Solidarität mit dem Lokführerstreik!

GDL-Streik ist im Interesse aller Beschäftigten


 

Die LokführerInnen kämpfen für einheitliche Bezahlung. Wie können ihre Forderungen konsequent durchgesetzt werden?

von Michael Koschitzki, Berlin

„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.“ Für diesen gewerkschaftlichen Grundsatz kämpfen zurzeit die Lokfüh-rerInnen, die einen Flächentarifvertrag für alle Lokführer sowie bessere Bezahlung, gute Ausbildung und eine Absicherung bei Fahrdienstuntauglichkeit fordern.

Arbeitgeber und DGB-Spitze wollen mit einer im letzten Sommer gestarteten Gesetzesintiative Spartengewerkschaften wie die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) entmündigen. Die neue Bahngewerkschaft EVG schloss nun über die Köpfe der Lokführer hinweg einen Branchentarifvertrag für den Schienennahverkehr ab, der sechs Prozent unter dem Niveau der Deutschen Bahn liegt. Dagegen wehrt sich die GDL zu Recht.

Streik

Es war richtig, sich nicht einschüchtern zu lassen und seit Jahresbeginn auf Streiks bei der Bahn zu setzen. Die ökonomische Stärke der LokführerInnen muss für den Kampf genutzt werden. Eine Erfahrung des letzten Streiks 2007/2008 – wo es Initiativen für Streikversammlungen von unten gab – war, Streikleitungen am Besten wählen zu lassen und auf regelmäßigen Versammlungen zu diskutieren und zu informieren.

Ein Vollstreik, wo alle KollegInnen gemeinsam kämpfen, darf nicht ausgeschlossen werden. Er könnte auf Streikversammlungen vorbereitet werden. Auch Fahrgäste wären für einen entschlossenen und potenziell kürzeren Kampf sicher eher zu gewinnen, als für gestreckte Streiks in einzelnen Bereichen.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Bahnunternehmen sagen, die GDL dürfe den Fahrgästen nach allen Problemen keinen Streik zumuten. Damit möchten sie die Fahrgäste gegen die LokführerInnen aufbringen. Dabei ist es das Bahn-Management, das für die Unfälle, das Winterchaos und die Verspätungen die Verantwortung trägt.

Das sollte in Aufklärungskampagnen allen Fahrgästen vermittelt werden. Die GDL sollte mit Flugblättern, Plakaten und Kundgebungen an den Bahnhöfen informieren und der Propaganda von oben entgegen wirken. Solidarität und Unterstützung aus anderen Gewerkschaften und der LINKEN sind notwendig.

Nein zur Börsenbahn

Die GDL könnte mehr Unterstützung organisieren, wenn sie die Auseinandersetzung politisieren würde. Die Forderung nach gleicher Bezahlung sollte daran gekoppelt werden, dass die GDL sich offensiv gegen den Börsengang der Bahn und gegen die Konkurrenz und Profitorientierung auf der Schiene ausspricht sowie für die Re-Verstaatlichung der privaten Bahnunternehmen unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der Beschäftigten, Gewerkschaften, NutzerInnen und Vertretern von Bund und Ländern eintritt. Mit überbezahlten Managern muss Schluss sein.

Die GDL hat sich in der Vergangenheit als einzige Verkehrsgewerkschaft gegen Stuttgart 21 ausgesprochen, die Zustände bei der S-Bahn kritisiert und nach dem schrecklichen Zugunglück in Niedersachsen gefordert, die vorhandene Sicherheitstechnik auch einzusetzen. Jetzt im Streik sollte das aufgegriffen werden, um Fahrgästen zu erklären, warum sie mit ihnen kämpfen sollen.

Wenn die LokführerInnen erfolgreich sind, wird das die Kampfbedingungen auch für Beschäftigte in anderen Bereichen und Gewerkschaften verbessern. Das kann in der Auseinandersetzung deutlich gemacht und die Sympathie von Millionen Beschäftigten gewonnen werden, die von Niedriglohn, Leiharbeit, Privatisierung und Outsourcing betroffen sind.

Interview mit Stefan G., Lokführer einer privaten Regionalbahn in Baden-Württemberg

Wie sind eure Arbeitsbedingungen?

Wir haben nicht die schlechtesten, aber es ist recht stressig, weil die Firma an Personal und Ressourcen spart. Wir haben die verrücktesten Schichten, wo man morgens um 3.15 Uhr anfängt. Im Unterschied zu DB Regio verdienen wir 200 bis 250 Euro weniger.

Die GDL kämpft für einen einheitlichen Tarifvertrag. Was bedeutet das für dich?

Wenn das durchkommt, würden wir alle die gleiche Entlohnung bekommen, ob das DB ist, privat oder halbprivat.

Ein jüngerer Kollege hat bereits beim Ortsgruppenleiter nachgefragt, ob wir auch streiken. Aber da heißt es bislang, wir würden nicht einbezogen. Einige Fahrgäste werden sicher gegen den Streik sein. Andere, die vielleicht auch wenig verdienen, werden sagen, sie haben Verständnis dafür.

Wir brauchen endlich gleiche Entlohnung und Arbeitsbedingungen, insbesondere bei der Arbeitszeit. Die Mehrbelastung muss abgemildert und verteilt werden. Wir brauchen zusätzliches Personal bei Werkstätten und Kundendienst. Wenn alle Züge wieder begleitet fahren würden, wäre das sicherer und würde Arbeitsplätze schaffen.

Wie sinnvoll ist Konkurrenz auf der Schiene?

Ich bin von der Grundeinstellung dafür, dass öffentlicher Verkehr in staatliche Hand gehört.

Wie sehen du und deine Kollegen Stuttgart 21?

Die Angestellten des Bahnhofs sind dafür, aber einer von denen hat auch eine Position in der CDU. Die müssen dafür sein. Aber bei den Lokführern habe ich immer gehört, das sei Schwachsinn, das könne man sich sparen. Das Geld sollte man lieber für Sachen verwenden, die vorhanden sind, damit der Bahnbetrieb überhaupt mal wieder reibungslos funktioniert, wie es die Kunden erwarten.