Mobilisieren! Blockieren! Sozialabbau bekämpfen!
Im Februar eines jeden Jahres wird die Stadt Dresden von einem der größten Nazi-Aufmärsche Europas heimgesucht. Nachdem es über Jahre nicht gelungen war, dessen Durchführung zu verhindern, brachten 2010 Massenblockaden von Tausenden den Erfolg: Die Faschisten von der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland, der NPD und der Freien Kameradschaften kamen im Februarschnee – trotz des massiven Polizeieinsatzes – kaum von der Stelle. Für den 13. Februar 2011 gilt es, erneut dafür zu sorgen, dass die aus dem Spanischen Bürgerkrieg stammende Parole „No Pasarán!“ (deutsch: „Sie kommen nicht durch!“) erneut verwirklicht wird.
von Sascha Wiesenmüller, Aachen
Der Jahrestag der britischen und US-amerikanischen Bombardierung der Stadt Dresden im Jahre 1945 bietet den Vorwand dafür, dass Nazis alljährlich durch die Straßen der sächsischen Hauptstadt ziehen. Schätzungen einer unabhängigen Historikerkommission zufolge fanden damals 18.000 bis 25.000 Menschen den Tod.
Für die Nazis ist dieser Luftangriff – bei dem ArbeiterInnen und auch viele sich damals in der Stadt aufhaltende Flüchtlinge betroffen waren –, ein Ansatzpunkt, um die Geschichte zu verfälschen. Bei ihnen wird Nazi-Deutschland zum Hauptopfer des Krieges. Geleugnet und ignoriert wird dabei nicht nur die Verantwortung der Faschisten und des deutschen Kapitals am Krieg, sondern auch der von der Nazi-Luftwaffe durchgeführte Terror gegen Städte wie Madrid, Guernica, Barcelona (im Spanischen Bürgerkrieg) und Warschau, Rotterdam und Coventry im Zweiten Weltkrieg. Besonders perfide ist der von der NPD gerne benutzte Begriff des „Bombenholocaust“, mit dem die Nazis auch noch versuchen, die systematische Ermordung der europäischen JüdInnen zu kaschieren und zu relativieren.
„Anti-Deutsche“
Dabei kam den Nazis leider immer zu Gute, dass in der Dresdner Antifa-Szene die Strömung der „Anti-Deutschen“ stark ist und bis auf 2010 mit ihren Slogans das Erscheinungsbild der Gegenmobilisierung stark prägen konnte. Bei den „Anti-Deutschen“ mischt sich die so genannte „Kollektivschuldthese“ (die völlig übergeht, dass die Unternehmer Hitler finanzierten und bürgerlichen Politiker vor 1933 demokratische Rechte aushebelten) mit einer nackten Verachtung der Arbeiterklasse. Dabei waren es gerade die Arbeiterviertel, die 1945 dem Erdboden gleichgemacht wurden – was von den „Anti-Deutschen“ noch bejubelt wird. Imperialisten und Antikommunisten wie Winston Churchill und Sir Arthur Harris („Bomber Harris“), die Invasionstruppen gegen die Russische Revolution anführten beziehungsweise antikoloniale Aufstände niederschlugen, werden zu Helden stilisiert.
Erfolgkonzept Massenblockade
Die Aktionen gegen den Nazi-Aufmarsch 2010 wurden bundesweit gut vorbereitet. Von Anfang an orientierte sich die Kampagne „Dresden stellt sich quer!“ am Konzept der Massenblockade, anstatt nur auf die Mobilisierung innerhalb einer kleinen linken Szene zu setzen. Vorbildcharakter hatten vorangegangene Massenblockaden, vor allem in Köln, wo es im Sommer 2008 gelang, den „Anti-Islam-Kongress“ der Rassisten von Pro Köln zu verhindern. Wichtig ist es, auf die gemeinsamen Interessen von Beschäftigten und Erwerbslosen – ganz gleich, welcher Herkunft oder Hautfarbe – zu verweisen.
Der Staatsapparat hat dennoch versucht, die Kampagne schon im Vorfeld zu kriminalisieren und die zum Blockieren aufrufenden Plakate aus dem Verkehr zu ziehen. Durch massiven Gegendruck in der Öffentlichkeit konnte dies verhindert werden. Auch im nächsten Jahr besteht die Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass der nächste Aufmarschversuch der Nazis keinen Meter weit kommt.
weiterer Artikel: Bombardierung Dresdens: Wie es dazu kam