Hunderte verhaftet und geschlagen – Natalia Sokolova weiter vermisst – Solidarität dringend notwendig
Am frühen Sonntagmorgen versammelten sich in der westkasachischen Regionshauptstadt Aktau 500 ÖlarbeiterInnen von Karazhanbasmunai und ihre UnterstützerInnen am Busbahnhof, um zum Akimat (Gebäude der Regionsverwaltung) zu ziehen, wo sie ein Protestcamp errichten wollten. Ihre Forderungen bleiben die gleichen wie bisher: die sofortige Freilassung der Gewerkschaftsanwältin Natalia Sokolova und die Wiedereinstellung aller Streikenden, die vom Unternehmen entlassen wurden. Als sie sich dem Stadtzentrum näherten wurde der Zug der ArbeiterInnen von einer verstärkten Polizeikette aufgehalten.
von CWI-Reportern, Kasachstan
Als die ArbeiterInnen forderten zum Akimat durchgelassen zu werden weigerte sich die Polizei, so dass die DemonstrantInnen mit einer Sitzblockade protestierten. Nur wenige Minuten später griff die Polizei die Demonstration an und verhaftete hunderte TeilnehmerInnen. ArbeiterInnen, die versuchten zu fliehen wurden in Seitenstraßen und über Plätze gejagt. Nach Berichten von AugenzeugInnen wurden viele TeilnehmerInnen von der Polizei verprügelt. Die Polizei griff PhotographInnen und sogar einen Kameramann an, der eine vorbeikommende Hochzeitsgesellschaft filmte. Der Polizeichef weigerte sich JournalistInnen den Grund für die Verhaftungen mitzuteilen.
Gegen Abend wurden einige der Verhafteten freigelassen, aber viele blieben weiterhin eingesperrt. Aus Protest haben sich Einige die Handgelenke aufgeschnitten und sechs DemonstrantInnen wurden in Krankenhäuser gebracht.
Der Aufenthaltsort der Gewerkschaftsanwältin Natalia Sokolova ist weiter unbekannt. Ihr wird „Erregung von Klassenauseinandersetzungen“ vorgeworfen, eine Straftat, für die sie 4 bis 7 Jahre in einer der berüchtigten Gefängniskolonien des Landes kommen könnte. Ein Mitarbeiter des Büros des Abgeordneten im Europaparlament Paul Murphy rief bei verschiedenen Behörden in der Stadt an. Der Leiter des Untersuchungsgefängnisses erzählte ihm, dass Natalia Sokolova tatsächlich dort festgehalten wurde, aber am 1. Juni „entlassen“ worden sei. Auf weitere Nachfragen hin änderte er seine Geschichte in „sie haben sie mitgenommen.“ Er weigerte sich zu sagen wer sie mitgenommen hat, aber gab die Telefonnummer des Polizeichefs an. Als dieser angerufen wurde legte er sofort auf und ging danach nicht mehr ans Telefon. FreundInnen und Verwandte der Verschwundenen konnten immer noch nicht herausfinden, wo sie ist.
Gute Videoberichte über den Streik, darunter auch Interviews mit Natalia Sokolova und Mitgliedern der kasachischen und russischen Sektionen des CWI gibt es bei K+ TV: http://www.youtube.com/watch?v=4Vjodhx8vYQ
Die Sozialistische Bewegung Kasachstans bittet dringend um Proteste an die kasachischen Botschaften und folgende Adressen: doverie@kmg.kz, info@mangystau.kz, ppo@s-k.kz.
Sie ruft auch alle Gewerkschaften und linken Organisationen dazu auf, Solidaritätsbotschaften an die streikenden ArbeiterInnen zu schicken: solidar@socialismkz.info mit Kopien an Robert.cwi@gmail.com