Tarifauseinandersetzung beim Berliner Uniklinikum
Mit der Forderung nach 300 Euro mehr Geld pro Monat sowie Verbesserungen bei Schichtzulagen, Gesundheitsschutz und Arbeitsbelastung ist ver.di in die Tarifverhandlungen an der Charité gezogen. Bisher haben die Arbeitgeber keine klare Aussage dazu getroffen. Die Durchsetzung der Forderung wird sicher nur mit einem entschiedenen Arbeitskampf möglich sein.
von Angelika Teweleit, Berlin
Die Bedingungen für Tarifkämpfe sind in Krankenhäusern nicht so einfach. Da es um die Behandlung und Pflege von kranken Menschen geht, ist es bei einem Streik immer eine große Herausforderung, Unterstützung von PatientInnen und Öffentlichkeit zu bekommen. Bei vielen Streikmaßnahmen werden sogenannte Notdienstvereinbarungen getroffen, um eine für Leib und Leben notwendige Grundversorgung zu gewährleisten – was angesichts des Personalmangels seit einigen Jahren schwieriger geworden ist.
Unterstützung in der Bevölkerung aufbauen
Jeder weiß aus Erfahrung: Das Personal ist ständig gehetzt und hat wegen permanenter Unterbesetzung kaum Zeit. Anstatt von „Pflege“ muss man eher von „Abfertigung“ sprechen. Da unter diesen Bedingungen und angesichts der schlechten Bezahlung viele das Handtuch werfen, verschärft sich die Situation weiter. Genau deshalb ist ein Arbeitskampf für eine angemessene Bezahlung und für Neueinstellungen aber ein wichtiger Schritt, die Lage zu verbessern. Genau das muss in der Bevölkerung vermittelt werden.
Beim letzten Streik an der Charité war vor allem das OP-Personal beteiligt. Die Verschiebung von Operationen traf die Arbeitgeber empfindlich bei ihren Gewinnen. Damit konnte Druck aufgebaut werden.
Einbeziehung der KollegInnen erreichen
Anzustreben ist eine möglichst breite Beteiligung der Beschäftigten. Das bedeutet allerdings viel Überzeugungsarbeit auf den Stationen. Denn angesichts der minimalen Besetzung kann es nur effektiv sein, wenn eine Station komplett geschlossen wird und die PatientInnen dann in ein anderes Krankenhaus verlegt werden müssen. Gerade dafür muss aber auch eine optimale Informationspolitik geleistet werden.
Wie beim letzten Streik 2006 wird die Führung der ver.di-Betriebsgruppe alles tun, um eine demokratische Diskussion unter den Streikenden durch Streikversammlungen, offenes Mikrofon, permanente Informationen und demokratische Diskussionen über die weiteren Kampfmaßnahmen sicherzustellen.
Aktiv werden!
Viele KollegInnen halten sich mit dem eigenen gewerkschaftlichen Engagement zurück, weil die Arbeit im Krankenhaus kaum Luft zum Atmen lässt. Allerdings ist gerade in der Zeit des Arbeitskampfes der Einsatz von vielen KollegInnen eine Voraussetzung dafür, dass ein Erfolg möglich wird. Nur durch kollektive Diskussionen, die Koordination von Streikmaßnahmen in den verschiedenen Bereichen und die Weitergabe von Informationen an die KollegInnen in allen Schichten kann dieser Konflikt gewonnen werden.
Auch landes- und bundesweit muss die ver.di-Spitze in die Pflicht genommen werden, diesem Tarifkampf durch die Zusammenführung mit anderen Tarifauseinandersetzungen unter die Arme zu greifen.