Interview mit Fabian Bennewitz vom Münchener Bündnis Bildungsstreik. Die Fragen stellte Aron Amm
Wie kam es zur Besetzung des Audimax in der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)?
Sehr spontan. Zunächst hatten wir eine Besetzung in der Akademie der Bildenden Künste gestartet. Angefangen hatte das Ganze mit einer Solidaritätskundgebung für die Besetzung in Wien. Der Aufruf für unsere Solikundgebung verbreitete sich wie ein Lauffeuer – über SMS, E-Mails, Twitter, Facebook. Als wir den LMU-Hörsaal hier besetzten und unser erstes Plenum abhielten, tagte parallel der Konvent der Fachschaften. Dieser teilte uns dann seine Unterstützung mit. Das sorgte für große Begeisterung.
Welche Forderungen sind für Euch zentral?
Wir lehnen jegliche Art der Bezahlung von Bildung ab. Außerdem richten wir uns gegen Zulassungsbeschränkungen und fordern eine umfassende Reform des Bachelor/Masters-System. Da in München besonders viele Schüler bei den Bildungsprotesten aktiv sind, haben für uns Verbesserungen im Schulsystem ebenfalls einen hohen Stellenwert. Das mehrgliedrige Schulsystem lehnen wir ab. Unser Ziel sind Klassenstärken von maximal 20 Schülern; heute sind es oft 35, die es mit völlig überforderten Lehrern zu tun haben. Wichtig ist uns auch eine echte Demokratisierung der Schulen. In Bayern darf die SMV höchstens entscheiden, ob eine Wand rot oder weiß gestrichen wird. Aber nicht, ob sie überhaupt gestrichen wird oder wofür Gelder ansonsten verwendet werden.
Bislang engagieren sich vor allem Erstsemester bei der Besetzung des Audimax. Was denkt ihr, wie der Kreis erweitert werden kann?
Begonnen hat der Protest mit 50 Studierenden. Jetzt kommen schon 700 zu den Plena. Neben dem Bildungsstreiktag wollen wir nun Wissenschafts- und Kultusminister zu Debatten einladen. Außerdem haben wir eine Reihe AGen gebildet, um über inhaltliche Arbeit mehr Kommilitonen zu erreichen.
Wie sieht es mit Öffentlichkeitsarbeit aus?
München ist eine Medienstadt, das möchten wir ausnutzen. Uns ist es ganz wichtig, an die Bevölkerung ranzukommen und hier Unterstützung zu gewinnen. Als wir in der Innenstadt Plakate für den Bildungsstreik aufgehängt haben, war die Resonanz phänomenal. Es gab so gut wie keine negativen Äußerungen. In der U-Bahn meinte zum Beispiel einer: „Wird ja höchste Zeit. Irgendwann muss sich ja mal was tun.“ Selbst bei Schulrektoren gibt es Sympathie. Von Opelanern und anderen haben wir schon Solidaritätsadressen erhalten.
Noch ist es nicht so weit wie in Österreich. In Salzburg kochte zum Beispiel eine Oma Nudeln für die Streikenden. Ein Bauer wollte sogar eine Kuh spenden. Aufgrund der vielen Vegetarier wurde das dann dankend abgelehnt.
Wie kann die Bewegung weiter aufgebaut werden?
Ziel ist für mich eine europaweite Bewegung gegen „Bologna“. Denkbar wäre eine gemeinsame Bildungskonferenz mit Vertretern aus Deutschland und Österreich. Die jetzige Dynamik ist bereits unglaublich. Ständig hören wir von Uniprotesten in weiteren Ländern: in Polen, England, Italien… Ein Schlüssel für den Erfolg ist für mich die Vernetzung mit anderen sozialen Kämpfen.