn nun zusammen?
von David, Kassel
Der Bildungsstreik hat einige Höhen und Tiefen hinter sich, zum Beispiel große bundesweite Demos, aber auch Phasen von Stagnation danach. Der Bildungsstreik hatte 2008 so großen Druck gemacht, dass Regierungen von Bund und Ländern sich gezwungen sahen, im Oktober des Jahres in Dresden einen groß angekündigten Bildungsgipfel durchzuführen. Dort setzten sie sich hohe Ziele und versprachen, mehr Geld in Bildung zu investieren. Jetzt, drei Jahre später, fällt die Bilanz ernüchternd aus. So hat der DGB jüngst veröffentlicht, dass die Quote der Jugendlichen, die keine Berufsausbildung haben, seit 2008 sogar etwas gestiegen ist. Das gesteckte Ziel, 10 % des BIP (Bruttoinlandsprodukts) in Bildung zu investieren, wurde in jedem der drei Jahre deutlich verfehlt.
#occupy
Weltweit gehen massenhaft Menschen gegen die Auswirkungen der Krise auf die Straße. Occupy Wall Street. Madrid, Rom usw. In Chile streiken SchülerInnen und Studierende für kostenlose Bildung und haben zusammen mit Beschäftigten vor allem im Bergbau einen Generalstreik durchgesetzt. In den USA hat sich die Bewegung zwischenzeitlich auf über 100 Städte ausgeweitet. Das wurde in Deutschland aufgegriffen und hat auch schon zu ersten Demonstrationen und Platzbesetzungen geführt.
Die „occupy“-Bewegung kritisiert, dass momentan scheinbar für nichts Geld da ist, die Banken aber zum wiederholten Mal gerettet werden. Hier ist ein Schnittpunkt für die Bewegungen: Notwendiges Geld für Bildung fließt in die Euro-Rettung und seit drei Jahren nicht in die Bildung. In den USA heißt es „We are the 99%“. Gemeint ist, dass die Superreichen die Geschicke bestimmen. Diese 1% besitzen in Deutschland 23% des Vermögens oder 1,5 Billionen Euro. Schon ein Bruchteil würde reichen, um vernünftige kostenlose Bildung für alle zu finanzieren.
#bildungsstreik
Bildungsstreik und die Bewegung gegen die Macht der Banken gehören deshalb zusammen und sollten sich gegenseitig unterstützen. An den nächsten Demonstrationen und Platzbesetzungen sollten sich SchülerInnen und Studierende beteiligen. Die OrganisatorInnen der „occupy“-Proteste sollten zum Bildungsstreik aufrufen. Denn momentan werden viele Erstsemester merken, wie miserabel die Bedingungen an den Unis sind. Sie könnten sich den Protesten anschließen. Konkrete Forderungen müssen her, die aber auch das derzeitige Bildungssystem grundsätzlich kritisieren. Bessere Bildung bekommen wir nicht geschenkt, wir müssen sie uns erkämpfen.
Die SAV fordert:
- Geld für Bildung statt für Banken: jährlich 40 Milliarden Euro mehrfür Bildung
- Verstaatlichung aller Banken unter demokratischer Kontrolle undVerwaltung der Beschäftigten
- Kostenlose Bildung von der KiTa bis zum Studium: Abschaffung jeglicherKiTa-, Schul-, Ausbildungs- und Studiengebühren. Einführung eineselternunabhängigen darlehensfreien BAföG ab 16 Jahren, von dem manleben kann
- Als Alternative zu BA/MA und Turbo-Abitur: Demokratische Neugestaltungder Lehrpläne, Bildungsdauer, Prüfungs- und Studienordnungen durchLernende, Lehrende und VertreterInnen der Gewerkschaften
- Demokratische Verwaltung der Schulen, Berufs- und Hochschulen durchgewählte Komitees von Lernenden, Lehrenden undGewerkschaftsvertreterInnen