„Kolleginnen und Kollegen: Ihr seid fantastisch!“ (Carsten Becker, ver.di-Streikleitung, 8:30h am ersten Streiktag)
An allen drei Standorten der Charité begann heute früh der unbefristete Vollstreik der Kolleginnen und Kollegen. Ganze Stationen am Standort Virchow sind dicht, an allen drei Standorten werden insgesamt 400 Betten und damit knapp ein Drittel aller Betten bestreikt. Morgen kommen noch einmal 60 Betten hinzu. Der erste Streiktag ist ein Erfolg, der Streik massiver als 2006, als an der Charité der letzte Ausstand stattfand.
von Lucy Redler, zur Zeit Standort Mitte
Die insgesamt 70 OP-Säle werden ebenfalls bestreikt, derzeit laufen nur zwei Notfall-OPs in Mitte und eine Notfall-OP am Standort Virchow. Sonst finden keine Operationen statt.
„In der Radiologie gibt es nur eine Notbesetzung, in der Diagnostik nur Rufbereitschaft“, so Carsten Becker, Mitglied der verdi-Streikleitung in Mitte. Auch die Rettungsstelle werde bestreikt.
„Letzte Woche hatten wir noch die Info, dass bei der CFM 100 Streikbrecher eingesetzt werden sollen, bisher gibt es darüber noch keine Rückmeldung. Seid aufmerksam, wenn ihr welche seht, meldet das sofort der Streikleitung.“
Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch unklar, wie der Streik an der CFM genau verläuft, da eine massive Einschüchterung seitens der Geschäftsleitung läuft.
Ein Problem war bisher noch die Intensivstation am Standort Benjamin-Franklin in Steglitz. Dort sollten nur acht Betten bereit stehen, wurde dem Arbeitgeber mitgeteilt. Heute früh waren dort jedoch noch 27 Patienten. Es wurde vereinbart, dass nur acht Patienten behandelt werden. Die Geschäftsleitung versuchte daraufhin, KollegInnen aus dem Pflegepool einzusetzen. „Aber auch diese Kolleginnen und Kollegen aus dem Pflegepool sind jetzt im Streik und die Ärzte sind gerade dabei die übrigen Patienten zu verlegen!“, so Carsten Becker unter dem Jubel der KollegInnen.
„Wir haben es geschafft, für diesen Vollstreik Kollegen aus allen Bereichen herauszuholen und das hat eine massive Wirkung. In der Kinderklinkik werden fast 50% der Betten bestreikt. Dort wurde von den Kaufmännern bereits gesagt: dass es angesichts der Streikkosten besser gewesen wäre, gleich das Geld, das den Forderungen entspricht, zu bezahlen. Um es zusammen zu fassen: Kolleginnen und Kollegen: Ihr seid fantastisch!“
Solidarität gab es auch schon: eine Theatergruppe führte im Eingangsbereich des Bettenhauses ein kurzes Stück über die Besetzung einer Fabrik durch.
Heute nachmittag um 14h findet am Standort Mitte das erste tägliche Streikplenum statt, danach gibt es eine Demonstration über die Luisenstraße, Invalidenstraße, Chaussestraße und wieder zurück zum Bettenhochaus. Gleichzeitige Demos und Straßenblockaden laufen zeitgleich am Standort Virchow und in Steglitz. Darauf sind viele Kollegen hier am Standort Mitte schon gespannt.
Morgen gibt es eine Großdemonstration der KollegInnen aller drei Standorte und eine gemeinsame Kundgebung. Diese beginnt um 15:30 Uhr an den Standorten Mitte und Virchow und um 16:30 Uhr gibt es eine gemeinsame Kundgebung in der Müllerstraße in Berlin-Wedding.