Bericht von der Blockade der RWE-Hauptversammlung in Essen
Der Energiekonzern RWE befand sich nach der nuklearen Katastrophe in Fukushima in den letzten Wochen häufig in den Schlagzeilen. Nicht nur, dass der Konzern zu den vehementesten Verteidigern von Atomkraft gehört und noch kurz vor Fukushima eine großangelegte Anzeigenkampagne für Atomkraft startete um die Regierung von längeren AKW-Laufzeiten zu überzeugen. Nein: RWE klagt auch noch als einziger der vier großen Energiekonzerne gegen das Atommoratorium der Bundesregierung und die vorübergehende Stilllegung des AKW Biblis A.
von Sebastian Förster, Dortmund
Vorstandschef Großmann geriet bereits in den letzten Tagen unter Druck als die kommunalen Aktionäre des Konzerns (die immerhin 25 Prozent der Aktien besitzen) auf eine Strategieänderung drängten, da die Energieversorgung durch Atomkraft "problematisch" sei.
Bereits Anfang April hatten 4.000 Menschen vor der Essener RWE-Zentrale demonstriert.
Erfolgreiche Blockadeaktionen
Gegen die Aktionärsversammlung am 20. April in der Essener Grugahalle waren Blockaden angesetzt. Mobilisiert hatten neben Anti-Atomkraftgruppen und Umweltverbänden auch DIE LINKE.NRW, die mit etlichen VertreterInnen aus Partei und Fraktion auch gut präsent war.
Da die Blockadeaktion bereits um 8 Uhr morgens beginnen sollte, fanden sich zuerst nur wenig TeilnehmerInnen ein. Polizei und VeranstalterInnen hatten den Eingang zur Aktionärsversammlung mit Hamburger Gittern abgesperrt, die durch Einsatzkräfte der Polizei und einer privaten Securityfirma bewacht wurden. Die eintrudelnden DemonstrantInnen wurden schnell zur Seite gedrängt, um den Korridor zwischen U-Bahn-Station und dem Eingang der Grugahalle für die anreisenden RWE-AktionärInnen freizuhalten.
Gegen 9 Uhr traf dann eine U-Bahn voll mit BlockiererInnen ein, die sich schnell ihren Weg durch die AktionärInnen und die Polizeikette bahnen konnte und den Platz vor der Grugahalle besetzte. Weitere DemonstrationsteilnehmerInnen bahnten sich dann ebenfalls ihren Weg durch die Absperrung.
Wollknäule wurden zwischen AktionärInnen, PolizistInnen und Blockieren geworfen, sodass die Fäden ein weiteres Fortkommen verhinderten und der Platz effektiv blockiert war.
Von insgesamt rund 300 vor allem jugendlichen DemonstrantInnen setzten sich 100 Leute auf den Boden und bildeten Ketten.
Die Forderungen der TeilnehmerInnen waren recht unterschiedlich, aus dem Lautsprecherwagen wurde wiederholt gefordert RWE-Chef Großmann solle doch abgewählt werden, während die BlockiererInnen vor allem antikapitalistische Slogans riefen, und unter anderem auch die Enteignung von RWE forderten.
Protest auch während der Versammlung
Auch wenn die Polizei später einen Korridor an der Blockade vorbei schaffte, war die Blockade doch für einige Zeit erfolgreich. Auch in der Halle wurde der Protest fortgesetzt. Einige AktivistInnen hatten Einladungen zur Versammlung und setzten dort die Störaktionen fort, skandierten laut "Abschalten" und hielten Plakate und Banner hoch.
Großmann musste seine Rede mehrfach unterbrechen, bis die AKW-Gegner wurden unter Einsatz von Gewalt aus dem Saal geführt wurden.