Warum soll die Bildung leiden? Uns"re Lehrer sollen bleiben!

Erfolgreiche Protestkundgebung: 250 TeilnehmerInnen forderten heute vor der Berliner Personalversammlung der berufsbildenden Schulen ein Ende der sogenannten „Lehrer-Ausstattung zu 100 Prozent“


 

von Krischan Friesecke, Berlin

Als sie vor knapp zwei Wochen erfuhren, dass mehrere ihrer LehrerInnen an andere Schulen versetzt werden sollten, begannen sich die SchülerInnen des Oberstufenzentrums (OSZ) Bürowirtschaft II zu wehren. Sie wollten es nicht länger hinnehmen, dass durch die in Berlin praktizierte Ausstattung der Schulen mit Lehrerstellen auch an ihrer Schule eine chronische Unterbesetzung entstehen soll – denn die genannten 100 Prozent beziehen sich auf die nominelle Ausstattung. Bei Krankheit, Fortbildung, Schwangerschaft, Personalratstätigkeit etc. verringert sich die faktische Ausstattung und es fällt Unterricht aus. Der positiv klingende Begriff hat also in der Praxis negative Konsequenzen.

Vor zwei Wochen hatten bereits SchülerInnen und LehrerInnen des OSZ Handel I in Berlin-Kreuzberg mit einem spektakulären direkten Besuch beim Schulsenator Zugeständnisse für eine ähnliche Situation an ihrer Schule erreicht. Die SchülerInnen des OSZ Bürowirtschaft gingen nun einen Schritt weiter und versuchten, andere Schulen mit ins Boot zu holen – schließlich gibt es das Problem der nur scheinbar ausreichenden Lehrerbesetzung berlinweit. In wenigen Tagen schafften sie es mit einer Kampagne, die auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ins Boot holte, neben rund 150 SchülerInnen auch annähernd ebenso viele LehrerInnen zu mobilisieren. Anwesend waren das OSZ Bürowirtschaft II, das OSZ Handel I, das OSZ Agrarwirtschaft, das OSZ Ernährung und Lebensmitteltechnik, das OSZ Bautechnik, das OSZ Gesundheit II sowie die Marie-Elisabeth-Lüders-Schule.

In Kurzreden forderten Vertreter verschiedener Schulen, des Schulkomitees des OSZ Bürowirtschaft II, der GEW und der jungen GEW, dass die irreführende und bildungsfeindliche Politik der „Ausstattung zu 100 Prozent“ aufgegeben und wieder deutlich mehr Kapazitäten pro Schule eingestellt werden. René Kiesel vom Schulkomitee zog auch eine Verbindung zur unsozialen rot-roten Politik in anderen Bereichen wie der Berliner Wohnungsprivatisierungen oder der Teilprivatisierung der Wasserbetriebe und wies darauf hin, dass im Fall des Berliner Nahverkehrs jahrelang die Deutsche Bahn Gewinne aus der S-Bahn gepresst hat – auf Kosten eines guten und günstigen öffentlichen Nahverkehrs, wie das aktuelle Chaos zeige.

Alle Redner waren sich einig, dass dies nur der Auftakt gewesen sein kann, dass die Vernetzung während der Winterferien weitergehen wird und dass gerade im Superwahljahr eine Chance besteht, wirkliche Verbesserungen im von SPD und LINKE regierten Bundesland zu erkämpfen.