PR by Siemens

Kolummne von Lucy Redler


 

„Siemens schützt 128.000 Beschäftigte vor Kündigungen.“ Eine bessere Schlagzeile hätte sich der Siemens-Konzern – vor Kurzem noch von Korruptionsskandalen gebeutelt – wohl kaum träumen lassen können. Siemens schließe einen unbefristeten Beschäftigungspakt mit seinen Mitarbeitern, heißt es überall, und verlange dafür noch nicht mal eine Gegenleistung.

Holla die Waldfee, was ist denn jetzt los mit dem deutschen Kapital, möchte man meinen. Sozialpartnerschaft reloaded – und das Ganze auch noch freiwilllig?

Aber lieber genau hinschauen: Bei genauer Betrachtung entpuppt sich die ganze Sache als Riesen-PR-Aktion.

Erstens: Siemens verlängert einfach nur eine seit 2008 geltende Regelung (für die über 250.000 Beschäftigten im Ausland gilt das sowieso nicht). Zweitens: Der Pakt kann ab 2013 quartalsweise gekündigt werden und gilt damit nicht unbefristet. Drittens: Mit Zustimmung des Betriebsrats sind weiterhin betriebsbedingte Kündigungen möglich. Viertens: Entlassungen über den Verkauf von Unternehmensteilen sind weiterhin erlaubt. BenQ in Kamp-Lintfort lässt grüßen. Fünftens: Zum 1. Oktober werden bei der IT-Sparte SIS 2.000 Stellen abgebaut. Sechstens: Das Unternehmen trifft keine Aussage darüber, dass bis 2013 der Personalstand gehalten wird, was Stellenabbau durch Fluktuation und altersbedingtes Ausscheiden ermöglicht und Chancen auf Übernahme oder Neueinstellung verschlechtert. Siebtens: Es gibt verschiedene Beispiele von Heidelberger Druck über Daimler bis Deutsche Bahn AG, bei denen der Beschäftigungspakt nicht das Papier wert war, auf dem er geschrieben stand.

Warum also das Ganze? Um das Image aufzupolieren und den „Betriebsfrieden“ zu wahren. Weniger Widerstand ist besser für den Profit. Nur schade, dass unsere Gewerkschaftsoberen den Mist mitmachen und uns den Pakt als Erfolg verkaufen wollen.